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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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mochte, und es mit so ziemlich jedem trieb, wenn
der Mond hoch genug stand, Jinx jedoch so wichtig war wie die exquisite Haute
Couture, die sie am Leib trug. Es galt zu planen und für sich selbst die besten
Chancen auszuloten. Wenn Creon nichts für sie war, dann konnte sie später immer
noch zu Damon zurückkehren, der ja sonst auch nicht gerade allzu wählerisch
war.
    Damon wusste ganz genau, was Jinx auf ihrer Eroberungstour durch den
Kopf ging. Er hatte sich selbst davon einlullen lassen. Die junge Dame war
kälter als Ash gucken konnte. Selbst wenn der sich noch so viel Mühe gab, würde
er niemals die Minusgrade erreichen, die Jinx mit einer Lässigkeit aus ihren
Seidenärmelchen schüttelte, die die Welt noch nicht gesehen hatte. Creon würde
sein blaues Wunder erleben. Man konnte nur für ihn hoffen, dass er das hielt,
was sein Äußeres versprach. War es nicht genau das, was sich Damon für diesen
Abend erhofft hatte? Die beiden Biester abgelenkt, um ganz für die neue Sophora
da sein zu können?
Er dachte wieder an Nico, die sich wahrscheinlich immer noch in Edwards
Gesellschaft befand. Plötzlich hatte Damon weder Durst noch Hunger. Ein ganz
anderes, für ihn höchst ungutes Gefühl beschlich ihn und er hatte es mit einem
Mal ebenso eilig wie sein Cousin, aus dem Saal zu kommen.
Was war, wenn Edward doch vorhatte, Nico wehzutun? Schließlich war sie gänzlich
unerfahren. All das hier war neu für sie. Sie kannte kaum Immaculates außer den
Kriegern und Mélusina, die auf sie achtete. Raziel hatte sie wohl kaum mit
Sterling bekannt gemacht. So ein Teufel war er nicht. Oder doch? Dann gnade
ihm sonst wer!
    Nein, eigentlich wollte er nur mit Nico reden und ihr sagen, dass es
keinen Grund gab, ihm aus dem Weg zu gehen. Er wollte das dumme, kleine Mädchen
lediglich zur Vernunft bringen und ihr die Augen für die bessere Gesellschaft
öffnen. Sie war hoffentlich nicht so naiv, schon vorher auf das Gesäusel von
Edward hereinzufallen, der zweifellos etwas anderes wollte als ihr Bestes.
Mit der Hand an der Waffe, die er unter dem Abendanzug geschickt verborgen
hielt, marschierte er in die Richtung, in der er Nico vermutete. Edward hielt
sich vorzugsweise dort auf, wo Tulip schon in den Nachmittagsstunden endete,
nachdem sie sich von der vorhergehenden Nacht ausreichend erholt hatte. In
Sodom und Gomorrha.
     
    Nico war in jedem Fall angetrunken und nachgiebig, allerdings hatte
Edward nichts getan, was darauf hindeuten ließ, dass er ihr näher kommen
wollte. Er küsste sie nicht, er berührte sie nur ein paar Mal am Arm oder an
der Schulter, als wollte er sich das Beste für eine besondere Gelegenheit
aufsparen, was ja auch zutraf.
Eine Viertelstunde später lag Nico vollkommen allein in der dunklen Höhle. Lang
gestreckt auf dem Diwan und den weichen Kissen wie ein schlafendes Dornröschen.
Sie war noch in dem Rausch der Droge gefangen, die sich schon längst aus der
Luft verzogen hatte und träumte heftig.
Sie lief durch eine Menge von maskierten Menschen, die alle glühende Augen
hatten, und warf den Kopf unruhig zur Seite. Hände griffen nach ihr und sie
versuchte, sich loszureißen. Da entdeckte sie in weiter Ferne die hoch
gewachsene Gestalt ihres Retters, auf den sie zulief, obwohl man sie aufhalten
wollte. Er schien sich immer weiter von ihr zu entfernen und Nico stöhnte im
Dämmerschlaf auf.
    „Damon… Damon…“
Nico bäumte sich gegen den Griff der Maskierten auf und ihre Hände krallten
sich unwillkürlich in den weichen Seidenbezug der Kissen.
Die Drogen enthüllten ihre geheimsten Wünsche, die sich in diesem heftigen
Traum äußerten. Sie wollte zu Damon. Sie wollte bei ihm sein, aber sie konnte
ihn einfach nicht erreichen.
"Warte… Geh nicht… Damon…“
    Damon fand sie mehr oder weniger schlafend auf einer Liege in einem der
kleinen, üppig ausgestatteten Séparées. In einem Meer von seidigen Kissen, auf
denen sie ihren kleinen, noch zerbrechlichen Körper aus Gründen der Erholung
gebettet haben musste.
Wo war Edward?
Damon hielt den Atem an, nachdem die Seidenbahn, die Nicos Schlafplatz vor
fremden Blicken schützte, hinter seinem Rücken wieder in ihre Ausgangsposition
zurückgefallen war, nachdem er sie zur Seite geschoben hatte, um sich Zutritt
zu verschaffen.
In ihrem Traum rief sie nach ihm und er kniete sich, ungeduldig, da er sich
eigentlich nicht mit so etwas hatte aufhalten wollen (außer einem Mord an
Edward, wenn der zu vorwitzig gewesen wäre), vor den Diwan auf den üppig

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