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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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wandte sich an Clarissa: »George M. Hill, der Gründer und Besitzer der ehrwürdigen Weekly Fairbanks News. Die Zeitung soll mal so berühmt wie die New York Times werden. Seltsamer Ehrgeiz. Ich würde nicht mal darauf wetten, dass aus Fairbanks eine richtige Stadt wird. Wäre nicht die erste Goldgräberstadt, die zur Geisterstadt verkommt, sobald kein Gold mehr in der Nähe gefunden wird.«
    Der Doktor warf seine Zigarre in den Schnee und begleitete die beiden Frauen zu seinem Wohnhaus. Gleich daneben erhob sich das zweistöckige Krankenhaus. Seine Frau lud sie zu einem Tee ein und servierte selbst gebackenen Kuchen. »Nun lass Schwester Betty-Sue doch erst mal zur Ruhe kommen«, wies sie ihren Mann zurecht. »Zu den Kranken kommt sie noch früh genug. Die meisten schlafen sowieso gerade.« Sie bat Clarissa und Betty-Sue in ihr Wohnzimmer, das erstaunlich vornehm eingerichtet war und sogar über einen Teppich und Vorhänge verfügte, und erinnerte ihren Mann: »Und vergiss nicht, Clarissa Ihren Lohn auszuzahlen. Sie hat ihn verdient.«
    Clarissa blieb nur ein paar Minuten, lobte den Tee und den Kuchen, obwohl er ihr ein wenig zu süß war, und nickte dankbar, als Doc Boone nach Jimmy rief und ihm auftrug, sie mit dem Schlitten zu ihrer Hütte zu bringen. Clarissa bedankte sich, umarmte Betty-Sue, vor der sie nach den Besuchen in den Dörfern große Hochachtung hatte, und bat den Indianer, vor dem Handelsposten zu warten. Wenn sie schon in der Stadt war und etwas Geld in der Hand hatte, wollte sie die Gelegenheit nutzen und ein paar Sachen einkaufen.
    Im Laden bediente sie die Frau des Händlers, um die Vierzig wie er, aber schon faltig im Gesicht und mit grauen Haaren. Fröhlich wie immer und mit einem Redeschwall, der sie nicht zu Wort kommen ließ, brachte sie die gewünschten Waren herbei. Barnette war noch im Saloon und ließ sich erst blicken, als sie den Laden verließ und ihre Einkäufe im Vorratsack des Schlittens verstaute. Für Jimmy, der gern Süßes aß, hatte sie Schokolade dabei.
    »Beehren Sie uns bald wieder, Clarissa«, verabschiedete sich Barnette von ihr, »und grüßen Sie Alex von mir. Wie ich den Marshal und seine Männer kenne, brauchen Sie bestimmt nicht lange, um die Bande festzunehmen. Spätestens morgen oder übermorgen sind sie hier, und dann lassen wir diese Mörder am höchsten Ast der Gegend baumeln, das verspreche ich Ihnen!«
    Clarissa wünschte keinem Menschen den Tod durch den Strang, nicht mal einem gemeinen Scheusal wie Frank Whittler, ließ sich aber nichts anmerken. »Danke, E. T. Auch für das Buffalo-Bill-Heft. Denken Sie an mich, wenn Sie Bücher oder Magazine reinbekommen. Es darf auch was Romantisches sein.«
    Diesmal setzte sie sich auf die Ladefläche und schützte sich mit Wolldecken gegen die Kälte. Am Horizont war die Helligkeit des Tages bereits wieder verblasst, und es war noch eisiger als sonst. Jimmy trieb die Huskys an und lenkte den Schlitten auf den Trail, über den sie und Betty-Sue gekommen waren, bog aber weiter östlich auf einen Nebenfluss des Chena River ab und fuhr ihrer Hütte entgegen. Wie es seine Angewohnheit war, sprach er kaum ein Wort während der Fahrt, legte nur einmal eine kurze Pause ein und grinste übers ganze Gesicht, als er sie einen Riegel von der Schokolade abbrach.
    Als sie an der Stelle vorbeikamen, an der sie Bones getroffen hatte, hielt sie vergeblich nach ihm Ausschau. Nicht mal sein Heulen drang von den Bergen herab. Seine ängstliche Haltung und sein starrer Blick nagten noch immer an ihr, und der Gedanke an das Unglück, vor dem er sie warnte, hinderte sie sogar daran, die Augen zu schließen und sich zu entspannen. Wenn nur Alex nichts passiert war! Er war ihre große Liebe, er war zu einem unabänderlichen Teil ihres Lebens geworden, eine Zukunft ohne ihn gab es nicht.
    Nachdem sie ihre Hütte erreicht hatten, verabschiedete sie sich von Jimmy und brachte die Vorräte ins Haus. Mit einem Eimer frischen Wasser, den der Indianer nach der Morgenfütterung bereitgestellt hatte, ging sie zu ihren Huskys, die bereits aufgeregt jaulten und bellten und es gar nicht erwarten konnten, von ihr verwöhnt zu werden. »Hey, Emmett, da bin ich wieder!«, begrüßte sie ihren zukünftigen Leithund. »Ich nehme doch mal an, ihr habt euch nicht gelangweilt ohne mich. Hat euch Jimmy ordentlich durch die Gegend gehetzt?« Sie stellte den Eimer ab und kraulte Emmett zwischen den Ohren, nahm in fest in die Arme und lächelte beim Anblick der

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