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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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dann
verloschen sie ebenfalls, um den Raum wieder in Dunkelheit zu tauchen. Zurück
blieb eine leblose Gestalt auf dem kalten Boden vor dem Altar, die so weiß war,
dass sie zu leuchten schien.
    Nicos Lider flatterten unruhig, sie öffnete die Augen, nur um sich
gleich wieder der Schwäche in ihrem Körper zu ergeben. Sie sah Dinge, die sie
zuerst glauben machten, sie befände im Delirium, doch sie war einfach nur zu
weit weggetreten, um es gleich zu verstehen. Nach einiger Zeit kam die
Erkenntnis und sie stöhnte gequält auf, drehte den Kopf mühsam zur Seite, bekam
jedoch kaum ein Wort über die zitternden Lippen.
    „ No… no… puede ser… “ (Nein, nein,
das kann nicht sein)
Sie versuchte, die Hand nach etwas auszustrecken, das wohl nur sie sehen
konnte, sie fiel jedoch gleich wieder kraftlos auf den Boden. Nico verdrehte
schließlich die Augen und fiel zurück in die wenig erholsame Ohnmacht. Es war
im Moment besser für sie, weil die eben erlebten Eindrücke sonst zu viel für
ihre geplagte Seele gewesen wären.
     
    ° ° °
    Nico war die nicht einzige, die nicht friedlich hatte schlafen können.
Lord Aubrey, Damons Vater, trieb sich ebenfalls ruhelos in den Gängen des
Castles herum.
Jedoch nicht auf der Suche nach Vergnügen und Ablenkung oder eine törichte Idee
ausbrütend, wie die junge Sophora es gerade tat. Seine Frau hatte ein Mittel
gegen die Begleiterscheinungen der Affectio für sich entdeckt und ihm
war das nur recht. Ein Kind, das aus der Art geraten war, reichte ihm und er
hatte seine Schuldigkeit getan, indem er mit Imogen gleich bei der ersten sich
bietenden Möglichkeit einen Sohn gezeugt hatte. Mehr wollte er nicht. Es hatte
ihm immer gereicht, Damons Fehler ausbügeln zu müssen.
    Nico huschte eilig an ihm vorbei. Wohl darauf bedacht, nicht bemerkt zu
werden und so vertieft darin, dass sie ihn nicht sah. Er dagegen beobachtete
sie genau. Verfolgte sie heimlich, da ihre Gedanken vollkommen durcheinander
und außer Kontrolle geraten zu sein schienen. Er las sie. Tat es absichtlich,
weil sie noch keine ausreichende Abwehr gegen die Immaculates besaß und zudem
wirkte, als bräuchte sie vielleicht Schutz. Das, was sie da in ihren schmalen
kleinen Händen hielt, wollte ihm nicht gefallen. Es sah im Halbdunkeln der
Gänge, die nur vom Mond und ab und an einer kleinen Lampe oder Kerze in antiken
Ständern erhellt wurden, aus wie ein verdeckt gehaltenes Messer.
    Außerdem fiel in ihrem Kopf unbewusst mehrmals der Name seines Sohnes.
Was hatte Damon getan, um dieses Mädchen derartig zu verstören? Niemals wäre er
auf die Idee gekommen, das Kind selbst hätte sich irgendetwas zuschulden kommen
lassen. Dafür war sie zu gut. Zu naiv, zu vertrauensselig. Blake hatte sie
nicht nur in der Noctis Transitus beobachtet sondern auch in den Tagen davor.
Seit ihrer Ankunft im Castle. Zudem wusste er von ihrer Schwäche für Damon. Er
hatte schon einmal zuvor dessen Namen aus ihrem Bewusstsein heraus
aufgeschnappt. In Zusammenhang mit sehr romantischen Ausmalungen, die
vielleicht zu einem unbedarften Mädchen passten, aber ganz sicher nicht mit
Damons Vorstellungen kompatibel waren.
    Imogen hatte angedeutet, dass heute Nacht ein Fehler von Nico gemacht
worden war. Ein nicht umzukehrender Fehler. Wenn Damon eventuell damit zu tun
hatte, konnte das nur eins bedeuten und das verursachte in Blake Aubrey leichte
bis mittelschwere Übelkeit.
Das Kind litt gerade unermessliche Qualen. Liebeskummer womöglich. Aubrey
empfand tiefstes Mitleid mit ihr. Fast hätte er sie von hinten angesprochen,
doch das hätte der vollkommen in sich selbst gefangenen Nico nur einen Schreck
fürs Leben eingejagt. Außerdem war es eine dumme Idee, sie trösten zu wollen.
Schließlich waren sie beide nicht miteinander bekannt. Er hatte zwar dem Ritual
beigewohnt, sich bei der eigentlichen Festlichkeit zurückgehalten. Er war kein
Freund von kalten Häppchen.
    Nico sah nur das, was vor ihr lag. Behielt ihr Ziel, auf das sie sich
leider gedanklich nicht festlegte und ihn damit auch nicht verstehen ließ, was
genau sie vorhatte, genau vor Augen, sah nicht zurück und war überaus eifrig
dabei, sich für ihre blinde Dummheit auszuschimpfen. Imogen behielt also Recht.
Der Fehler, den sie in ihrer Vision gesehen hatte, war tatsächlich
eingetroffen.
Nico dachte an Bestrafung. Wen wollte sie bestrafen? Seinen Sohn?
Blake hatte das ungute Gefühl, dass die Dummheit, an die Nico dachte, noch
nicht vorbei war.
    Oh Gott! Sie riecht

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