Die Nacht der Uebergaenge
ungerade Zahl, so
dass er nicht damit rechnete, dass noch jemand erwartet wurde. Allerdings
wunderte er sich schon über die Sitzverteilung, weil Devena Catalina Ron
gegenüber saß, als hätte das eine besondere Bewandtnis.
Und das hatte es tatsächlich. Er saß in seinem Stuhl, als
hätte ihn der Schlag getroffen. Awendela war Teil einer neuen Quadruga? Einer
Riege von weiblichen Kriegern?
Er unterdrückte seinen ersten Impuls, aufzuspringen und laut zu protestieren,
dass es unmöglich Nathans Tochter sein konnte, die man erwählt hatte. An der
Wahrheit der Worte der Sophora zweifelte er nicht, denn sonst hätte das Orakel
die Sitzung nicht einberufen. In der Regel sah sie die Quadruga voraus, aber es
machte Sinn, dass Nico dieses Mal die Vision gehabt hatte, weil sie ja die
Vierte im Bunde war, das Bindeglied zwischen den beiden Dreien der Sieben, so
wie Bone das für sie war.
Sein Blick traf auf den von Ray, der am wenigsten von der
Eröffnung aus der Ruhe gebracht schien, aber das war immer so. Wenn einer aus
ihrem Bund noch zurückhaltender mit seinen Gefühlen war als er selbst, dann war
das sein Waffenbruder Ray.
- Das sind keine guten Neuigkeiten, Bruder… -, machte
Ray eine geheimnisvolle Andeutung.
- Zweifelst Du an ihren Fähigkeiten? Catalina und Romana
sind immerhin besonders auserwählt… Das war uns doch bekannt. -, erwiderte
Ash überrascht, dass Ray die Vision anzweifeln könnte.
- Darum geht es nicht! Zu Kriegern sind schon seit ewigen
Zeiten nur Männer berufen worden. Du weißt ganz genau, dass es nicht darum
geht, sie wegen ihrer Schwäche zu schützen, wo sehr viele Frauen unter uns noch
viel mächtiger als wir selbst sind… Dabei ging es um den Schutz unserer Rasse,
weil unsere Nachkommen noch viel wichtiger als die Leben von ein paar Kriegern
waren. Ich glaube mich zu erinnern, dass die Mutter des ehrenwerten Orakels
eine der letzten Kriegerinnen gewesen ist, die zu einem Siebengestirn gehört
hat. In friedvollen Zeiten werden nur Männer berufen, wenn nun Frauen erwählt
werden, dann bedeutet das nichts Gutes! Nimm nur die qualvollen Bilder, die das
Mädchen ereilt haben, das ist von Bedeutung! -
Ash schluckte trocken. Er zweifelte keines der Worte an, die
Ray ausgesprochen hatte. Er war das Hirn der Warrior. Nicht nur, wenn es um
Computer und Hightech ging, Ray war schließlich im Hause der Devena Morrigan
groß geworden, wo er Zugang zu den ältesten Schriften der Immaculate hatte.
Sein Herz krampfte sich bei dem Gedanken zusammen, Awendela
könnte durch ihre Berufung ein böses Schicksal ereilen. Wer wusste schon, ob
dieser Schutz, der die sieben Bloodrites ihnen bot, nicht doch eines Tages
zerbrechen würde. Es musste nur ein wirklich mächtiger Feind aufsteigen…
So wie die Feuerfontäne, die den Himmel in Nicos Vision zum Bluten gebracht
hatte.
Ash hatte keine Gelegenheit mehr, Ray zu antworten, weil sich
Nathan erhob und Widerspruch einlegte, den man von ihm als Letztes erwartet
hätte. Aber es ging um seine Tochter. Komischerweise sprach er nicht für
Catalina, die ihm doch eigentlich mehr Sorgen hätte bereiten müssen, weil sie
gerade erst umgewandelt worden war. Awendela war eine der Tri’Ora, sie konnte
auf sich selbst aufpassen, das hatte sie doch die letzen Jahre hinreichend
bewiesen. Dennoch würde sich Ash wohler fühlen, wenn sie bald wieder in diesen
geschützten Kreis zurückkehren würde.
Sein Blick glitt kurz zu Nico, die ihm das Gesicht zugewandt hatte, da neben
ihr ja noch ein freier Platz war. Tränen liefen ihr unaufhaltsam über die
Wangen und ihr Gesichtsausdruck war so gequält, dass Ash beinahe gebeten hätte,
sie doch aus der Sitzung zu entlassen, weil sie aussah, als würde sie unter der
Bürde ihrer verkündeten Worte zusammenbrechen.
„JAGANNATHA DRACO! DU WAGST ES, UNTER MEINEM DACH DAS WORT
DER SOPHORA DES HAUSES LOVANIA ANZUZWEIFELN?!“, tobte das Orakel und ließ ihre
flache Hand donnernd auf den Tisch knallen, so dass das dort liegende Schwert
abhob und klirrend auf die Tischplatte zurückfiel.
Ash brauchte nicht in ihre Richtung zu sehen, um zu wissen,
dass ihre Augen vor Wut rot aufglühen würden. Ihr Wort war für sie Gesetz, und
es wagte selten jemand, ihr zu widersprechen, weil ihm das in keinem Fall gut
bekommen würde.
„Bitte… Wenn Du Beweise brauchst, die über das Riskieren
ihres Lebens hinausgehen, so soll es sein! Es sind deine Zweifel, die nun für
sie die größten Qualen mit sich bringen werden! Vielleicht
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