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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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marschierte geradewegs ins Wohnzimmer.
    Philips Lächeln verblasste eine Sekunde lang. Dann wandte er sich an Clay, der mit dem Rücken zu uns am Fenster stand. »Das hier ist ein Schlafsofa«, sagte er mit einer Handbewegung zu dem Stoß Bettzeug, der auf dem Sofa lag. »Ich hoffe, es ist nicht zu unbequem. Es ist noch nie benutzt worden, oder, Liebes?«
    Clays Kiefermuskeln spannten sich, aber er sah weiter zum Fenster hinaus.
    »Nein«, sagte ich und mühte mich darum, mir eine zusätzliche Bemerkung einfallen zu lassen, irgendeine Erläuterung oder ein neues Thema, aber ich kam auf nichts.
    »Angeblich hat man von hier aus einen Blick auf den See«, sagte Philip mit einem gezwungenen kleinen Lachen. »Ich glaube, wenn man sich zwischen ein und zwei Uhr mittags drei Schritte links vom Fenster aufstellt, sich nach rechts dreht und auf eine bestimmte Art schielt, sieht man einen Streifen vom Ontariosee. So lautet jedenfalls die Theorie.«
    Clay sagte immer noch nichts. Ich auch nicht. Die Stille hing lastend im Raum, als hätte Philip in ein Vakuum gesprochen, in dem die Worte kein Echo und keine Reaktion hervorriefen.
    Philip fuhr fort: »Die andere Seite hat einen besseren Blick auf Toronto. Es ist eine phantastische Stadt. Weltklasse, was das Kulturangebot betrifft, die Lebenshaltungskosten nicht zu hoch, wenig Verbrechen, saubere Straßen. Vielleicht kann ich mir morgen ein paar Stunden früher freinehmen und dich ein bisschen rumfahren, bevor Elena nach Hause kommt.«
    »Nicht nötig«, sagte Clay. Die Worte kamen so scharf und abgehackt heraus, dass sein Akzent völlig verschwand. Er hörte sich an wie ein Fremder.
    »Clay hat früher mal in Toronto gelebt«, erklärte ich. »Eine Weile jedenfalls. Vor ein … uh … einer ganzen Reihe von Jahren.«
    »Hat es dir hier gefallen?«, fragte Philip. Als Clay nicht antwortete, zwang er sich zu einem weiteren Lachen. »Na, du bist zurückgekommen, also kann es ja keine ganz üble Erfahrung gewesen sein.«
    Clay drehte sich um und sah mich an. »Ein paar gute Erinnerungen sind dabei.«
    Er hielt meinen Blick einen Moment lang fest, sah dann fort und stelzte ins Badezimmer. Sekunden später hörten wir die Dusche rauschen.
    »Nur keine Hemmungen«, murmelte ich, während ich die Augen zur Decke verdrehte. »Mr. Sympathieträger, was?«
    Philip lächelte. »Es ist also nicht nur der Jetlag?«
    »Schön wär's. Ich hätte dich warnen sollen. Antisoziale Persönlichkeitsstörung, nur die Diagnose steht noch aus. Lass dir den Müll bloß nicht bieten, solange er hier ist. Ignorier's entweder oder sag ihm, wohin er ihn sich schieben kann.«
    Philips Augenbrauen schoben sich nach oben. Zunächst glaubte ich, es läge an meiner Beschreibung von Clay. Aber als ich seinen Blick sah, ging ich noch einmal durch, was ich gesagt hatte, und hörte den bissigen Sarkasmus heraus. Nicht die Elena, an die Philip gewöhnt war.
    Zum Teufel mit Clay.
    »Bloß ein dummer Witz«, sagte ich. »Es war ein ziemlich langer Flug mit ihm zusammen. Als wir's zum Flughafen geschafft hatten, hab ich die Geduld verloren, und wir hatten einen kleineren Krach.«
    »Die Geduld verloren?« Philip kam zu mir herüber und küsste mich auf die Stirn. »Ich wusste gar nicht, dass das geht.«
    »Clayton bringt es jedes Mal fertig, dass ich mich von meiner übelsten Seite zeige. Wenn wir Glück haben, bleibt er nicht lang. Aber er gehört zur Familie, also muss ich ihn wohl eine Weile ertragen.« Ich wandte mich in Richtung Küche und schnupperte demonstrativ in der Luft herum. »Das riecht, als ob das Huhn so weit wäre.«
    »Sollen wir auf deinen Cousin warten?«
    »Er würde nicht auf uns warten«, sagte ich auf dem Weg in die Küche.
    Das einzig Gute, das es über den Abend zu sagen gibt, ist, dass er kurz war. Clay kam aus der Dusche (dankenswerterweise angezogen), ging ins Wohnzimmer und nahm eins meiner Bücher vom Regal. Wir waren noch beim Essen. Ich ging ins Wohnzimmer, um es ihm mitzuteilen. Er grunzte etwas davon, dass er später essen würde, und ich sagte nichts weiter dazu. Als wir gegessen und aufgeräumt hatten, war es spät genug, dass ich von Müdigkeit reden und ins Bett gehen konnte. Philip folgte mir, und mir wurde rasch klar, dass ich im Hinblick auf unser Zusammenleben eine Kleinigkeit vergessen hatte. Sex.
    Ich zog gerade mein Nachthemd über, als Philip hereinkam. Nun bin ich nicht unbedingt eine Expertin, was modische Nachtwäsche angeht. Nachdem ich meine letzte Pflegefamilie

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