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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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fort: »Ich will nicht, dass Elena und du mitkommen, solange ihr euch aufführt wie Hund und Katze.«
    »Aber ich habe doch gar nichts getan«, sagte Clay. »Du hast mir nicht mal vorgeworfen, diesen Typ umgebracht zu haben. Du weißt genau, dass ich's nicht war. Warum sollte also ich bestraft werden –«
    »Es ist keine Strafe. Ob du es warst oder nicht, darauf kommt es nicht an. Solange ihr beide streitet, bleibt ihr hier, wo ihr nur einander schaden könnt … und vielleicht ein paar ausgewählten Möbelstücken.«
    »Warum sollen wir beide bleiben?«, fragte ich.
    »Weil ich keinen von euch brauche. Ich habe gar nicht vor, irgendwen aufzuspüren oder anzugreifen. Wir sammeln einfach nur Informationen. Selbst wenn ihr zwei nicht streiten würdet, würde ich euch nicht mitnehmen. Es wäre ein unnötiges Risiko. Ich will mehr über diese Mutts herausfinden. Ich will mich nicht auf Informationen aus zweiter Hand verlassen müssen, also gehe ich selbst, und Tonio und Peter nehme ich als Verstärkung mit. Nick kommt auch nicht mit, und von ihm höre ich keine Beschwerden.«
    »Es hört sich nicht gerade unterhaltsam an«, bemerkte Nick.
    Jeremy lächelte. »Genau.«
    »Aber –«, begann ich.
    »Mittagessenszeit ist schon vorbei«, sagte Jeremy, während er aufstand. »Wir sollten essen, bevor wir gehen.«
    Er war aus dem Zimmer, bevor wir widersprechen konnten – was vermutlich genau das war, was er erreichen wollte. Als er fort war, stand ich auf.
    »Ich denke, ich mache mich nützlich und finde irgendwas Geeignetes zum Lunch.«
    Nick bot an, mir dabei zu helfen; Clay tat es ausnahmsweise nicht. Er kam nicht einmal mit in die Küche, um uns zu beaufsichtigen. Nach dem Essen brachen Jeremy, Antonio und Peter zu ihrem Patrouillendienst auf. Es war Jeremys Art, mit dem Problem umzugehen, das die Mutts uns beschert hatten. Das Rudel war daran gewöhnt, immer nur mit einem Mutt auf einmal fertig werden zu müssen. Wie ich schon gesagt habe – Mutts schließen sich nicht zusammen. Nie. Was bedeutete, dass das Rudel auf eine solche Bedrohung nicht gut genug vorbereitet war. Weil Jeremy keinerlei Erfahrung damit hatte, einen Angriff durch mehrere Mutts gleichzeitig abzuwehren, ließ er sich Zeit und sammelte Informationen, bevor er das weitere Vorgehen plante. Logisch gesehen war das sinnvoll. Emotional betrachtet war es zum Rasendwerden. Wäre ich der Anführer gewesen, ich hätte ein umgehendes und direktes Vorgehen gegen die Mutts geplant, wobei mir die Risiken restlos gleichgültig gewesen wären. Deshalb war Jeremy schließlich auch der Alpha und ich nur ein gemeiner Fußsoldat.
    Als sie fort waren, ging ich wieder in Deckung, diesmal in meinem eigenen Zimmer, wo ich Philip anrief. Ich erklärte ihm, es würde noch ein paar Tage länger dauern als erwartet.
    Ich hörte ihn tief Luft holen. »Okay.« Ein Augenblick Stille. »Ich vermisse dich.«
    »Ich –«
    »Ich versuche nicht, dir Schuldgefühle einzureden, Liebes. Es ist nur … ich vermisse dich. Ich weiß genau, es ist richtig, was du tust, ich will dich bestimmt nicht bitten, deine Verwandten im Stich zu lassen. Ich habe … einfach nicht damit gerechnet, dass es so lang geht.« Er machte eine Pause und schnalzte dann plötzlich mit der Zunge. »Ich hab's. Erleuchtung. Ich komme runter. Wie wäre es mit morgen? Ich habe keine Termine. Die Arbeit kann ich mitnehmen und im Flugzeug erledigen.«
    Meine Hände krallten sich um den Hörer; alles in mir brüllte: »O Scheiße!« Ich klappte den Mund zu, bis ich die Panik niedergekämpft hatte. »Und einen Tag Urlaub verlieren?«, fragte ich so unbekümmert wie möglich. »Du hast mir eine Woche Ferien in der Karibik versprochen. Alles inklusive. Weißt du noch? Und so gern ich dich sehen würde, wenn das heißt, eine Woche Sonne und Cocktails in unbegrenzter Menge aufzugeben…«
    Er kicherte. »Dann ist ein Tag gemeinsames Babysitting keine gute Alternative, was? Ja, das sehe ich ein. Vielleicht kann ich irgendwas mit James arrangieren, stattdessen nächsten Samstag arbeiten … obwohl es jetzt schon so aussieht, als würde ich am Samstag arbeiten und am Sonntag eventuell auch.«
    »Oje. Dann lass dich lieber auf keinen Handel ein, sonst kriege ich dich wochenlang nicht zu sehen, wenn ich wieder da bin.«
    »Auch wieder wahr. Ein paar Tage allein überlebe ich noch. Aber wenn es länger wird…«
    »Wird es nicht.«
    Wir redeten noch ein paar Minuten und verabschiedeten uns dann. Noch ein paar Tage. Länger nicht.

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