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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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zog die anderen Huskys mit, auch den verletzten Charly, der sich winselnd aufraffte, ein paar Schritte lief, wieder stürzte und bis zum Ufer von den anderen mitgeschleift wurde. Unterhalb der Böschung blieb Emmett stehen. Er achtete darauf, dass die anderen Hunde ebenfalls in Deckung blieben, und knurrte feindselig, mit jeder Faser seines Körpers bereit, die Zweibeiner und Vierbeiner gegen den unsichtbaren Feind zu verteidigen. Wie ein Wolf stand er dort, jeder Muskel zum Äußersten gespannt.
    Inzwischen hatte sich auch Clarissa aus ihrer Erstarrung gelöst und war vom Trittbrett gesprungen. Sie zog ihren Revolver aus der Anoraktasche und presste sich gegen die vereiste Uferböschung, wartete mit der schussbereiten Waffe in der Hand auf den Schützen. Dolly schob sich dicht neben sie, ebenfalls bewaffnet, und musste sich zwingen, nicht in Panik zu geraten. Sie hatte das Zirpen des Geschosses gehört, so dicht war es über sie hinweggeflogen.
    »Frank Whittler!«, flüsterte Clarissa. Nur er konnte es gewesen sein.
    Nur einen Moment später erklang die höhnische Stimme, die sie so fürchtete: »Hab ich dich endlich, du Miststück! Du hast wohl gedacht, du könntest mir wieder entkommen? Irrtum, meine Liebe! Diesmal bist du dran, Schätzchen, und deine Freundin gleich mit dir. Ich weiß, sie kann nichts dafür und hat mit unserer Fehde nichts zu tun, aber ich kann sie nicht laufen lassen, sonst alarmiert sie die Soldaten, und ich muss mich wieder verstecken.« Er lachte dreckig. »Wer weiß, vielleicht gönne ich mir noch einen Spaß mit euch, bevor ich den Abzug durchziehe. Wir haben einiges nachzuholen, Clarissa-Schätzchen, meinst du nicht auch? Du hast damals in Vancouver eine Menge versäumt! Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen, das verstehst du doch. Und glaube ja nicht, deine Köter könnten mir was anhaben. Ich habe ein Gewehr und zwei Revolver bei mir, die reichen für euch und die Hunde!«
    Clarissa hatte genug gehört und war auch wütend genug, um sich ihm entgegenzustellen. »Verschwinden Sie, Sie gemeiner Verbrecher!«, rief sie. »Schlimm genug, was Sie mir antun wollten, aber inzwischen sind Sie zum Bankräuber und zum Mörder geworden. Dafür werden Sie hängen, Frank Whittler! Ich habe den Soldaten und dem Marshal gesagt, dass Sie in der Nähe sind. Sie haben keine Chance, und diesmal werden Sie nicht entkommen!«
    »Mag sein, Schätzchen«, kam die postwendende Antwort, »aber du und deine Freundin, ihr werdet tot sein, wenn es so weit ist, so wie dein Mann, den habe ich auch schon in die Ewigen Jagdgründe geschickt.« Wieder dieses gemeine Lachen. »Du hättest ihn sehen sollen, wie ein Hase ist er vor mir davongelaufen, der tapfere Alex Carmack, der ist kein großer Verlust für dich!«
    »Sie kriegen uns nicht, Whittler!«
    »Wollen wir wetten, Schätzchen?«
    Clarissa glaubte plötzlich, die Augen vieler Wölfe in der Dunkelheit zu sehen, und wurde immer selbstsicherer. Selbst wenn sie nur in ihrer Einbildung existierten, würde sie nicht klein beigeben. »Haben Sie vergessen, wie man Sie das letzte Mal erwischt hat, Whittler? Der Wolf, der Ihnen beinahe die Kehle zerbissen hätte, ist immer noch in meiner Nähe, und ich bin sicher, er hat diesmal ein ganzes Rudel dabei. Die Wölfe werden Sie zerreißen!«
    Sie bemerkte den seltsamen Blick, den Dolly ihr zuwarf, und tat so, als würde sie bluffen. »Kommen Sie näher, Whittler! Die Wölfe warten auf Sie!«
    Doch statt der Wölfe tauchten plötzlich mehrere Schlitten mit Soldaten auf, und Whittler war schlau genug, sofort auf seinen Schlitten zu springen und zu verschwinden. Clarissa erinnerte sich, einigen der Soldaten im Fort begegnet zu sein, und rief: »Frank Whittler! Er wollte uns töten! Da entlang!«
    Die Soldaten hielten kurz und fragten, ob alles okay wäre, und fuhren sofort weiter. Anscheinend hatten sie inzwischen einen offiziellen Befehl erhalten. Clarissa und Dolly steckten ihre Waffen weg und atmeten erleichtert auf.
    »Was sollte das mit den Wölfen?«, fragte Dolly, als Clarissa sich über Charly beugte und feststellte, dass er nur leicht verletzt war. »Das klang so, als wärst du mit den Wölfen verbündet. Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Vielleicht stimmt es ja«, antwortete Clarissa, aber sie lachte dabei.

35
    Clarissa blickte den Soldaten erleichtert nach. Sie war von ihrer Begegnung mit Frank Whittler noch so geschockt, dass sie beinahe vergaß, sich um den verletzten Charly zu kümmern. Der Husky lag

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