Die Nacht der Uebergaenge
bunten
Teppichen hin, um Nico an ihren schmalen Schultern wachzurütteln. Sie reagierte
mit schmetterlingsgleich flatternden Lidern, unter denen er Pupillen ausmachen
konnte, die so groß waren wie Murmeln. Ihr Atem roch nach Champagner. Sie war
ganz offensichtlich high, betrunken oder beides.
Damon fluchte. Nico war überhaupt nicht bei Sinnen. Sie flüsterte ihm
zu, dass er nicht gehen sollte. Dabei war er doch genau hier und dachte nicht
im Traum daran, sie zu verlassen. Zumindest nicht solange, wie sie in diesem
Zustand weilte. Da hatte Edward wirklich großartige Arbeit geleistet.
Wenigstens war Nicos Kleidung in Ordnung und an Ort und Stelle. Somit hatte der
Mistkerl seine Finger bei sich behalten. Er war leider nicht so dumm, wie Damon
sich erhofft hatte.
„Ist ja gut, ich bin da.“ Damon rüttelte sie noch einmal. Nico schlang
die Arme um seinen Hals und Damon musste sie freigeben, um nicht das
Gleichgewicht zu verlieren, da sie ihn zu sich runter auf den Diwan zog und
dabei immer wieder seinen Namen sagte. Mit beiden Händen stützte er sich rechts
und links von ihr ab und versuchte, freizukommen, doch sie hielt ihn
unnachgiebig fest.
„Nico! Wach auf, verdammt noch mal!“, presste er gedämpft hervor, da
dies kein Ort war, an dem man seine Stimme laut werden ließ. Zumindest nicht
aus Wut.
Eine Wolke aus Zimt, die von ihr ausging, wehte direkt in seine Nase und
löschte jeden zornigen Gedanken, den er bezüglich ihres lächerlichen Verhaltens
ihm gegenüber gehegt hatte. War sie von Sinnen? Nein, high. Sie roch
unglaublich gut. Bereit für ihn und seine zuweilen höchst schmutzige Fantasie,
die bis zu diesem Augenblick rein gar nichts mit ihr zu tun gehabt hatte, weil
sie nichts weiter waren als Freunde.
„Oh Gott, Nico!“
„Damon!“
Diesmal trafen sich ihre Blicke direkt und ihr Augenaufschlag ließ ihn
vergessen, was Edward mit ihr angestellt hatte. Hatte er ihr jemals gesagt, wie
schön ihre Augen waren? Wie schön sie eigentlich war?
„Damon...“, flüsterte sie ein weiteres Mal seinen Namen. Leise, sinnlich
und verlockender als Tulip und Jinx, da Nico nicht wusste, wie man eine Show
abzog und alles, was sie sagte und tat, vollkommen ehrlich meinte. Das war ein
ziemlicher Schock. Und ein noch viel größerer war es für ihn, darauf mit seinem
eigenen Geruch, dem süßer vollreifer Pflaumen zu reagieren, der Nico noch
anhänglicher werden ließ. Er musste unbedingt mit ihr an die frische Luft.
„Nico, du... hast mich vorhin noch die ganze Zeit ignoriert.“, ächzte
er, sichtlich darum bemüht, wirklich nicht mehr zu atmen und eine Ausrede zu
suchen, die ihn davon abhielt, etwas Dummes zu tun. Er hatte unter diesen
Umständen nicht einmal annähernd die Selbstbeherrschung, die andere Krieger in
dieser Situation aufgebracht hätten. Damon wusste, er musste sie packen, über
die Schulter werfen und hier raus bringen, bevor...
Nico hörte seine Stimme wie durch einen dichten Nebel, dann drang
langsam die Tatsache in ihr Bewusstsein, dass jemand sie um ihre Schultern
gepackt hielt. Hatte sie ihn endlich erreicht?
Ihr Herz klopfte vor Freude und Erleichterung, seine Nähe und seine Wärme zu
spüren.
Sie schlug unter größter Anstrengung die Augen auf und sah dann wirklich sein
Gesicht über sich. Sie konnte nicht verbergen, wie sehr sie sich nach ihm
gesehnt hatte, wie sehr sie sich wünschte, er würde in ihr mehr sehen, als nur
die kleine Nico, die man beschützen musste. So wie sie in ihm viel mehr sah als
den Chief der Feuerwehr oder den Krieger der Immaculate... Viel mehr.
Sie konnte nur immer wieder seinen Namen flüstern, weil sie keine anderen Worte
fand, sich ihm zu erklären. In ihrem Kopf drehte sich alles, doch der Blick in
seine Augen war wie ein Anker, der ihr Sicherheit und Halt gab.
Zuerst verstand sie nicht, warum sich die Hitze in ihrem Körper zu potenzieren
schien. Sie nahm gierige Atemzüge, da sie nicht genug von der Süße bekommen
konnte, die von ihm auszugehen schien. Nico rann ein Schauer des Entzückens
über den Rücken und sie sah ungläubig in seine wundervollen Augen, in denen sie
nur zu gern versinken würde.
Sie würde ihn auf keinen Fall loslassen, sie wollte im Gegenteil ihm nur noch
näher kommen, auch wenn sie gerade keinen klaren Gedanken im Kopf hatte, wie
sie das zuwege bringen sollte. Er beschwerte sich darüber, dass sie ihn
ignoriert hatte, was ja gar nicht stimmte, aber sie widersprach ihm nicht. Sie
tat es ja nicht mehr, wollte er eine
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