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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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winselnd im Schnee, den Kopf auf der Führungsleine, und hilfesuchend blinzelte er in ihre Richtung. Im Mondlicht sah sie Blut auf seinem Rücken schimmern. »Charly!«, rief sie entsetzt.
    Sie rannte zu dem Husky und befreite ihn aus den Leinen, die sich um seine Vorderläufe verheddert hatten. Mit der flachen Hand strich sie vorsichtig über die Wunde und minderte den Druck, als er vor Schmerz jaulte. Sie fühlte die blutige Schramme, die Whittlers Kugel in sein Fell gerissen hatte, und atmete dennoch erleichtert auf. »Halb so schlimm, Charly«, beruhigte sie den zitternden Hund. »Die Kugel hat dich nur gestreift. Das brennt nur ein wenig. Keine Angst, Charly-Boy, in ein paar Tagen bist du wieder gesund.«
    Sie drehte sich zu Dolly um. »Nur ein Streifschuss«, rief sie, »aber der Schock macht ihm zu schaffen. Wir müssen ihn aus dem Gespann nehmen. Gib mir die Wundsalbe, und halte schon mal die Decken bereit.« Sie strich dem verletzten Husky sanft über den Kopf. »Hast du gehört, Charly? Du darfst bei Dolly auf dem Schoß mitfahren und dich ausruhen! Aber vorher schmiere ich dir noch etwas Salbe auf die Wunde, dann heilt sie schneller.«
    Sie befreite Charly aus dem Gespann und schob vorsichtig beide Arme unter seinen Körper. »Das wird jetzt etwas wehtun, Charly, aber anders kriege ich dich nicht auf den Schlitten, okay?« Sie hob ihn auf und trug ihn zum Schlitten. Dort legte sie ihn auf die Decken, die Dolly auf der Ladefläche ausgebreitet hatte. »So, mein Lieber! Und jetzt noch etwas Salbe, dann geht’s dir besser.«
    Auch Dolly hatte sich inzwischen von dem Schrecken erholt und sogar ein Lächeln für Charly übrig, als sie Clarissa die Wundsalbe reichte. »Glück gehabt«, sagte sie zu dem Husky, »beinahe wäre es uns an den Kragen gegangen, was? Oder hätten wir den Mistkerl erschossen?« Sie blickte Clarissa an.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Clarissa. »Wahrscheinlich hätten unsere Hände so gezittert, dass wir sowieso vorbeigeschossen hätten. Aber warum sollen wir uns deswegen graue Haare wachsen lassen? Die Soldaten werden ihn einfangen und ins Gefängnis bringen, und diesmal entkommt er bestimmt nicht. So dumm sind sie nicht, dass sie ihn zum zweiten Mal entwischen lassen.«
    Sie öffnete die Dose und schmierte etwas von der Wundsalbe auf Charlys Fell. Die anderen Huskys beobachteten sie neugierig und schienen sich zu fragen, ob er jemals wieder in ihrem Gespann mitlaufen würde. Besonders der junge Benny, der neben ihm lief, würde ihn vermissen. Er brauchte einen erfahrenen Husky neben sich, der genau wusste, was im Notfall zu tun war.
    »So, das sollte reichen«, sagte Clarissa und verschloss die Dose. »Du wirst sehen, in ein paar Tagen sieht man den Kratzer kaum noch. Alex und ich haben schon ganz andere Verletzungen überstanden. Und vor dem bösen Mann brauchst du keine Angst zu haben, der lässt sich bestimmt nicht mehr blicken. Die Soldaten sind ihm dicht auf den Fersen, die lassen ihn nicht mehr laufen.«
    Doch bei einem Blick in seine Augen bekam sie ernsthafte Zweifel, dass er jemals wieder in dem Gespann mitlaufen konnte. Selbst wenn die Wunde nicht besonders schlimm war, hatte Whittler ihn vielleicht so geschockt, dass er selbst beim Knacken eines Astes oder einem anderen lauten Geräusch zusammenzuckte und vor Schreck stehen blieb. Selbst mit einer Peitsche könnte man ihn dann nicht mehr antreiben. Auch bei den Indianern gab es Hunde, die nach einem traumatischen Erlebnis nicht mehr in einem Gespann laufen konnten und bei manchen Stämmen sogar im Kochtopf landeten. Eine Vorstellung, die Übelkeit in ihr auslöste. Sie wäre niemals fähig, einen Hund zu töten, auch wenn er scheinbar nutzlos geworden war. Charly würde sein Auskommen bei ihr haben, so wie Smoky, Billy, Buffalo und Cloud. Sie hatten lange ihren Schlitten gezogen und sich einen ruhigen Lebensabend verdient.
    Es dauerte einige Zeit, bis die Hunde auch ohne Charly zurechtkamen und in der ungewohnten Formation ihren Rhythmus fanden. Der junge Benny gab sich große Mühe, die Arbeit seines Partners mit zu übernehmen, und geriet mehrmals ins Stolpern. Nach einem Sturz, der ohne Folgen blieb, weil Clarissa sofort den Schlitten bremste, orientierte er sich an Emmett und kam dann besser zurecht. »Es geht doch!«, rief Clarissa den Hunden zu. »Ihr schafft es auch ohne Charly, da bin ich ganz sicher. Vorwärts, Emmett! Benny! Rick! Waco! Bonnie! Chilco! Legt noch ein bisschen zu! Ihr seid stark genug, das weiß ich.

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