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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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bestickten Decke darüber. An der Westwand war erstklassige Unterhaltungselektronik aufgereiht, darunter der einzige Fernseher, der einzige Videorecorder und die einzige Stereoanlage im ganzen Haus. Die Rückwand war tapeziert mit Bildern von mir – eine Montage aus Fotos und Zeichnungen, die mich an die ›Altäre‹ in den Wohnungen besessener Psychopathen erinnerte, was letzten Endes vielleicht gar keine üble Bezeichnung für Clay war.
    Nick warf mich aufs Bett, sprang auf mich und zog mein T-Shirt aus den Jeans, um mich am Bauch zu kitzeln. Er grinste vielsagend dabei; die weißen Zähne blitzten unter dem dunklen Schnurrbart. »Und freust du dich auf heute Abend?« fragte er, während er die Finger vom Nabel aufwärts unter mein T-Shirt schob. Ich schlug seine Hand fort, zurück zum Bauch.
    »Wir machen das nicht zum Spaß«, sagte ich. »Es ist eine ernste Sache. Wir sollten sie ernst nehmen.«
    Aus dem Bad kam ein dröhnender Lacher. Clay kam heraus, während er sich noch die Hände an einem Handtuch abtrocknete. »Du bringst das wirklich beinahe so raus, dass man's glaubt, Darling. Beeindruckend.«
    Ich verdrehte die Augen und antwortete nicht.
    Clay plumpste neben mich aufs Bett. Die Federn quietschten. »Komm schon. Gib's zu. Du freust dich drauf.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Lügnerin. Du tust's. Wie oft dürfen wir schon in die Stadt? Eine ganz offiziell abgesegnete Muttjagd.«
    Clays Augen funkelten. Er griff nach unten, um die Innenseite meines Unterarms zu streicheln, und ich schauderte. Nervöse Vorfreude wirbelte in meiner Magengrube. Clay wandte den Kopf und sah zum Fenster hinaus in die Dämmerung. Seine Fingerspitzen kitzelten meine Armbeuge. Mein Blick glitt über sein Gesicht, die Linie seines Kieferknochens, die Sehnen im Nacken, den dunkelblonden Bartschatten auf seinem Kinn und den Bogen seiner Lippen. Ich spürte, wie Hitze in meiner Magengrube entstand und sich nach unten ausbreitete. Er wandte sich zurück und sah mich an. Seine Pupillen waren weit, und ich roch seine Erregung. Er stieß ein leises heiseres Lachen aus, beugte sich zu mir und flüsterte das magische Wort.
    »Jagdfieber.«

Jagd
    Bear Valley war eine Arbeiterkleinstadt von achttausend Einwohnern, die auf dem Höhepunkt der Industrialisierung gegründet worden war und in den dreißiger und vierziger Jahren einen Boom erlebt hatte. Aber drei Rezessionen und die Kürzung von Arbeitsplätzen hatten ihre Spuren hinterlassen. Es gab eine Traktorfabrik im Osten und eine Papierfabrik im Norden, und die meisten Leute arbeiteten bei einem der beiden Kolosse. Bear Valley war stolz auf seine bodenständigen Werte; es war ein Ort, wo die Leute hart arbeiteten, mit viel Einsatz spielten und das Baseballstadion füllten, ganz gleich ob die Lokalmannschaft in der Liga ganz oben oder ganz unten stand. In Bear Valley schlossen die Bars unter der Woche um Mitternacht, der jährliche Flohmarkt der Parent-Teacher Association war ein gesellschaftliches Ereignis, und Schusswaffenkontrolle bedeutete, dass man seine Kinder mit nichts Größerem als einer Kleinkaliberpistole ballern ließ. Nachts spazierten junge Frauen durch die Straßen von Bear Valley, ohne mehr fürchten zu müssen als gellende Pfiffe aus vorbeifahrenden Pick-ups, gesteuert von Typen, die sie seit ihrer Kindheit kannten. Sie wurden nicht von Fremden ermordet, und sie wurden ganz bestimmt nicht von tollwütigen Hunden verschleppt, abgeschlachtet und gefressen.
    Wir verteilten uns auf zwei Autos. Antonio und Peter fuhren zum Westende der Stadt, wo es ein paar dreistöckige Appartementhäuser und am Highway außerdem zwei Motels gab. Das bedeutete, dass sie das aussichtsreichere Gebiet hatten, denn es war wahrscheinlich, dass der Mutt sich nur kurzfristig in der Stadt einquartiert hatte. Es hatte aber auch einen Nachteil – Jeremy hatte entschieden, dass die beiden in menschlicher Gestalt suchen mussten; sie konnten die Wohnblocks kaum als Wölfe abgrasen.
    Clay, Nick und ich würden die Ostseite abklappern, wo wir den Mutt in einer Wohnung oder Pension zu erwischen hofften. Wir nahmen mein Auto, einen alten Camaro, den ich in Stonehaven untergestellt hatte und für dessen Verbleib dort ich jedes Mal eine neue Entschuldigung fand. Clay fuhr. Das war ganz allein meine Schuld – er hatte mich zu einem Wettrennen zur Garage herausgefordert. Mein Ego nahm an; meine Füße verloren. Es war kurz nach halb zehn, als wir in der Stadt eintrafen. Clay setzte mich hinter einer Arztpraxis

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