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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nur
Soulmates. Sie werden durch ihre Verbindungen neue Häuser begründen. Sie sind
außerhalb unseres Schutzwalles groß geworden, haben ihr Leben ohne unsere Hilfe
gemeistert und werden über immense Kräfte verfügen, sobald sie verwandelt
wurden.! Es darf ihnen keiner außer dem Auserwählten zu nahe kommen…
    Vollkommen
geschockt löste sie ihre Hände von seinem Hals und zog sich hastig die
Handschuhe von den Armen, um nicht mehr diese verlockende Wärme auf ihren
Handflächen zu spüren. Das Blut darauf schien sich durch ihre Haut brennen zu
wollen und sie wischte sich in panischen Bewegungen das Blut auf dem Rockteil
ihres Kleides ab. Sie hatte sowieso nicht vor, zurück zur Gesellschaft zu
gehen. Sie fühlte sich schwach, beinahe wie vorhin auf dem Boden neben dem
Altar. Konnte sie Wendy noch einmal um etwas Blut bitten, das wahrscheinlich
die einzige Medizin sein würde, die ihr half?
    „Rys? Geht
es dir gut? Es tut mir leid, dass du meinetwegen… Bitte, sag doch etwas!“, bat
Romy stockend und versuchte, den Anblick seines blutigen Kragens irgendwie
auszublenden.
Sie zerknüllte die Handschuhe in ihren Händen und musterte sein Gesicht, das
sich wieder entspannt hatte. Gott, er würde sie jetzt bestimmt dafür hassen,
dass er in diese Lage gebracht worden war, nur weil er ihr hatte helfen wollen.
     
    Romy wollte
immer noch ihn. Trotz der harten, rechtsprechenden Worte, die Flavia und Salama
an sie richteten. Trotz des Urteils, das über ihn gefällt worden war und seiner
Unfähigkeit, über seinen Schatten zu springen und sich seinem Schicksal zu
stellen. Sie stützte ihn, weil ihm noch die Kraft dazu fehlte, sich
aufzurichten. Ganz langsam und mit vielen kleinen, peinigenden Hieben zog sich
Salama aus ihm zurück. Erst jetzt konnte er wieder atmen und war fähig, seine
immer noch glühenden Augen zu öffnen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich
wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatte.
Salama und Flavia zogen sich mit eindeutigen Worten zurück, die ihn noch einmal
an seine Pflicht erinnerten, die er ganz sicher nie mehr vergessen würde,
nachdem er diese schmerzhafte Lektion gelernt hatte. Chryses rang immer noch
nach Atem. Erst jetzt spürte er die große Angst und die Besorgnis, die Romy um
ihn ausstand.
    „Keine
Angst, das habe ich verdient.“, sagte er und seine Stimme klang tiefer als
sonst. Irgendwie bedrohlich, als wäre er nachdem Eindringen des Orakels in
seine Persönlichkeit nicht mehr er selbst.
Er musste etwas gegen diesen penetranten Pfirsichgeruch tun, der in seiner Nase
brannte und ihm das letzte bisschen Verstand raubte, das er gerade erst wieder
gewonnen hatte. Ganz langsam schloss sich die Wunde an seinem Hals und es blieb
nichts zurück als ein blutverschmierter Striemen und das ruinierte Hemd. Der
Kratzer an seiner Wange war längst verheilt, aber den Splitter würde er später
noch herausholen müssen.
Er hob seinerseits eine Hand an ihr Gesicht und hob vorsichtig ihr Kinn an,
damit er sich ihre Wunde an der Unterlippe ansehen konnte. Ganz deutlich sah
man darin ein winziges Glitzern. Glas.
    „Du bist
verletzt! Lass mich dir helfen.“
Rys Vorsicht wich wieder einem Ausdruck von Bestimmtheit. Trotzdem verhielt er
sich ihr gegenüber zurückhaltend und weiterhin sehr vorsichtig, als er sich mit
seinem Gesicht ihrem langsam näherte, seinen Mund auf ihre Unterlippe senkte
und noch sehr viel vorsichtiger daran zu saugen begann, bis er das kleine
Glasstückchen über den explosionsartigen Geschmack ihres Blutes auf seiner
Zunge hinweg spürte. Er spie aus und stand dann ohne jedes Zeichen von
zugefügter Schwäche auf.
Romy sah ihn an, als könnte sie nicht glauben, was er da eben getan hatte. Sie
durfte nicht vergessen, dass er hier der Unsterbliche war. Wenn er wegen der
ausgestandenen Folter in Tränen ausgebrochen wäre, dann hätte sie wohl kaum
weiterhin darauf beharrt, ihn als Gefährten haben zu wollen.
    Romy war
immer noch vollkommen fassungslos, sie war nicht einmal fähig, Rys zu
widersprechen. Er hatte ihr nur helfen wollen, sie war ja auch dankbar dafür
gewesen. Sie hatte ihn ja praktisch darum gebeten, ihr einen Ausweg zu liefern.
Er konnte nicht wissen, dass sie der Kuss in der Bibliothek verfolgte und sie
ihn viel mehr mochte, als sie auszusprechen wagte. Sie kannte ihn doch kaum.
Zu wissen, dass es Cat mit Nathan nicht anders gegangen war, half ihr nicht
unbedingt weiter. Sie war niemals so offen gewesen wie Catalina und verfügte
auch nicht über deren

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