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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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der Hochfinanz. In der Küche knallten Schubladen, und der Duft von geröstetem Lammfleisch trieb zu mir herauf – Clay und Nick kochten. Von Jeremy hörte ich nichts, aber ich wusste, er war noch dort, wo ich ihn verlassen hatte – im Arbeitszimmer, wo er über Stadtplänen von Bear Valley saß und die Vorgehensweise für unsere Suche heute Abend festlegte.
    Ich ging zu meinem Bett hinüber, schob den Vorhang zur Seite, kroch ins Innere und ließ den Vorhang zurückschwingen, so dass ich das Zimmer nicht mehr sehen konnte. Als Philip im Büro nicht ans Telefon ging, versuchte ich es auf seinem Handy. Er war beim dritten Klingeln am Apparat. Als seine Stimme knackend über den Äther kam, schienen alle Geräusche aus dem Erdgeschoss zu verstummen, und ich kam mir vor wie in eine andere Welt versetzt, eine Welt, in der unsere Pläne, einen Werwolf zu jagen, allenfalls zur Handlung eines drittklassigen Films gehören konnten.
    »Ich bin's«, sagte ich. »Hast du gerade zu tun?«
    »Bin auf dem Weg zum Mittagessen mit einem Kunden. Potenziellen Kunden. Ich hab deine Nachricht gekriegt. Ich war unten, habe eine halbe Stunde trainiert und den Anruf verpasst. Kannst du mir deine Nummer dort geben? Warte, ich suche nur gerade ein Stück Papier.«
    »Ich habe doch das Handy.«
    »Okay, ich bin ein Idiot. Natürlich. Wenn ich dich brauche, kann ich also auf dem Handy anrufen?«
    »Im Krankenhaus muss ich's ausschalten, das verlangen die dort. Aber ich sehe regelmäßig nach, ob Nachrichten da sind.«
    »Krankenhaus? Verdammt. Es tut mir Leid. Fünf Minuten, und ich hab noch nicht mal gefragt, was mit deinem Cousin los ist. Ein Unfall?«
    »Seine Frau. Ich bin früher immer im Sommer hergekommen, und wir haben zusammen herumgehangen, Jeremy, seine Brüder, Celia – das ist seine Frau.« Philip wusste, dass meine Eltern tot waren, aber die unschönen Details hatte ich ihm verschwiegen – zum Beispiel, wie jung ich gewesen war, als es passierte. Also konnte ich jetzt improvisieren. »Jedenfalls hat Celia einen Autounfall gehabt. Es hat ziemlich übel ausgesehen, als Jeremy angerufen hat. Inzwischen ist sie außer Gefahr.«
    »Gott sei Dank. Herrgott, das ist ja fürchterlich. Wie geht es den anderen?«
    »So weit gut. Das Problem sind die Kinder. Drei davon. Jeremy ist wirklich ziemlich aufgeschmissen, versucht sich um die Kinder zu kümmern und macht sich Sorgen. Ich hab ihm angeboten, ich bleibe ein paar Tage, wenigstens so lange, bis Celias Eltern aus Europa zurück sind. Im Augenblick sind alle hier ziemlich durcheinander.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Moment –« Störgeräusche kamen übers Telefon. »Gut. Ich bin von der Schnellstraße runter. Tut mir Leid. Du bleibst also noch eine Weile und hilfst aus?«
    »Bis übers Wochenende. Ist das okay?«
    »Natürlich. Unbedingt. Wenn ich diese Woche nicht so eingespannt wäre, würde ich selbst runterkommen. Brauchst du irgendwas?«
    »Ich hab ja die Kreditkarte.«
    Er kicherte. »Sonst braucht man heutzutage ja auch nichts mehr. Wenn du überziehst, sag mir Bescheid, und ich überweise dir was. Verdammt, jetzt hab ich die Ausfahrt verpasst.«
    »Ich lasse dich besser in Frieden.«
    »Tut mir Leid. Ruf mich doch heute Abend an, wenn du es schaffst, obwohl du wahrscheinlich ziemlich beschäftigt sein wirst. Drei Kinder. Wie alt?«
    »Keins über fünf.«
    »Autsch. Du hast alle Hände voll zu tun. Ich vermisse dich.«
    »Es dauert nur noch ein paar Tage.«
    »Gut. Bis bald. Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch. Bis bald.«
    Als die Verbindung unterbrochen war, schloss ich die Augen und atmete aus. Na also. So schlimm war es gar nicht gewesen. Philip war immer noch Philip. Nichts hatte sich geändert. Philip und mein neues Leben waren noch da draußen und warteten auf mich. Nur noch ein paar Tage, und ich konnte zu ihnen zurückkehren. Nach dem Mittagessen ging ich ins Arbeitszimmer, um meine Akten durchzusehen, in der Hoffnung, Hinweise darauf zu finden, welcher Mutt in Bear Valley Schaden anrichtete. Eine meiner Aufgaben im Rudel war es gewesen, die Dossiers über die nicht zum Rudel gehörenden Werwölfe weiterzuführen. Ich hatte Akten angelegt, mit allem Drum und Dran, einschließlich Fotos und Notizen über ihre Gewohnheiten. Ich konnte über zwei Dutzend Namen samt dem letzten bekannten Aufenthaltsort des Betreffenden herunterbeten und die Liste aus dem Gedächtnis in drei Gruppen unterteilen: die Brauchbaren, die Gefährlichen und die wirklich Üblen. Diejenigen,

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