Die Nacht der Uebergaenge
auslösen, da die Wunden der Immaculates am Tag nur in
Zeitlupentempo heilten. Durch die hohe Konzentration von Sonnenlicht, das auf
die Kontrahenten in der Arena geschienen hatte, würde nicht einmal Cats Speichel
die Stelle verschließen können. Nathan musste sich bis Sonnenuntergang gedulden
und leiden. Sein Bruder war tapfer und Schmerzen nichts Unbekanntes. Deswegen
hielt er auch so gut aus, ohne jemanden irgendwie zu behelligen.
Es war ein fairer Kampf gewesen und Manasses eben der Bessere im Umgang mit der
gewählten Waffe.
Rys wusste ja nicht, das Nathan mit Catalinas Vater ein
Abkommen getroffen hatte, welches das Wohlergehen seiner zukünftigen Frau
betraf. Egal, ob sich die beiden nun nahe standen oder nicht, Manasses hatte
die Möglichkeit, hin und wieder seine Pflichten als Anführer zu unterbrechen,
um Cat zu besuchen. Das sollte er gefälligst tun. Es war nie zu spät, um sich
dem eigenen Fleisch und Blut zuzuwenden und sich zu kümmern. Zudem wollte der
Krieger Jagannatha eine offizielle Zuführung der Braut durch die eigene
Familie. Manasses sollte ihnen bei der Verbindungszeremonie seinen Segen geben,
seine Torheit, sie mit Raziel verbunden haben zu wollen, ihr gegenüber in einem
persönlichen Gespräch eingestehen, um Verzeihung bitten und sie anschließend
selbst an Nathan übergeben.
Das war die eigentliche Wiedergutmachung, die Nathan von Manasses einforderte.
Der Kampf, der danach in der Arena stattfand, war bloßes Training und zur
Belustigung oder Besorgnis aller, die jedoch nichts von den Hintergründen
wussten.
Nathan ging es nicht darum, den ersten Streich zu setzen. Er
ließ sich ganz bewusst treffen, ließ es allerdings nicht nach Anfängerfehler
aussehen, den Cat sofort durchschaut hätte, da auch sie etwas vom Kämpfen
verstand und ihn wahrscheinlich ganz direkt darauf angesprochen hätte. Vor ihr
etwas zu leugnen oder zu verheimlichen, war für Nathan über kurz oder lang
zwecklos. Sie hatte leichtes Spiel mit ihm, wenn sie es darauf anlegte. Aber
das machte ihm nichts. Es ging ihm nur darum, Catalina glücklich zu sehen.
Irgendwann würde sie ihren richtigen Vater vielleicht einmal brauchen, auch
wenn sie sich jetzt nichts sehnlicher wünschte, als ihm gleichfalls eins mit
dem Schwert überziehen zu dürfen. Sie war nur wütend und furchtbar enttäuscht.
Hass war etwas anderes. Cat war klug genug, um im Nachhinein zu wissen, dass
ein Mord an Manasses niemals all das ausgelöscht hätte, was ihr in der
Vergangenheit angetan worden war. Sie war nicht daran zerbrochen und mit der
Annäherung und Versöhnung mit dem Führer der europäischen Krieger blieben ihr
Jahre an Zeit. Nathan wollte nur die Weichen stellen. Familie bedeutete in
ihren Kreisen eben alles. Selbst wenn das von manchen, zu denen er zu gewissen
Teilen selbst gehörte, hartnäckig geleugnet wurde.
Nicos Vision überraschte alle. Chryses hätte fast höchst
amüsiert aufgelacht. Doch das alles war kein schlechter Scherz. Es war
todernst. Das brachte Finsternis über das Antlitz der Krieger, die sich nicht
vorstellen konnten, das eine Riege von Frauen den magischen Bund von Vier,
ergänzt durch Drei bilden konnte. Cat, Romy und Wendy zusammen mochten durchaus
Potential haben, selbst Nico würde gewiss lernen können, wie man kämpfte, doch
es waren immer noch Frauen.
Diese Art des Vorhersehens konnte nicht stimmen. Die arme
Sophora. Wahrscheinlich war ihr der Vollmond schlecht bekommen und mit dem
Altar der Immaculates war sie noch lange nicht vertraut. Rituelle Opfer hin
oder her, Chryses knirschte mit den Zähnen und wollte anstatt seines Bruders
Einwände erheben, die von der Devena und Führerin der neuen Riege mit
Leichtigkeit niedergeschmettert werden konnten, doch ausgerechnet der sonst so
besonnene und niemals rebellierende Nathan stand auf und ergriff das Wort.
„Bei allem Respekt, Salama. Awendela hat einen Eid geleistet.
Sie hat sich den Schwestern der Tri’Ora angeschlossen und kann unmöglich eine
der neuen Sieben sein. Nicht, dass es nicht eine große Ehre für mich wäre, sie
unter der Führung der Patrona des Hauses Lovania zu sehen, aber...“
Nathan hielt inne, sah einen Moment doch so aus, als hätte er Schmerzen und
berührte unbewusst die Stelle unter dem Hemd, wo der Verband lag, während er
seinen Blick über die versammelte Runde schweifen ließ, eine Sekunde länger als
bei den anderen bei Ash verharrte, dessen eisig blaue Augen einem durch und
durch gingen, sofern man ihn
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