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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nenne, verehrte Devena. Zumindest unter uns. Ich bin Wendy. Es freut
mich wirklich sehr.“
Dieses Angebot der Vertrautheit kam nun doch sehr plötzlich. Ein behagliches
Gefühl breitete sich in Wendy aus. Sie hatte sich nicht in dem Charakter der
neuen Devena getäuscht. Sie war stark, mutig und überaus freundlich. Wenn
Catalina ebenfalls so war, dann konnten sie alle vielleicht einen
freundschaftlichen Umgang pflegen, der im Nachhinein zwar sehr einseitig
ausfiel, da Wendy an ihre Aufgaben und an ihren Vater denken musste, der dem
ganzen höchstwahrscheinlich nicht gewachsen war. Nicht,
wenn er mir die ganze Zeit ins Gesicht sehen muss.
     
    Romy lachte trocken und warf dem fließenden Blut auf dem Arm
der jungen Frau einen skeptischen Blick zu. Nun gab es keine Ablenkung mehr.
Die Fremde hatte sich vorgestellt, sie würden praktisch darauf anstoßen können,
sich beim Vornamen zu nennen.
„Gott, Nico… Bei dir klingt alles immer so einfach und so plausibel! Ich hoffe,
du hast Recht oder dein Schutzgeist!“, murmelte sie und griff nach dem
dargebotenen Gelenk, um es zögernd zu sich heran zu führen.
    „Nur zu!“, bekräftigte Wendy Romy noch einmal darin, von ihr
zu trinken.
    Romys Augen brannten, doch sie ließ das Weinen lieber sein.
Vielleicht würde das von der edlen Spenderin als Beleidigung aufgefasst werden?
Transfusion… Es ist eben eine orale Transfusion! ,
versuchte sie, sich innerlich zu beruhigen.
Wäre es ihr leichter gefallen, wenn Rys das für sie tun würde?
Der Gedanke erschreckte sie und sie senkte schneller als geplant den Mund auf
den blutenden Schnitt. Ihre Augen wurden zuerst groß dann schloss sie sie, weil
die ersten Tropfen besser schmeckten, als alles, was sie bisher getrunken oder
gegessen hatte. Wie von selbst nahm sie ein paar tiefe Schlucke, bis sie sich
von dem Blut losriss, weil sie ihre eigene viel zu positive Reaktion darauf
bestürzte. Sie fiel schwer gegen Nico zurück und atmete gehetzt, ohne zu
Nathans Tochter aufzusehen.
     
    Romys Gedanken hielten Wendy davon ab, zu tief in die
Geschehnisse der Vergangenheit zu versinken. Sie dachte tatsächlich daran, ob
sie genauso zögern würde, wenn Chryses ihr sein Blut anbieten würde. Sie mochte
ihn. Auf Wendys Lippen zeigte sich ein feines Lächeln. Wenn er ihre erste Wahl
war, so war es eine gute Wahl. Chryses war ein guter Mann. Aus dem besten Haus
der Immaculates. Sie hütete sich jedoch, Romy darin zu bestärken. Sie war nur
hier, um zu helfen und eigentlich nur deswegen, weil sie Catalina hatte treffen
wollen. Alles andere war nicht ihre Angelegenheit. Die Warrior würden es ihr
unter Umständen übel nehmen, wenn sie sich einmischte.
Als ob sie sich jemals davon hatte einschüchtern
lassen. Schließlich mochten es einige der Männer gar nicht, wenn man zu sehr
mit ihnen liebäugelte und zu sehr zu Willen war. Wendy hatte niemals mehr als
eine harmlose Unterhaltung mit ihnen geführt. Sie respektierte deren Tun,
genauso wie die Warrior ihre Aufgaben respektierten. Außerdem hatte sie, wenn
überhaupt, nur den Mitleidsbonus und der konnte ihr gerade mal gestohlen
bleiben.
     
    Es war ein schwerer Schlag für Romys Stolz und ihre
Selbstbeherrschung, dass sie den Kampf gegen diese Gier so schnell verloren
hatte. In ihr kochte etwas hoch, das sie nur sehr selten bewusst verspürt
hatte.
    „Oh, Gott! Haltet euch bloß die Ohren zu!“, gab Romy keuchend
von sich und dann brach der mentale Schrei aus ihr heraus, der weit
durchdringender war als der, den sie im Eagle Building ausgestoßen hatte. Sie
hatte vergessen, dass es man ihn nicht wirklich hören konnte. Ihre eigenen
Ohren klingelten davon, aber Nico hatte Glück, weil sie noch keine Immaculate
war. Alle anderen würden bestimmt große Schmerzen haben.
    „Tut mir leid! Es tut mir leid! Ich weiß nicht, warum ich das
nicht aufhalten konnte…“
Romy rollte sich zusammen und lehnte ihren Kopf gegen Nicos Schulter, die sie
fest in den Armen hielt und wie kleines Kind wog, was sie im Moment als sehr
tröstend empfand.
     
    Wendy sank nach der Blutspende seitwärts von den Knien zurück
auf ihren Hintern und begann gleich damit, die Wunde zu verschließen, während
Romy gestützt durch Nico Halt fand und nicht glauben konnte, was sie da eben
getan hatte. Dabei war alles in bester Ordnung und ihre Reaktion auf das Blut
nur natürlich. Sie würde sehr bald, wie angekündigt, mehr davon haben wollen
und Wendy hoffte, dass sie sich dann in einer angemesseneren Gesellschaft

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