Die Nacht der Uebergaenge
stecken. Sie nahm ihn nicht mal wahr. Sie wollte es
einfach nicht. Wo war diese Mélusina, wenn man sie brauchte? Konnte sie ihrem
Schützling nicht stecken, dass er mit ihr reden wollte? War das zu viel
verlangt?
„Ja, ich glaube, heute wäre die richtige Nacht für ein Massaker.“
Damon folgte dem Blick von Ash und Ray in Richtung Catalina und Nathan. Oder
auch Wendy. Daran jedoch einen bewussten Gedanken zu verschwenden, konnte
für sie genauso tödlich enden wie der potentielle Angriff der Löwin, die hinter
Catalinas neuer, umwerfender Fassade steckte.
Nathan musste sich kein Fell überwerfen, um ihnen Feuer unterm Arsch zu machen.
Damon sah wieder rüber zu Nico, die gerade nicht nur lächelte sondern über
etwas, das Raziel gesagt haben musste, lachte. Sie sollte mit ihm lachen.
„Ich hole uns neue Drinks. Ich denke, wo wir schon nicht die Gelegenheit
haben, einen Mord zu begehen, kommt ein wenig mehr Alkohol gerade recht,
Gentlemen. Aber genau diese Stimmung, die diesen Saal hier gerade so
fantastisch belebt, ist der Grund warum ich es vorziehe, dass wir nur zu siebt
unterwegs sind. Entschuldigt mich bitte einen Augenblick. Ich glaube, ich
übernehme gleich den Job des Barkeepers.“
Noch eingeschnappter als beabsichtigt, da zumindest Ash seine negativen Gefühle
reflektierte und Rys und Nathan von weitem auch nicht besser aussahen als
Theron und Orsen auf der anderen Seite des Saals, die sich weit genug weg von
Jagannatha wahrscheinlich nicht nur über das Einführungsritual sondern ganz
bestimmt auch über den kleinen Überraschungsgast in ihrer Mitte unterhielten.
Die Wiedersehensfreude war mehr als nur getrübt. Nathan hätte seiner
Zukünftigen ruhig was von Wendy erzählen können.
Aber Reden zu halten war anscheinend nicht gerade die größte Stärke der
Warrior, sonst hätte er in punkto Nico und seiner wahren Identität mit bestem
Beispiel voran gehen können.
Nico schwirrte der Kopf von den ganzen neuen Namen und Gesichtern, die
Raziel ihr vorstellte. Er war ein sehr angenehmer Begleiter, auch wenn sie sich
zuerst sehr befangen gefühlt hatte, weil er Catalina so herausgefordert hatte.
Niemand fragte nach ihrer Herkunft, man hielt sie einfach für eine Breed. Eine
Sophora.
Nico war so stolz auf diesen Titel, weil er wirklich bedeutete, dass sie nun zu
Catalina gehörte. Sie würde eine Aufgabe haben, die ihrer eigentlichen Berufung
sehr ähnlich war. Sie musste aber erst noch herausfinden, ob sie weiterhin eine
Santera bleiben konnte. Sie hatte bereits ihre Gemeinde in Miami zurück
gelassen und keine neue aufgebaut.
Freude vermischte sich mit Ungewissheit und dann nahm sie leichtsinnigerweise auch
noch ein Glas Champagner an, der auf nüchternen Magen ihren Kopf leicht machte.
Sie war Damon bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen und es fiel ihr schwer,
ihn einfach zu ignorieren, weil es ziemlich unhöflich von ihr war, nachdem sie
ihn ihrer Sympathie versichert hatte. Allein der Gedanke an das Gespräch im
Central Park ließ Nico wünschen, der Boden würde sich unter ihr auftun. Sie kam
sich unter all den Immaculate sehr jung und unbedarft vor.
Selbst die Damen schienen alle viel älter als sie selbst zu sein, auch wenn sie
makellos schön waren.
Zwischen ihr und dem Krieger Damon gab es nichts zu besprechen.
Als Raziel sie in Richtung seines Kollegen Creon lotsen wollte, löste sie sich
mit einer fadenscheinigen Ausrede von seinem Arm. Er sollte die Party ab jetzt
besser ohne sie genießen, er hatte seine Schuldigkeit mehr als erfüllt.
Immerhin hatte das Orakel befohlen, wen er zu begleiten hatte. Sie ging ihm
wahrscheinlich schon auf die Nerven mit ihren Fragen. Es gab hier genug Damen,
die ihn mit ihren Augen verschlungen hatte, so dass sie nur im Weg war.
Allerdings verirrte sie sich in dem Getümmel der vielen Gäste und der
unübersichtlich vielen Räume, bis sie an einem Ort landete, der ihr einen
Schauer über den Rücken jagte. Er war angefüllt von leisem Lachen und den
geflüsterten Unterhaltungen von Menschen, die hier etwas mehr Privatsphäre, als
im großen Ballsaal zu finden war, gesucht hatten. Es herrschte orientalische
Üppigkeit, die eigentlich ganz nach ihrem Geschmack war, doch als sie in einen der
Alkoven, die durch schillernde Seidenbahnen vor Blicken geschützt waren, hinein
gesehen hatte, stockte ihr der Atem.
Sie sollte sich in keinem Fall hier aufhalten und suchte verzweifelt den Weg
nach draußen, während sie über seidig schimmernde orientalische Läufer
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