Die Nacht der Uebergaenge
war. Das von Manasses,
der ohne den Umhang neben ihr in sicherem Abstand stand. War sie in ihrer
Trance gefangen hierher gelaufen? Merkwürdig… Sie
konnte sich nicht erinnern.
Das Orakel beugte sich sofort dem Wunsch der Devena, der dem
ihren entsprach. Das Kind hätte nie so weit kommen sollen. Weitere
Kunststückchen würden ihren Horizont wirklich sprengen. Sie nahm von ihrem
kleinen Geist Besitz, der keinerlei Barrieren bot, weil sie so außer sich war.
Wie eine Glaskugel, die in tausend Stücke gesprengt worden war. Bekky erhob
sich wie ein gehorsames Kind und wurde an der Tür von Lilith in Empfang
genommen, die sich darum kümmern würde, die Gedanken des Mädchens nach dem
Wunsch ihrer Schwester zu sortieren.
Auf den Lippen des Orakels zeichnete sich ein feines Lächeln
ab, weil sie die Begegnung zwischen ihr und Awendela klar vor Augen hatte.
„Bitte zieht euch zurück! Ihr werdet alle von den Gästen erwartet! Wir
schließen uns euch so bald wie möglich an! Verlasst den Saal am besten über den
Seitenausgang, ich will nicht, dass man euch den Aufruhr ansieht! Kühlt euch
ab! Ich will keinen Unmut unter meinen Kriegern! Es gibt keinen Grund mehr
dazu! Mit der Aequatio wird alles bereinigt sein! Manasses, du
bleibst bitte zurück! Nico? Erklär doch Romy bitte, was geschehen ist, danach
darfst du zu Catalina!“, befahl das Orakel, um für genug Privatsphäre für die
kommende Prozedur zu sorgen, die nicht von jedermann gesehen werden sollte. Das
würde der stolzen Devena nicht gefallen.
Romy sah fragend zu Nico auf, die sich hinter sie kauerte und
eine Hand auf ihre Schulter legte, um sie sanft zu streicheln. Ihre leise
geflüsterten Erklärungen veranlassten sie, die Augen weit aufzureißen und mit
brennenden Wangen zu dem Krieger aufzusehen, der gerade leise vom Orakel ins
Gebet genommen wurde. Sie standen hinter dem Altar und sahen beide nicht zu ihr
her, so dass sie in ihrer Verlegenheit zum Glück allein war.
„Ein Geist… Vor ein paar Tagen hätte ich dich für verrückt erklärt, Nico! Ich
verstehe es nicht ganz, aber das ist bestimmt der Grund für die Ohnmacht
gewesen!“
Das und ihr allgemein schwacher körperlicher Zustand… Aber damit musste sie Nico nicht belasten,
die ja eigentlich für Cats Wohl zuständig war.
Sie konnte das betroffene Gesicht des Mädchens zum Glück nicht sehen, die
Zwiesprache mit Mélusina hielt. Sie hatte genug Einblick in ihren Körper
gehabt, als sie diesen von dem anderen Geist befreite.
„Romy war ein paar Minuten von einem wütenden Geist besessen…
Das hat negative Energien hinterlassen, die mein Schutzgeist ihr bei der
Austreibung nicht ganz nehmen konnte… Sie hätte dazu länger im Körper
verbleiben müssen, aber das ging nicht. Sie verstehen?“, berichtete Nico
jemandem, der direkt neben ihr kniete und den Romy bisher nicht bemerkt hatte,
weil ihr Sichtfeld sich erst langsam wieder erweiterte. Das musste ein ziemlich
fieser Geist gewesen sein, wenn sie nach dem Gefühl ging, das ihr in den
Knochen steckte. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie weiter hinterfragt, was
passiert war, aber gerade war es ihr recht, sich einfach zu erholen.
Es war eine junge Frau, die scheinbar schon für die Party
umgezogen war. Sie erfasste flüchtig ein schwarzes Cocktailkleid und blieb dann
an ihrem Gesicht hängen, das auf der linken ihr zugewandten Seite von bösen
Striemen entstellt war. Allerdings zuckte sie bei dem Anblick nicht zusammen,
das wäre auch wirklich unhöflich gewesen. Es waren nicht die ersten
Entstellungen, die sie zu Gesicht bekam. Es tat ihr leid, dass es die junge
Frau im Gesicht getroffen hatte, aber es gab ja heutzutage gute
Schönheitschirurgen… Ihre Augen allerdings ließen Romy überrascht blinzeln,
weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass die Frau eine Immaculate war.
Die waren alle immer makellos, jedenfalls diejenigen, die sie bisher getroffen
hatte. Sie konnten sich doch selbst heilen, oder nicht?
Vielleicht verwechselte sie in ihrem Zustand auch nur die Tatsachen. Romy würde
keine Fragen stellen. Sie lehnte ihren Kopf gegen Nicos Schulter, die ihre
Seite noch nicht verlassen hatte, worüber sie gerade ziemlich froh war.
„Tut mir leid, wenn ich Sie nicht angemessen begrüßen kann…
Warum sind Sie hier?“, fragte sie dann doch, weil die Neugier siegte.
Hinter ihnen verließen die Krieger zögernden Schrittes den großen Saal und Romy
hielt den Blick starr auf die Augen der Frau gerichtet, die neben ihr kniete.
Es
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