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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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das
mit Romy? Waren diese Ungeheuer allesamt allwissend?
Bekky war einer Ohnmacht nahe, doch Wendy ließ es nicht dazu kommen. Sie
präsentierte ihre strahlendweißen Fangzähne, was zusammen mit den Narben auf
ihrem Gesicht wirklich grausam aussah und das Mädchen konnte nur noch außer
sich vor Atemlosigkeit und heiser von den vielen Tränen krächzen, sie solle
ihrer Schwester bitte, bitte nichts tun.
     
    „Warum bist du nicht dort geblieben, wo du warten solltest?
Warum konntest du nicht ein einziges Mal das tun, worum man dich gebeten hat?
Weißt du, wie undankbar du bist? Deine Schwester ist bereit, sich für dich zu
opfern und wie dankst du es ihr? Der Tod wäre für sie eigentlich eine Erlösung.
Eine Erlösung von dir .“
Diese Worte hatten zur Folge, das Bekky aus ihrer ängstlichen Starre aufwachte
und wild gegen Wendys festen, unnachgiebigen Griff ankämpfte. Sie konnte ja
nicht wissen, das Wendy keineswegs vorhatte Romy zu schaden, sondern mit einer
Art Schocktherapie helfen wollte, nach dem all die guten Worte, die man ihr
entgegen gebracht hatte, nichts genutzt zu haben schienen.
    „NEIN! SIE LIEBT MICH! DU DARFST IHR NICHTS TUN! BITTE! TU
IHR NICHT WEH! TU IHR NICHTS! IHR SEID MONSTER! ICH HASSE EUCH! UND ROMY HASST
EUCH AUCH!“
    Es war ein Kampf von David gegen Goliath. Nur dass David
diesmal verlor, weil keine Steinschleuder, sondern nur unbequeme Schuhe mit
hohen Absätzen zur Hand waren, die nicht einmal annähernd in Reichweite von
Wendys ungeschützten Schienbeinen kamen. Erst jetzt bemerkte Bekky, das Wendy
genau das trug, was sie eigentlich hatte tragen wollen. Ein schwarzes,
einfaches Cocktailkleid, das irgendwie schon seit Jahren für jede Art von
Feierlichkeit herhalten musste, weil es in Wendys Welt nicht um materielle
Dinge ging. Sie war eine Botin von Leben und Tod. Sie erleichterte und erlöste,
half und heilte. Sie rüschte sich nicht auf wie die Frau eines Großwesirs auf
dem Weg zum Basar.
Bei Bekky jedoch schien Hopfen und Malz verloren gegangen zu sein. Da halfen
nur noch grobe Mittel und sie würde ihren Vater oder einen der Krieger zu Hilfe
bitten, sich einmal ausführlich mit diesem Mädchen zu unterhalten. Auf die
harte Tour und ohne Schmeichelei. Anders bekam man die Grütze in ihrem Hirn
sicher nicht zu etwas Anständigem hin.
Um sie herum fielen Porzellanvasen krachend von ihren Blumensäulen, auf denen
sie prachtvoll gefüllt gestanden hatten, Wandgemälde lockerten sich aus ihren
Verankerungen an der Wand und die dezente Beleuchtung der Halle flackerte an
und wieder aus. Immer heftiger, je mehr Bekky gegen Wendy kämpfte.
    „Du bist wirklich noch selbstsüchtiger als ich dachte,
Mädchen!“
Die Rangelei setzte sich bis zu dem Punkt fort, an dem schließlich der goldene
Kronleuchter über ihren Köpfen von der Decke zu krachen drohte und Bekky, die
einen Moment nicht aufpasste, den Halt auf ihren hohen Schuhen verlor und sich
danach in einer unbequemen Umarmung von Wendy wiederfand, die ihr nur zu gern
für diesen Aussetzer die Knochen gebrochen hätte, wäre sie nicht die Schwester
einer Devena.
    „Hör auf mit diesem Zirkus oder ich tue dir weh. Du bist Gast
in diesem Haus, also benimm dich dementsprechend.“, herrschte sie Bekky an, die
sich unter dem Druck von Wendys Armen, die noch nicht einmal ein Drittel ihrer
Kraft anwendeten, ganz schnell nachgab und sich tatsächlich still verhielt. Bis
zur nächsten Möglichkeit, Wendy auch noch die andere Hälfte ihres Gesichts zu
zerkratzen.
Doch sie hatte vergessen, das Wendy einen immerwährenden Zugriff auf ihre
Gedanken hatte und damit einen klaren Vorteil genoss. Wendy wollte sie noch
einmal schütteln, doch der Ruf des Orakels hallte in ihrem Kopf wieder und die
Sache schien keinen Aufschub zu dulden. Bekky wollte wissen, was man mit Romy
zu tun gedachte? Gut, dann sollte sie vielleicht dabei zusehen, statt außen vor
gelassen und beschützt zu werden. Sie griff nach Rebekas Handgelenk und zog sie
mit sich zur schweren, mit goldenem Stuck verzierten Tür, hinter der man
zumindest das Mitglied der Tri’Ora erwarten würde.
    „Was ist dein Problem, Rebeka?“ Plötzlich klang Wendy
einschmeichelnd und überhaupt nicht mehr grob.
„Wärst du gern an Romanas Stelle? Ja? Würdest du gern mit ihr tauschen und an
ihrer statt von diesen gutaussehenden Männern umgarnt werden? Wärst du gern wie
sie? Hättest du gern die gleichen Abenteuer erlebt, die in deinen Ohren einfach
unglaublich klingen müssen?“
    „Ich,

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