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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Raum.“
Creon fing einen weiteren, finsteren Blick von Malcolm auf, der es gar nicht
gutheißen konnte, wenn man seine Schwester derart taxierte. Aber was war denn
falsch daran? Es war Vollmond. Da wurden selbst keusche Jungfrauen plötzlich zu
wilden, liebeshungrigen Amazonen.
Mit einem Lächeln des Bedauerns, aber sicher darüber, dass sich sein Augenmerk
in der Menge der Immaculates gleich auf etwas anderes Hübsches richten würde,
mit dem er die Nacht verbringen konnte, wandte er sich von der brünetten Lady
und ihrem Kerkermeister ab und zuckte mit den Schultern.
    „Schade.“
Gleichzeitig nahm er den letzten Schluck aus seinem Glas und machte einem der
livrierten Bediensteten in der Menge durch einen zielgerichteten Gedanken klar,
ihm das Gleiche zu bringen, an dem sich seine Freunde gerade gütlich taten.
Irrte er sich oder lag hier Ärger in der Luft? Damon sah ziemlich finster
drein.
    Dieser wusste nämlich nicht, ob Creon mit seinem Schade nun Fiona
oder Nico meinte. Sie lasen schließlich nicht ständig die Gedanken anderer und
es hatte zweideutig für ihn geklungen, da Damon nun mal keinerlei Interesse an
der Lancaster-Schwester hegte. Er beschäftigte sich sowieso gerade
ausschließlich mit der Tatsache, dass Nico sich nun nicht nur bestens
unterhielt, sondern auch noch vergnügte . Damon vergnügte sich nämlich
nicht. Er war drauf und dran, den Rand seines Wodkaglases zu zerbeißen.
Vielleicht hatte er auch Spaß, wenn er noch mindestens ein Dutzend davon trank.
Aber das war keine Lösung. Nico war ihm aus dem Weg gegangen und hatte ihm
deutlich zu verstehen gegeben, dass sie offenbar nicht an einer Fortsetzung
ihrer gerade erst geknüpften freundschaftlichen Bande interessiert war. Damit
musste er jetzt also wohl oder übel leben. Frauen konnten eben manchmal ganz
schön kindisch sein. Es war jedoch für ihn genauso schade wie für Creon die
Sache mit Fiona, dass er Nico ganz anders eingeschätzt und wirklich gemocht
hatte. Immer noch mochte...
    Aber gut, das Mädchen war erwachsen. Sie würde bald zu den Immaculates
gehören und war soeben als neue Sophora von Catalina ausgerufen worden. Erfolg
konnte einem zu Kopf steigen. Damon konnte ein Lied davon singen. Es war ihr
auch von Herzen gegönnt, aber mit Edward Sterling?
Damon stellte sein Glas lieber auf dem Tablett des Dieners ab, der Creon
hingebungsvoll mit einem „Bitte sehr, Master Creon.“ seinen bestellten Drink
servierte. Sein Cousin grinste dreckig, als sich die Lost Soul mit einem
Bückling verabschiedete. Nicht, weil er boshaft oder gehässig gegenüber den
Angestellten des Hauses sein wollte, sondern weil er diese Art der höflichen
Anrede zu sehr genoss. Es erregte ihn, um genau zu sein. Also wurde es Zeit,
sich irgendwo anders Gesellschaft zu suchen.
Und er hatte soeben jemanden gefunden, der ihm ganz gewiss den Abend versüßen
würde. Eine wunderschöne, katzenäugige Blondine tauchte just in dem Moment in
der Menge auf, als Creon an sein Vergnügen dachte. Na, wenn das mal kein
perfektes Timing war.
    Die Blondine lächelte verführerischer als die Mona Lisa und sah dabei
immer noch geheimnisvoller aus als die Sphinx in Ägypten. Genauso ehrerbietig
wie der Diener neigte sie ihr aristokratisch anmutendes Haupt. Wenn sie ihn
unter vier Augen auch noch Master nennen würde, dann war sein Abend perfekt auf
dieser Party, die mit einem Streit angefangen hatte und mit einem Zweikampf bei
Tageslicht enden würde. Vorzugsweise dem hellen Licht der Mittagssonne.
Manasses würde Jagannatha sonst in Grund und Boden stampfen.
Ja, Mittag war gut. Creon löste sich aus der Gruppe der Krieger und ging
stolzen Schrittes, sich seinem höchst attraktiven Äußeren bewusst, auf die Frau
zu, die ihn nun immer gieriger aus blauen Raubtieraugen ansah. Eine schwache
Welle ihres Paarungsduftes brach über ihn herein. Passionsfrucht. Und wieder
dieses verheißungsvolle Lächeln. Da konnte man glatt vergessen, in welch
gehobener Gesellschaft man sich befand.
    „Viel Spaß beim Spielen.“ Damon sah Creon und Jinx, die gemeinsam den
Saal verließen, bevor man überhaupt das Büfett eröffnet hatte, ohne Neid
hinterher.
Von dem Verlobungsgedanken, den Edward Nico gegenüber preisgegeben hatte, bei
dem Weib keine Spur. Damon war eigentlich gar nicht ihr Typ. Kurzweilig ja und
ganz bestimmt ein großartiger Liebhaber, aber eben nicht bereit, sich zu
binden. Bei allem Spaß musste man auch auf seinen Ruf achten. Etwas, das Tulip
gern weit von sich schieben

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