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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Sohn an sie verwiesen und sichergestellt, dass Logan vor seiner ersten Wandlung herausfinden würde, wer er war, und eine Chance hatte, sein neues Leben geschützt und entsprechend ausgebildet zu beginnen. Vielleicht bewies dies, dass Mutts nicht notwendigerweise erbärmliche Väter abgaben, vielleicht auch nur, dass es überall Ausnahmen und Abweichler gibt.
    Die meisten anderen Stammbäume des Rudels hatten mehrere Zweige. Wie die Danvers' konnten auch die Sorrentinos ihre Wurzeln bis zu den Anfängen des Vermächtnisses zurückverfolgen. Antonios Vater Dominic war bis zu seinem Tod Alpha gewesen. Er hatte drei Söhne gehabt – Gregory, der nicht mehr lebte, Benedict, der das Rudel verlassen hatte, bevor ich dazustieß, und Antonio, der jüngste. Antonios einziger Sohn war Nick. Im Vermächtnis stand neben Nicks Name in Klammern eine Abkürzung: LKB. Nick wusste nicht, was sie bedeutete. Soviel ich wusste, hatte er auch nie gefragt. Wenn er das Vermächtnis überhaupt gelesen hatte, was ich bezweifelte, hatte er wahrscheinlich gedacht, dass die Buchstaben nicht wichtig waren, weil niemand ihm ihre Bedeutung erklärt hatte. Nick war so – er nahm die Dinge einfach hin. Die Buchstaben waren wichtig, aber es hatte keinen Zweck, Nick zu erzählen, was sie bedeuteten; es hätte Fragen aufgeworfen, die nicht zu beantworten waren, und vielleicht Gefühle, die nicht zu befriedigen waren. LKB waren die Initialen von Nicks Mutter. Es war das einzige Mal im gesamten Vermächtnis, dass eine Mutter dokumentiert wurde. Jeremy hatte die Initialen hinzugefügt. Weder er noch Antonio hatten mir erklärt weshalb. Peter war es gewesen, der mir die Geschichte vor ein paar Jahren erzählt hatte.
    Als Antonio sechzehn war und eine teure Privatschule bei New York besuchte, hatte er sich in ein Mädchen aus dem Ort verliebt. Seinem Vater gegenüber hatte er es wohlweislich niemals erwähnt, aber er weihte seinen besten Freund, den vierzehnjährigen Jeremy, in das Geheimnis ein, und die beiden hatten gemeinsam beschlossen, die Sache vor dem Rudel geheim zu halten. Es ging ein Jahr lang gut. Dann wurde das Mädchen schwanger. Auf Jeremys Rat hin erzählte Antonio seinem Vater davon. Allem Anschein nach hatte Jeremy geglaubt, Dominic würde erkennen, dass sein Sohn verliebt war, und das Gesetz des Rudels brechen, um ihm zu helfen. Wahrscheinlich waren wir alle irgendwann einmal jung. Jung, romantisch und sehr naiv. Sogar Jeremy. Die Dinge entwickelten sich nicht ganz so, wie Jeremy es sich vorgestellt hatte – welche Überraschung. Dominic nahm Antonio von der Schule und verhängte Hausarrest, während das Rudel darauf wartete, dass das Baby zur Welt kam.
    Mit Jeremys Hilfe war Antonio geflohen, war zu dem Mädchen zurückgekehrt und hatte sich vom Rudel losgesagt. Danach wurde die Angelegenheit wirklich unerfreulich. Peter war nicht weiter ins Detail gegangen; er hatte lediglich gesagt, dass Antonio und seine Freundin untergetaucht waren, während Jeremy den Boten zwischen Vater und Sohn spielte und verzweifelt versuchte, eine Versöhnung zu Stande zu bringen. Irgendwann wurde mitten in dem Durcheinander Nick geboren.
    Drei Monate später erlebte Antonio seine erste Wandlung. Im Lauf des nächsten halben Jahres wurde ihm klar, dass sein Vater Recht hatte. So sehr er Nicks Mutter auch liebte, es konnte nichts daraus werden. Er würde nicht nur ihr Leben ruinieren, sondern auch das seines Sohnes, indem er ihn zu einem Dasein als Mutt verurteilte. Eines Nachts nahm er Nick, ließ einen Umschlag mit Geld auf dem Tisch liegen und ging. Er brachte Nick zu Jeremy und sagte ihm, er solle das Kind Dominic geben. Dann verschwand er. Drei Monate lang blieb Antonio unauffindbar; nicht einmal Jeremy wusste, wo er steckte. Ebenso plötzlich tauchte er wieder auf. Er übernahm es, Nick aufzuziehen, und erwähnte das Mädchen nie wieder. Alle Welt glaubte, die Angelegenheit sei erledigt. Jahre später aber wollte Peter Antonio besuchen und spürte ihn in einem Vorort auf, wo Antonio neben einem Spielplatz in seinem Auto saß und eine junge Frau beobachtete, die mit einem Kleinkind spielte. Ich fragte mich, wie oft er das getan hatte, fragte mich, ob er es heute immer noch tat, nachsah, wie es Nicks Mutter ging, vielleicht zusah, wie sie mit ihren Enkeln spielte. Wenn ich mir Antonio ansehe – den überschwänglichen, lauten, selbstsicheren Antonio –, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass er noch immer einer verlorenen Liebe die Treue hält. Aber in

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