Die Nacht der Uebergaenge
Immaculate. Manasses wird dir sicher
zur Verfügung stehen, damit er seine Schuld dir gegenüber vollends begleichen
kann, auch wenn du ihm schon verziehen hast. Du musst es einfach nur erbitten.
Warte nicht zu lang mit deiner Wahl, Romana. Dadurch wird die Sache nur
gefährlicher für dich. Ich würde mich selbst anbieten, wenn ich mich nicht
durch mein schlechtes Benehmen dir gegenüber disqualifiziert und der Kuss
zwischen uns keinerlei Bedeutung hätte. Aber du bist dir nicht sicher und du
machst dir etwas aus mir. Dich in die falsche Richtung und somit in eine
Entscheidung zu drängen, die du morgen früh vielleicht bereuen würdest, wäre
nicht richtig. Ich schließe mich also selbst von deinen Wahlmöglichkeiten aus.
Es ist besser für dich. Ich kann dir nicht geben, was du dir wünschst. Ich bin
nicht Nathan, der nur auf eine Chance gewartet hat, seine Verfehlungen wieder
gutzumachen, Romy. In meinem Leben gab es nie welche. Außer der, dich
vielleicht einmal zu oft provoziert zu haben. Das tut mir leid und ich erhoffe
für mich, dass du mir irgendwann genauso verzeihst, wie du Rebeka verziehen
hast.“
Sie würden
sich zweifelsohne wieder und wieder über den Weg laufen. Er war ein Krieger, der
ihr, genauso wie den anderen Patronas unterstand. Ihre Wünsche hatten ihm
Befehl zu sein und nur ihre derzeitige Schwäche und das Unwissen retteten ihm
in diesem Augenblick vor einer schweren Strafe, die sie jederzeit über ihn
verhängen könnte. Er durfte sich ihr und ihren Entscheidungen nicht verweigern,
es sei denn es bestand ein Grund, ihre Entscheidungskraft ernsthaft in Frage zu
stellen. Nur war dies in diesem Moment keineswegs der Fall.
Romy
erstarrte, als er ihr ein Kompliment aussprach, das sie nicht glauben konnte,
auch wenn seine Augen dabei sehr ernsthaft dreinblickten. Sie hatte einfach
keine Kraft mehr für eine weitere Auseinandersetzung. Es lag keine spöttische
Erwiderung auf ihrer Zunge, sie nahm es einfach als gegeben hin, ohne Rys zu hinterfragen,
den sie sowieso niemals durchschauen würde. Was verstand sie schon von Männern?
Seine nächsten Sätze trafen sie umso härter. Völlig unerwartet. Ein Lob aus
seinem Mund kam sicher einen Ritterschlag gleich, doch warum fühlte sie dann
nur eisige Kälte in sich aufsteigen?
Beeindruckend? Sicher, sie hatte bestimmt einen bleibenden Eindruck
hinterlassen. Bleibend negativ.
Im nächsten Moment bot Rys ihr das, was sie sich nach seinen Erklärungen
bezüglich der Umwandlung gewünscht hatte. Eine Wunderdroge . Romy drehte
sich beinahe der Magen um. Es machte etwas, das besonders sein sollte, zu einer
Trivialität, als würde man durch einen Drive-In fahren statt ein exquisites
Drei-Sterne-Menü einzunehmen.
Vielleicht hätte sie es angenommen, wenn sie Cat nicht kennen würde, die ihr
zwar nicht alle Einzelheiten ihrer Umwandlung berichtet hatte, aber der
Ausdruck in ihren Augen hatte genügt, dass sich in Romy der stille Wunsch
geformt hatte, es könnte für sie ebenso ein bedeutsames Ereignis werden. Sie
sah es bestimmt nicht romantisch verklärt, aber sie wollte sich nicht betäuben,
wenn sie den wichtigsten Schritt ihres bisherigen Lebens ging. Es wäre feige
gewesen und käme der Erfahrung gleich, als sie zum ersten Mal mit einem Mann
intim geworden war. Sie würde sich danach nur gedemütigt und missbraucht
vorkommen.
Romy lachte
nicht, sie war eher den Tränen nahe, dass Rys ihr damit zeigte, wo genau ihr
Platz war. Ihr wurde kalt und doch schien sie in einer Flammenhölle zu
verbrennen, die sie gleich zurück in ihre Kindheit versetzte. Sie fühlte sich
allein und zurückgestoßen. So wie schon immer.
Sie sollte irgendjemanden dafür erwählen, es war nach Rys doch nicht wichtig,
wen. Warum nicht Manasses? Sie hatte ihm ja noch nicht genug Kummer bereitet,
indem sie von dem Geist seiner Frau besessen gewesen war… Was für ein Mensch
wäre sie, wenn sie den Krieger in diese Lage brachte? Allein die Vorstellung
seiner Nähe stieß sie ab, auch wenn sie nun so weit war, den Mann zu
respektieren.
Nenn mir
einen aus eurem Kreis, der kein Herz und keine Skrupel hat, der sollte es wohl
mit der nötigen Kaltschnäuzigkeit hinter sich bringen!
Diesen Gedanken behielt sie allerdings für sich. Ihr kam es vor, als würde ihr
Herz brechen, als würde etwas verloren gehen, das sie niemals wieder finden
würde. Sie hatte sich nicht einmal so schlecht gefühlt, als sie fürchten
musste, dass Bekky sich endgültig von ihr abwenden würde. Dafür
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