Die Nacht der Uebergaenge
beschützen. Ihre Art, ihre Frauen, ihre
Nachkommen. Ohne Raynors Gedanken gehört zu haben, dachte er just in diesem
Augenblick genau dasselbe.
Wenn jetzt Frauen berufen wurden, bedeutete dies nichts
Gutes.
Der flammende Zorn in seinen Augen und seinem gesamten Körper
ängstigten das Mädchen nur noch mehr. Dabei war er der Letzte, vor dem sie sich
fürchten musste. Niemals würde er ihr etwas tun.
Nathan löste sich aus seiner starren Haltung, eilte um den Tisch herum an Nicos
Seite und seine Wut verschwand in dem Augenblick, als er sich unter den
gefühlsgemischten Blicken seiner Brüder vor Nico hinkniete, zu ihr aufsah und
sich aufrichtig und ernsthaft bei ihr entschuldigte.
„Ich habe nicht an Euch gezweifelt, Nicolasa, sondern nur an
mir selbst. Eure Worte und alles, was Ihr gesehen habt, sind wahr. Vergebt mir
meinen Zorn, der nicht gegen Euch gerichtet war und vergebt mir, dass ich nicht
aufhalten konnte, was Ihr gerade sehen musstet. Mir tut es leid, Sophora. Ihr werdet
den letzten Platz in der Quadruga hervorragend ausfüllen und Catalina stets mit
Stolz erfüllen. Für meine Tochter wird es eine große Ehre sein, neben Euch zu
kämpfen.“
Dann erhob er sich und da Nico immer noch schluchzte und die
Tränen in Strömen liefen, setzte sich Nathan ein weiteres Mal über sämtliche
Regeln hinweg, um sie an seine Brust zu drücken und ganz fest zu umarmen. Sie
brauchte den Trost mehr als er. Rang und Titel spielten keine Rolle.
Schließlich erlebte sie die Leiden anderer wieder und wieder so, als sei es das
erste Mal und niemand war da, der diese Aufgabe von ihm hätte übernehmen
können.
„Es wird alles gut werden, Nico. Hab keine Angst“, flüsterte
er ihr ermutigend zu.
„Wir alle sind bei dir. Auch wenn du das Gegenteil glaubst, will dir hier
niemand etwas Böses. Ich glaube an dich und habe ebensolches Vertrauen in deine
Fähigkeiten, wie in die Catalinas. Ich zweifle nicht an meiner Frau, also werde
ich das bei ihrer Sophora ebenfalls nicht tun. Du gehörst zu unserer Familie,
Nico. Und du wirst gebraucht. Dein Platz bei den Vieren ist der Wichtigste. Du
hältst alles zusammen. Das darfst du nicht vergessen, selbst wenn dich größte
Zweifel plagen. Du kannst das. Du bist eine der stärksten Persönlichkeiten, die
ich je getroffen habe.“
Das meinte er ernst und er hielt sie ganz fest. Er würde sie erst wieder
freigeben, wenn sie Widerstand leistete oder aufgehört hatte zu weinen. Über
den langen Tisch hinweg traf sich sein Blick mit dem des Orakels. Er schlug die
Augen zuerst nieder, doch auf eine Entschuldigung seinerseits konnte Salama
lange warten.
Das Orakel beobachtete das Tun des Kriegers Jagannatha mit
Zufriedenheit, da es genau das war, was das Mädchen gerade brauchte. Trost und
Zuwendung, wenn schon ein anderer holzschädliger Krieger für ihre angegriffene
Konstitution verantwortlich war.
Die wenigsten Warrior konnten verbergen, dass sie den Drang verspürten, sie
dafür anzugreifen, dem Kind so etwas Schreckliches angetan zu haben. Die beiden
Devenas waren zutiefst verstört, besonders Catalina, die wusste, was man
Awendela angetan hatte.
Salama schnalzte bedauernd mit der Zunge und legte ihre Hand über den Griff des
Schwertes, das sie sich hatte schmieden lassen, weil sie zu gerne in die
Fußstapfen ihrer Mutter getreten wäre, doch das Schicksal hatte andere Pläne
mit ihr gehabt. Sie war selbst einmal ein junges Ding mit Träumen und Wünschen
gewesen und sie hatte sich bestimmt nicht auf dem Thron des Orakels gesehen.
Sie war noch niemals so machtbesessen gewesen, aber ihre Fähigkeiten hatten sie
zu dem gemacht, was sie heute war. Es hatte keine Wahl für sie gegeben.
„Wenn es euch leichter fällt, die Grausamkeiten einer Vision
auf mich abzuwälzen, um damit zurecht zu kommen, so sei es… Kriege werden aber
nicht nur auf den Schlachtfeldern geführt, sie beginnen in den Köpfen der
Menschen, seien sie nun Immaculate oder nicht. Wir sprechen von einem Segen,
wenn uns diese Bilder ereilen, das verschleiert aber nur die Tatsache, was
diese Bilder mit dem Empfänger anrichten können. Ich möchte für alle hier am
Tisch klar machen, dass es ungeheurer Stärke bedarf, um solche Dinge auf Dauer
verarbeiten zu können. Für einen gewöhnlichen Menschen umso mehr. Nicolasa
wurde zum Glück sehr gut durch ihren Vater vorbereitet… Ich habe zu meinem Leid
schon sehr viele Breed mit visionären Fähigkeiten darüber verzweifeln sehen,
weil es kein Entkommen davor
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