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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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fragte auch nicht, winkte stattdessen den Fährtensucher heran, der in diesem Augenblick aus einem lichten Wäldchen auf der anderen Talseite gefahren kam. Seine Huskys kämpften sich durch den tieferen Schnee in der Senke.
    »Nichts«, antwortete der Indianer auf die unausgesprochene Frage. »Ich hab seine Spur in den Bergen verloren.« Er deutete auf die Berge im Norden, deren Gipfel teilweise von dunklen Wolken verdeckt wurden. »Da oben schneit es. Keine Ahnung, warum er nicht umgekehrt ist. Das Wetter wird immer schlechter.« Er blickte Clarissa an. »Das ist sein Schlitten, nicht wahr? Er muss verunglückt sein. Wäre es nicht besser, weiter nach ihm suchen?«
    Clarissa ließ den Marshal nicht zu Wort kommen. »Warum verteilen wir uns nicht, Marshal? Wir könnten Fackeln anzünden und die Berge nach ihm absuchen. Er hat sich bestimmt einen Unterschlupf gesucht. Eine Höhle …«
    »Wissen Sie, wie groß das Gebiet ist, das wir durchkämmen müssten? Wie viele Höhlen es in den White Mountains gibt? Wer weiß, wie weit er in die Berge gefahren ist? Er kann überall sein.« Der Marshal schüttelte missmutig den Kopf. »Wenn ich nur wüsste, warum er auf eigene Faust losgezogen ist. Er wollte unbedingt allein fahren. Er würde sich in den Bergen auskennen und Whittler aufspüren, wenn er dort wäre. Wir sollten hier unten nach der Bande suchen.«
    »Aber wir können ihn doch nicht im Stich lassen!«, erwiderte Clarissa aufgebracht. Ihr Atem gefror in der kalten Luft. »Vielleicht ist er schwer verletzt und liegt irgendwo im Schnee. Sie dürfen ihn nicht aufgeben, Marshal!«
    »Wissen Sie, wie weit wir kämen?« Der Marshal blickte zu den dunklen Wolken empor. Weder das Nordlicht noch den Mond und die Sterne würde man in dieser Nacht sehen. »In ein paar Stunden wütet da oben ein Schneesturm, wenn er nicht jetzt schon losgebrochen ist, und wir brächten uns selbst in Gefahr. Bei so einem Blizzard sieht man kaum die Hand vor Augen, das wissen Sie doch. Ich muss sogar die Suche nach Whittler abblasen. Außerdem haben wir kaum noch Vorräte.« Er stieg auf das Trittbrett seines Schlittens. »Mir gefällt das genauso wenig wie Ihnen, Ma’am, und ich verspreche, dass wir uns sofort wieder auf den Weg machen, sobald der Sturm vorüber ist und wir neue Vorräte gefasst haben. Wahrscheinlich morgen schon. Sie kommen am besten mit uns, Sie bringen sich nur unnötig in Gefahr. Ihr Mann ist ein erfahrener Fallensteller, der wird schon irgendwo unterkommen. Er hat eine Notration mit Vorräten und Zündhölzern in seinen Anoraktaschen, und seinen Revolver hat er auch dabei. Selbst wenn er sein Gewehr verloren hat, ist er noch bewaffnet. Einem zähen Burschen wie ihm passiert nichts.«
    Clarissa schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich kann ihn nicht warten lassen, Marshal. Ich werde weiterfahren. Ich habe schon ganz andere Schneestürme überstanden. Wenn es ernst wird, suche ich mir einen Unterschlupf.«
    »Das kann ich nicht verantworten, Ma’am.«
    »Müssen Sie auch nicht, Marshal. Ich bin weder einer Ihrer Hilfsmarshals noch gehöre ich zum Aufgebot. Tut mir leid, ich muss allein weiter. Er ist mein Mann. Oder würden Sie umkehren, wenn Ihre Frau da oben wäre?«
    Sie verabschiedete sich und fuhr an den verdutzten Männern vorbei nach Norden. Ohne sich umzudrehen, folgte sie den Spuren des indianischen Fährtensuchers zum Fluss. Sie blieb auf den Hügeln oberhalb des Flusses, wo der Schnee nicht so hoch lag und die Hunde gut vorankamen, wobei sie es vermied, zu den Bergen emporzublicken, um nicht den Mut zu verlieren. »Vorwärts, Emmett!«, feuerte sie den Leithund an. »Du wirst doch keine Angst vor den paar Wolken haben? Stell dir vor, beim Rennen ist so ein Mistwetter, dann können wir uns auch nicht auf die faule Haut legen und warten, bis es vorüber ist.«
    Noch wehten ihr nur wenige Flocken entgegen. Der Schnee und der zugefrorene White Creek glänzten im Licht einiger weniger Sterne, und der Wind frischte nur stellenweise auf und wehte einige Schneewirbel über den Boden. Eine fast unheimliche Stille umgab sie, nur unterbrochen vom Scharren der Kufen und dem Knarren des Schlittens. In dem düsteren Halbdunkel flogen vereinzelte Bäume wie Schatten vorbei, stumme Wächter in einem Tal, das nur selten von Menschen aufgesucht wurde. Der zum Schweigen verurteilte Fluss verlor sich zwischen den Ausläufern der Berge und im fernen Dunst.
    Clarissa war erst wenige Male in dem Tal gewesen, wenn sie Alex auf der Jagd

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