Die Nacht der Uebergaenge
hatte. Doch
Nathan kannte Manasses und wusste, es wäre ihm herzlich egal gewesen. Das Leben
lernte man manchmal eben nur auf die harte Art und Weise. In Punkto
Vaterqualitäten konnten sich der europäische Anführer der Warrior und Valeriu Tatarescu
die Hände reichen.
Das wussten alle in dem Augenblick, als sie Cat schneller als gewohnt zu
Manasses herumwirbeln und Nico, mitgerissen durch deren Schwung, stürzen sahen.
Und das, was dann folgte, hatte Nathan mehr erahnt, denn gewusst. Es war
unglaublich.
Catalina fühlte sich von allem losgelöst, von Wut
durchdrungen, die wie heiße Lava durch ihre Adern kochte. Nicht ganz dem Gefühl
unähnlich, das sie in Nathans Armen erfasste. Heftig und nicht aufzuhalten. Ihr
kam es vor, als würde ihre Haut kochen und schließlich von den Knochen platzen.
Ihr Schädel wurde von einem stechenden Schmerz beinahe in zwei Teile gespalten.
Es machte ihr nichts aus, weil sie nur ein Ziel hatte: Diesem elenden Bastard
den Mund zu stopfen!
VATER?! VATER?! Ich habe keinen Vater!
Jegliche zusammenhängenden Gedanken wurden von einer neuen Welle des Zorns
weggespült und sie spürte ein heiseres Grollen in ihrer Kehle aufsteigen, dann
erschallte ein Brüllen in dem Raum, das die Decke zu sprengen drohte. Oder war
das nur Einbildung?
Catalina handelte nur noch rein instinktiv, ihr kam es vor, als würde sie durch
die Luft segeln, was seit der Umwandlung ja kein Ding der Unmöglichkeit mehr
war. Das Gesicht des Kriegers Manasses kam immer näher und sie weidete sich an
dem Entsetzen in seinem Blick, das sie triumphierend auflachen ließ. Allerdings
klang das nur für ihre eigenen Ohren wie ein Lachen.
Sie sprang den Mann an, so dass sie ihn von den Füßen fegte
und er auf den Rücken fiel, sie wollte ihn mit den Händen an den Schultern auf
den Boden drücken, doch irgendwie klappte das nicht richtig, es fühlte sich
merkwürdig an…
Der Krieger packte sie am Hals, wahrscheinlich um sich ihre
Fangzähne vom eigenen Hals zu halten, dessen Kehle ihm sie nur zu gerne
zerfetzt hätte. Sie war in einem Blutrausch gefangen und wollte darin baden,
bis nur noch kleine Stückchen von ihm übrig waren.
Er war stark, sie war aber stärker, wenn sie nicht gerade nach unten gesehen
hätte, dann hätte sie ihm die schöne Visage mit Freuden ruiniert.
Allerdings erblickte sie nicht ihre Hände, die auf seinen Schultern ruhten,
dort lagen zwei riesige Pranken. Wie die eines wilden Tieres!
Sie warf den Kopf zurück und brüllte ihren Schmerz und ihre
Wut hinaus, dann ließ sie von ihrem Opfer ab und taumelte mit unsicheren
Schritten zurück. Sie war auf allen Vieren! Sie fuhr herum und ihr Blick blieb
an dem Gesicht haften, das ihr wie ein Licht in der Dunkelheit erschien. Sie
wollte seinen Namen rufen, doch mehr als ein dumpfes Grollen verließ ihre Kehle
nicht.
Als sie ein paar unsichere Schritte gegangen war, stieß sie mit ihrer vorderen
Pranke gegen etwas Weiches, das auf dem Boden lag.
„Catalina? Es ist alles gut! Hab keine Angst!“, flüsterte
eine süße Stimme, die sich angenehm anhörte. Es war eine weibliche Stimme,
einen Mann hätte sie ganz sicher angegriffen.
Der rote Schleier senkte sich langsam, als sie eine Hand auf ihrer Stirn
zwischen den Augen spürte, wo mehr Platz zu sein schien, als sie gedacht hätte.
Nico hatte kaum genug Kraft aufgebracht, um sich auf die
Ellenbogen aufzustützen, in ihrem Kopf drehte sich alles. Die Bilder waren wahr
geworden…
Benommen wandte sie den Kopf und schnappte nach Luft bei dem Bild, das sich ihr
bot. Catalina hatte sich verwandelt. Eine Fähigkeit, die nicht viele Immaculate
besaßen, auch wenn der Irrglaube der Menschen Vampiren nachsagte, sie könnten
sich in niedere Lebensformen umwandeln. Das traf nur auf die Aryaner zu und
hoffentlich nicht auf sich selbst, auch wenn der Gedanken kindisch und
egoistisch war.
Nico hatte noch nie so etwas schrecklich Schönes gesehen. Eine eindrucksvolle
Löwin mit rotgoldenem, glänzendem Fell hatte den Krieger zu Fall gebracht und
in ihrem weit aufgerissenen Maul konnten sie zwei Paar beeindruckender Fangzähne
entdecken, die Nico an die eines Säbelzahntigers erinnerten. Sie war groß!
Und unglaublich stark!
Aber irgendetwas stimmte nicht, das prächtige Tier ließ von
ihrem Opfer ab und drehte sich um, so dass Nico ihre Augen sehen konnte. Ein
leuchtendes Lila mit der länglichen Pupille einer Raubkatze. Eigentlich hätte
sie vor Angst erstarren müssen, doch sie konnte das Geschöpf,
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