Die Nacht der Uebergaenge
ich...“
Bekky zitterte. Sie verstand nicht, worauf Wendy plötzlich hinaus wollte. Und
sie wollte ganz bestimmt nicht mit Romy tauschen. So hatte sie das doch gar
nicht gemeint. Das klang aus Wendys abscheulichem Mund ja fast so, als wäre sie
eifersüchtig auf ihre Schwester. Dabei machte sie sich doch einfach nur Sorgen
und wollte sie nicht verlieren. Sie wollte nicht allein sein.
„Ja, genau. Du! Du! Du! Wann begreifst du endlich, dass die
Welt nicht aus Zuckerwatte besteht und vor allem nicht nur aus dir, Highschool-Queen ? Aber nein, warte... lass mich
dir zeigen, worauf du so scharf bist, Rebeka- Schätzchen. Vielleicht ist dein
bisher noch so beschränktes Wesen dann bereit, dazu zu lernen.“
Wendy warf ihr einen spöttisch grausamen Blick über die Schulter zu. Die
schwere Tür vor ihr öffnete sich wie von Geisterhand und Bekky setzte alles
daran, sich gegen die Dunkelheit dahinter zur Wehr zu setzen. Sie stemmte die
Absätze in den Boden, doch auch diesmal taten die Schuhe nicht das, was sie
sollten. Wendy schleifte sie hinter sich her, als wäre sie nichts weiter als
eine Puppe oder ein Hündchen, das mit ihr auf den Spielplatz kommen sollte. Einem Spielplatz der Hölle.
„ROMY!“
Es war ihr egal, ob sie in dem Moment als sie in Wendys Schlepptau den Saal
betrat, die Blicke der anderen auf sich zog. Finstere Blicke, denn sie gehörte
nicht hierher, aber Bekky ignorierte diese, so gut es ging.
„WAS HABT IHR MIT IHR GEMACHT? ICH WUSSTE ES! IHR SEID GEFÄHRLICH!“
In diesem Moment zählte nur ihre Schwester, die ohnmächtig auf dem Boden lag
und von dieser Krankenschwester umsorgt wurde, die überhaupt kein Recht dazu
hatte, sie anzufassen.
„Lass sie sofort in Ruhe! Weg da!“, zischte sie der armen Nico zu, die sich
lediglich bemüht hatte zu helfen, stieß sie fort, um deren Platz auf dem Boden
einzunehmen und beugte sich besorgt, erneut mit Tränen in den Augen über Romy,
die keinerlei Lebenszeichen von sich gab.
„Romy? Romy, ich bin es, Bekky! Wach doch bitte auf, ja? Bitte, es wird alles
wieder gut. Ich bin ja hier. Lass mich nicht allein.“, flüsterte sie
eindringlich auf Romy ein, als sei das die einzig richtige Lösung für ihre
Probleme.
Der eben noch gehässige Gesichtsausdruck von Wendy
verwandelte sich in einen des Bedauerns. Die Zuneigung der Schwester war
aufrichtig in diesem Zustand nur nicht im Geringsten hilfreich.
„Warrior, ehrenwertes Orakel.“ Wendy verbeugte sich leicht in Salamas Richtung,
um ihren Respekt anzudeuten, den sie trotz ihres überstürzten Eintretens mit
Gast nicht vergessen hatte.
„Devena. Es freut mich ganz besonders, auf Euch zu treffen.“
Auch Cat bekam eine Verbeugung, obwohl Wendy etwas irritiert über deren Aufzug
war, was sie den Mann, der hinter Catalina stand auch mit einem kurzen
Blickwechsel wissen ließ. Die Devena trug statt des rituellen Gewandes dessen
Cape.
Oh, sie sprach mit ihr! Sie war die
Devena!
„Die Freude liegt ganz bei mir…“, antwortete Cat zögernd, weil sie eine
Vorahnung hatte, die nichts Gutes verhieß.
Das lag nicht an den Narben, die ihr Gesicht entstellten. Sie hatte nicht
vergessen, wie unangenehm es war, wenn andere darauf starrten, also sah sie der
jungen Frau nur in die Augen. Wunderschön! Wie ein Regenbogen, der sich auf einer
milchigen Wasseroberfläche spiegelte.
„Ich wünschte die Umstände wären in diesem Augenblick unter
allen Bedingungen etwas erfreulicher.“ Damit ließ sie Nathan und Cat stehen,
wandte sich ebenfalls der am Boden liegenden Romy zu und prüfte ihren Puls
genauso wie Nico das ein paar Minuten zuvor getan hatte. Es war noch nicht zu
spät, aber sie würde den Teufel tun und Bekky, nachdem sie sich so unmöglich
aufgeführt hatte, Hoffnung schenken.
„Ihr geht es schlecht.“ Eine festgestellte Tatsache, die
jeder sehen konnte und die vollkommen ohne Wertung ausgesprochen wurde.
„Wenn ihr noch länger damit wartet, sie zu einer Immaculate zu machen, könnte
das bei der Prozedur zu ihrem Tod führen.“
Auch das war nur eine Tatsache von vielen, die allen Anwesenden hier durchaus
bewusst sein durfte. Nicht einmal Bekky würde in der Lage sein, diesen Umstand
zu ignorieren.
„Ich bin sicher, das war genau das, was du dir für sie gewünscht hast, nicht
wahr?“
Das Mädchen biss sich auf die Lippen, nicht fähig auch nur annähernd ein klares
Wort hervorzubringen, was ihr Empfinden und ihre tiefe Scham ausdrücken konnte
und schüttelte den Kopf.
Für Wendy kam die
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