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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Wenn's meine Verwandten wären, ich würde mir auch Sorgen machen. Vielleicht solltest du hinfahren. Nachsehen, was los ist. Er hat sich wirklich angehört, als wäre es wichtig.«
    Ich machte mich los. »Nein, das ist lächerlich. Ich versuch's einfach weiter.«
    »Es ist deine Familie, Liebes«, sagte er, als sei das eine Antwort auf jedes Argument, das ich finden konnte. Für ihn war es das. Dies war eine Sache, in der ich nicht widersprechen konnte. Als es zwischen Philip und mir ernst wurde, als sein Mietvertrag auslief und er klarmachte, dass er gern mit mir zusammenziehen wollte, hatte ich mich zuerst gesträubt. Dann hatte er mich zu seiner Familie mitgenommen. Ich hatte seine Mutter und seinen Vater und seine Schwester kennen gelernt und gesehen, wie er mit ihnen umging, welch wichtigen Platz sie in seinem Leben einnahmen. Am nächsten Tag hatte ich ihm gesagt, er solle den Mietvertrag nicht verlängern.
    Jetzt erwartete Philip von mir, jemandem zu Hilfe zu kommen, den er für einen Verwandten von mir hielt. Wenn ich mich weigerte, würde er dann denken, ich sei nicht der Typ Mensch, den er wollte? Ich mochte es nicht riskieren. Ich versprach, ich würde es weiter versuchen. Ich versprach, wenn ich Jeremy bis Mittag nicht an die Strippe bekommen hatte, würde ich das Flugzeug nach New York State nehmen, um nachzusehen, was los war.
    Jedes Mal, wenn ich in den folgenden Stunden anrief, betete ich um eine Antwort. Und die einzige Antwort, die ich bekam, war das Klicken des Anrufbeantworters.
    Nach dem Mittagessen fuhr Philip mich zum Flughafen.

Verlorene Tochter
    Das Flugzeug landete um sieben Uhr abends auf dem Flughafen Syracuse-Hancock. Ich versuchte Jeremy anzurufen und bekam den Anrufbeantworter. Wieder mal. Mittlerweile war ich eher verärgert als besorgt. Mit der geringeren Entfernung zwischen uns waren meine Erinnerungen klarer geworden, und ich wusste wieder, wie es war, auf Jeremys Landsitz Stonehaven zu leben. Vor allem erinnerte ich mich an die Telefonmanieren der Bewohner, oder vielmehr das weitgehende Fehlen derselben. Zwei Leute lebten in Stonehaven – Jeremy selbst und sein Stiefsohn und mittlerweile Leibwächter, Clayton. In einem Haus mit fünf Schlafzimmern gab es zwei Telefone. Der Apparat in Clays Zimmer war an den Anrufbeantworter angeschlossen, das Telefon selbst allerdings hatte seine Fähigkeit zu klingeln vor vier Jahren eingebüßt, als Clay es quer durch den Raum geschleudert hatte, nachdem es gewagt hatte, ihn zwei Nächte hintereinander aus dem Schlaf zu reißen. Dann gab es noch das Telefon im Arbeitszimmer, aber wenn Clay den Anschluss für seinen Laptop brauchte, machte er sich hinterher oft nicht die Mühe, das Telefon wieder einzustöpseln – manchmal tagelang nicht. Und selbst wenn es durch Zufall gerade ein funktionsfähiges Telefon im Haus geben sollte, ich hatte es erlebt, dass beide Männer in zwei Meter Entfernung saßen und sich nicht dazu bequemen konnten, den Hörer abzunehmen. Und dann bildete Philip sich ein, meine Telefonmanieren wären übel.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. Je wütender ich wurde, desto wilder war ich entschlossen, mich keinen Schritt aus dem Flughafengebäude zu bewegen, bevor nicht jemand an das gottverdammte Telefon ging. Wenn sie mich schon herriefen, dann sollten sie mich wenigstens abholen. Das zumindest war meine Entschuldigung. Der eigentliche Grund war der, dass ich einen ausgesprochenen Widerwillen dagegen empfand, das Gewühl des Flughafens zu verlassen. Ja, das klingt verrückt. Die meisten Leute beurteilen den Erfolg einer Flugreise danach, wie wenig Zeit sie im Flughafengebäude verbringen müssen. Und normalerweise hätte ich es ebenso gesehen, aber als ich da saß und in dem fast leeren Terminalgebäude meine Umgebung und ihre Gerüche in mich aufnahm, schwelgte ich in der menschlichen Normalität von alldem. Hier im Flughafen war ich ein anonymes Gesicht in einem Meer ebenso anonymer Gesichter. Es hatte etwas Tröstliches, das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein, nicht aber in seinem Mittelpunkt zu stehen. Das würde sich in dem Augenblick ändern, in dem ich das Gebäude verließ und Stonehaven betrat.
    Zwei Stunden später entschied ich, dass ich es nicht länger hinausschieben konnte. Ich rief ein letztes Mal in Stonehaven an und hinterließ eine Nachricht. Zwei Worte. »Ich komme.« Es würde reichen müssen.
    Es war gar nicht einfach, nach Stonehaven zu gelangen. Das Haus lag in

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