Die Nacht der Uebergaenge
zutiefst verletzen würde, hätte er sie an eine andere Familie weiter
empfohlen, aber das wäre feige und bequem gewesen. Einen Weg, den er niemals
gehen würde.
Ash war froh, als die Türen sich endlich öffneten und er seine
Aufmerksamkeit wirklich auf etwas richten konnte, das ihn von Awendela ablenken
würde. Die Einführung der Devenas!
Romy am Arm von Manasses. Zu wissen, dass Wendy sie behandelt hatte, mit ihrem
Blut, ließ sein Gesicht zur undurchdringlichen Maske werden. Seine Augen
blickten kälter denn je. Eisige Gebirgsseen.
Catalina und Nathan. Ash hatte sich absichtlich weit genug weg gestellt, damit
der Vater nicht dachte, er würde seine Tochter auf irgendeine Art und Weise
bedrängen. Rys passte auf sie auf. Es gefiel ihm nicht unbedingt, aber er war
besser als jeder andere Wicht in diesem Raum.
Die Gesellschaft war im Hinblick auf die Tri’Ora gespalten. Als wären sie
fahrendes Volk, dabei taten sie nur Gutes. Wenn sie Tod brachten, dann war er
nötig, es war manches Mal eben unvermeidlich.
Nico und Raziel, der dem Tod nur knapp entronnen war. Ash’ Mundwinkel
hoben sich kurz zu einem kalten Lächeln, weil er am besten einzuschätzen
vermochte, wozu ein Formwandler fähig war und Catalina war mächtig. Sehr
mächtig. Noch könnte er sie besiegen, aber sobald sie bessere Kontrolle über
die Metamorphose hatte, würde er vermutlich das Nachsehen haben.
Eine neue Sophora also. Eine gute Wahl. Das Mädchen hatte ihnen eindrucksvoll
bewiesen, was in ihr steckte.
Und dann geschah das Unglaubliche. Ash blieb beinahe der Mund offen
stehen, als Catalina auf Wendy zuging und sie herzlich begrüßte, als wären sie
schon lange die besten Freundinnen.
Er hatte nicht damit gerechnet, nachdem Nathan ihr nichts von seiner Tochter
erzählt hatte und sie vorhin anscheinend mit ihm gestritten hatte. Sie hatten
zwar nicht gelauscht, aber das Gesicht der Patrona hatte Bände gesprochen.
Ash senkte den Blick auf das Glas in seiner Hand, um das zufriedene Aufleuchten
seiner Augen vor Ray zu verbergen, der neben ihm stand, weil er es auch vorzog,
nicht zu nah im Getümmel zu stecken. Das sollte die gute Gesellschaft erst
einmal schlucken! Die Devena hatte die Tri’Ora jedem anderen Gast vorgezogen!
Er mochte Catalina, er mochte sie sehr!
° ° °
Damon hätte sich rechts und links ohrfeigen können, als Cat den Saal
betrat und anschließend Nico als ihre neue Sophora ausgerufen wurden. Die Sache
zwischen ihnen war dermaßen daneben gelaufen, dass er mehr als alles andere
darauf brannte, mit ihr allein zu sein und ihr sein Verhalten zu erklären.
Nein, erklären musste er ihr eigentlich nichts. Er hatte Nico schließlich
nichts versprochen. Doch trotzdem hatte Damon das Gefühl, dass sein Schweigen
ihre Unbekümmertheit und ihre Freundschaft belasten würde, wenn er ihr
gegenübertrat, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, dass er zu
den Kriegern gehörte. Vielleicht wollte Nico gar nicht mehr mit ihm befreundet
sein.
Sie war ja förmlich vor ihm geflüchtet. Dass sie ihn ganz bewusst ignoriert
hatte, war für alle draußen vor dem Saal zu spüren gewesen, als sie bezüglich
Romy Entwarnung gegeben hatte. Und jetzt hing sie an Raziels Arm, der sie durch
die Menge führte und allen vorstellte, da er hier ebenso viele kannte wie
Damon. Das hätte er tun wollen. Er hatte wirklich nicht geglaubt, dass sie sich
so gegen ihn stellen würde und für seine Dummheit wollte er gleich noch ein
paar Ohrfeigen mehr. Vielleicht sollte er Ash oder Ray darum bitten, ihn zu
schlagen. Irgendwie lagen hier derartig negative Schwingungen in der Luft, die
man am besten mit einer ordentlichen Prügelei und einem anschließenden
Besäufnis aus der Welt schaffte.
„Ich wäre jetzt gern draußen auf der Jagd. Ich habe das Bedürfnis, mir
diesmal vorher erst mal ordentlich in die Visage schlagen zu lassen, bevor ich
meinen Gegner töte“, tat Damon zerknirscht seinen Brüdern kund und trank den
fünften Champagner in Folge, der auf ihn ungefähr die gleiche Wirkung hatte wie
Mineralwasser.
Aber in Anbetracht dessen, dass die Runde gleich auf die neuen Patronas
anstoßen würde, etwas unverfänglicher aussah als der fünfte harte Drink, den er
davor gekippt hatte, weil er so gespannt auf Nico gewartet hatte, um sich bei
ihr zu entschuldigen.
Wo sie allerdings so mit Raziel plauderte, ganz entspannt, in diesem
wunderschönen Kleid und diesem zauberhaften Lächeln auf den Lippen, blieb ihm
jede Entschuldigung im Hals
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