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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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während zwei
der Helferinnen ihm die Manschetten erneut verschließen wollten, was er jedoch
ablehnte. Er verabschiedete die Damen leise aber sehr bestimmt und Romys Herz
wollte ihr vor Aufregung in die Kehle hüpfen, obwohl es dafür eigentlich keinen
Grund gab.
     
    „Geht jetzt.
Kommt, geht! Sagt Salama, sie wird kein weiteres Mal enttäuscht werden.“
Chryses schickte die zögernden Bediensteten, die sie empfangen und umsorgt
hatten, leise aber bestimmt fort. Er wollte, dass Romana sich um nichts mehr
Gedanken machen und sorgen musste. Dazu gehörte auch jegliche Verbannung möglicher
Zuschauer und Lauscher.
Während man ihm den Oberkörper wusch und ein neues Hemd angezogen hatte, wusste
er zu jeder Zeit, dass Romy ihn beobachtete. Ihre Gedanken waren lauter als die
Zikaden in den Hecken um sie herum. Auf der Spitze seiner Zunge, dort wo er ihr
Blut von ihren Lippen zuerst geschmeckt hatte, prickelte es in Erwartung auf
mehr. Er war sehr dumm gewesen, sie zurückzuweisen. Die Reue, die er ob seines
Tuns empfand, war tatsächlich echt.
Der betörende Duft der hier wachsenden Rosen mischte sich in der leichten
Sommerbrise dieser Vollmondnacht mit ihrem noch betörenderen Duft. Chryses
atmete, während er ihr noch den Rücken zugewandt hatte, tief ein. Sie rief ihn.
Nicht nur mit ihrer Stimme. Doch sie war zu aufgeregt, um ihren Körper noch einmal
über ihren Verstand hinweg agieren zu lassen. Leise fragend, nicht sicher
darüber, ob er damit leben konnte, nur auf Befehl des Orakels hier zu sein,
versicherte sie ihm, dass er ihr keineswegs etwas schuldig war.
Nein, schuldig war er ihr nichts. Rys lächelte in sich hinein.
Romy war nervös. Sie war überrascht gewesen, dass man den Pavillon auf höchst
bequeme Weise hergerichtet hatte und nun waren sie beide wirklich allein. Was
hatte sie gedacht? Liebeshöhle?
Vielleicht sollte er ihr die Befangenheit nehmen, dass er für seinen Teil nur
dann hierher kam, wenn ihm der Sinn nach einem guten Buch stand, bei dem man
Ruhe brauchte, um es richtig zu genießen.
Würde sie es genießen, mit ihm zusammen zu sein? Würde er Romanas Vorstellungen
entsprechen? Ihre Zuneigung zu ihm war jedenfalls nicht gespielt. In ihrem
Inneren herrschte ein zu großes Chaos und in ihrem Zustand hätte sie das
sowieso nicht vor ihm verbergen können. Er dagegen war für sie ein Buch mit
sieben Siegeln. Jetzt spiegelte sich das Lächeln in seinem Inneren auf seinen
Lippen wieder.
    “Rys…?“,
wisperte Romy unsicher und räusperte sich dann, weil sie die Gelegenheit besser
am Schopf greifen sollte, sich ordentlich bei ihm zu entschuldigen, bevor der
Abstand zwischen ihnen noch kleiner geworden war, weil er langsam auf sie
zukam, und er damit nur die Aufregung in ihr anheizte. Sie fuhr sich nervös mit
der Zungenspitze über ihre leicht wunde Unterlippe, ohne verhindern zu können,
dass sie gleich wieder an seine intime Berührung denken musste. Der Gedanke
ließ sie schwer schlucken.
    “Ich sollte…
Nein, ich möchte mich bei dir entschuldigen… Ich wollte nicht, dass die
Situation dermaßen eskaliert, dass du beim Orakel in Ungnade fällst. Ich
verstehe immer noch nicht, warum genau das geschehen ist. Und auch nicht, warum
du etwas wiedergutmachen sollst, um das ich dich gebeten habe. Du wolltest mir
wirklich nur helfen! Ich…“
Romy nahm einen tiefen Atemzug, weil das nächste Geständnis ihr jedweden Stolz
nehmen würde, aber das war nicht mehr wichtig. Sie musste nur an Rys denken,
wie er da hilflos auf dem Boden gekauert hatte und sie empfand nur tiefste
Scham, dass sie einen Anteil daran gehabt hatte.
“Mein Verhalten war von Anfang an… unmöglich dir gegenüber. Es ist keine
Entschuldigung, dass mich diese Anziehungskraft, die du auf mich ausübst,
überrascht und geängstigt hat. Sie tut es immer noch… Ich kann solche Dinge
nicht einfach so akzeptieren, ich entscheide lieber mit dem Kopf und habe ihn
eigentlich noch nie so oft verloren wie in der letzten Woche… Wenn ich mir
nicht immer wieder eingeredet hätte, dass ich dich nicht ausstehen kann, nur um
meinen Stolz zu bewahren, dann hätte ich vielleicht schneller eingesehen, dass
du nur mein Bestes im Sinn hast. Wie ihr alle… Das Orakel hat vorhin von mir
wissen wollen, ob… ich mich von einem anderen Mann als dir angezogen fühlte.
Ich konnte nicht lügen… Ich meine… Oh, Gott, ich weiß selbst nicht genau,
worauf ich hinaus möchte… Ich will nur sagen, dass…“
    Je näher er
kam, desto mehr stolperte

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