Die Nacht der Uebergaenge
huschte.
Der Raum war viel größer, als sie gedacht hatte, wahrscheinlich waren für diese
Gelegenheiten mehrere Zimmer durchgängig gemacht worden.
Dann prallte sie gegen eine breite Männerbrust und wurde von zwei
starken Armen aufgefangen, so dass alle Luft aus ihren Lungen gepresst wurde
und sie hilflos in ein dunkles Augenpaar aufsah, das sie amüsiert taxierte.
„Hoppla, nicht so hastig, meine Liebe!“, sagte eine träge Stimme, die irgendwie
einschläfernd wirkte.
Nico stützte sich mit beiden Händen auf einer breiten Brust ab, doch sein Griff
wurde nicht locker. Im Gegenteil. Sie wand sich ungemütlich, doch er schien es
nicht zu bemerken oder absichtlich zu übersehen.
„Es tut mir leid, ich habe nicht auf den Weg geachtet! Ich glaube, ich habe
mich verlaufen…“, flüsterte sie atemlos und blinzelte zu ihm herauf, weil sie
den Blick nicht von seinen Augen lösen konnte. Sie schienen noch viel dunkler
zu sein als ihre.
Er löste einen Arm von ihr und nahm ihre Hand von seiner Brust, um sie
an seinen Mund zu führen, auf deren Rücken er dann einen Kuss hauchte.
„Gestatten? Mein Name ist Edward Sterling, Miss D' Amores! Der Name passt
wirklich gut zu Ihnen! Sehr verheißungsvoll!“
„Nico genügt vollkommen!“, wehrte sie das Kompliment verlegen ab und
wollte den Blick senken, aber sie schaffte es einfach nicht. Ihr gesamter
Körper schien unter einem Bann zu stehen, sie konnte sich nicht rühren, während
er scheinbar jedes Detail ihres Gesichtes studierte.
Mit den Fingerspitzen der erhobenen Hand glitt er über die Haut ihrer
Wange, dann ihren Hals herunter, wo ihre Hauptschlagader heftig im Rhythmus
ihres galoppierenden Herzschlags pochte.
„So weich, so weiß, so rein… Einfach wunderbar!“, flüsterte er in ihr Haar und
Nico glitt ein ängstlicher Schauer über den Rücken.
„Bitte, ich muss zurück…“, bat sie mit schwacher Stimme, wehrte sie aber
nicht, als er sie an der Hand weiter durch den halb dunklen Raum führte. Sie
fühlte sich, als hätte sie viel mehr getrunken als nur ein Glas Champagner. Mit
einem Mal wünschte sie sich, sie hätte sich nicht vor Damon versteckt. Bei ihm
würde sie sich nicht so merkwürdig fühlen. Oder noch viel mehr...
Edward Sterling blieb an einer der Nischen stehen, in der eine
unglaublich schöne Rothaarige saß, deren grüne Katzenaugen sie spöttisch anblitzten.
Sie lag ausgestreckt auf einem Diwan und ließ sich einem jungen Mann gerade mit
ein paar Happen von dem bereitstehenden Teller verwöhnen.
„Meine kleine Schwester Tulip. Das ist Nico, aber eine Vorstellung ist bestimmt
überflüssig, oder?!“
Die junge Frau verzog die rot geschminkten Lippen zu einer Schnute und bedachte
Nico mit einem müden Blick.
„Also wirklich, Edward! Was willst du mit ihr? Dein Geschmack lässt zu
wünschen übrig! Außerdem hat sie eine Schwäche für Damon!“
Sie lachte gemein und Nico zuckte zusammen, dadurch wachte sie ein Stück weit
aus ihrer Trance auf und entzog dem Fremden ihre Hand, um vor ihm wegzulaufen.
Es war ihr furchtbar peinlich, so leicht durchschaut zu werden. Sie durfte in
keinem Fall mit Damon zusammen treffen!
Edward fing sie allerdings sehr schnell wieder ein und zog sie in eine
der freien Nischen, wo er den Stoff tiefer über den Eingang zog. Nico atmete
gehetzt und wich vor ihm zurück, bis sie mit den Kniekehlen gegen ein
Möbelstück stieß und das Gleichgewicht verlor, so dass sie auf weichen Kissen
landete und sich mit beiden Händen abstützen musste, um nicht völlig hinten
über zu kippen.
„Armes Mädchen! Ausgerechnet Damon!“
Die Worte klangen bedauernd, troffen dennoch von beißendem Spott, so dass Nico
Tränen in ihre Augen schießen spürte.
„Tulip meinte es nicht so, sie ist nur eifersüchtig, sie denkt, dass sie
Damon für sich gewinnen kann, aber mehr als eine heiße Affäre ist da nicht
drin! Du siehst aber ziemlich überrascht drein für eine Sophora! Dass Damon ein
Frauenheld ist, sollte dich nicht dermaßen erstaunen! Aber am Ende wird ihn
meine andere Schwester kriegen! Jinx bekommt immer, was sie will! Aber wer
interessiert sich schon für diesen Krieger, süße Nico!“
Edward setzte sich zu ihr und schenkte aus einem bereitstehenden Kühler
eisgekühlten Champagner in zwei Kristallschalen, um ihr eine zu reichen. Nico
griff nach dem Glas, obwohl sie es nicht wollte. Er zwang sie dazu. Sie war
versucht, Mélusina zu rufen, aber das hätte nur bedeutet, wieder als klein und
schwach da zu stehen. Sie
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