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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Menge, bis er mich zu einer Person führte. Als ich die Person sah, zweifelte ich an meiner Nase und kehrte noch einmal zurück, um sicherzugehen. Ja, der Typ an dem Tisch war ganz entschieden unser Mutt. Und ein weniger eindrucksvoller Werwolf war mir noch nie über den Weg gelaufen. Sogar ich selbst sah noch furchteinflößender aus als dieser junge Mann. Er hatte hellbraunes Haar, eine schlanke Figur und ein frisch gewaschenes, gesund aussehendes Gesicht – der Prototyp des Collegejungen, bis hin zu seinen Doc Martens und den Chinos. Er kam mir bekannt vor, aber ich hatte mir nicht alle Fotos in den Dossiers eingeprägt. Es kam nicht darauf an, wer er war. Es kam nur darauf an, dass er hier war.
    Wut flammte in mir auf. Das sollte der Mutt sein, der uns all diese Schwierigkeiten gemacht hatte? Dieses babygesichtige Jüngelchen hatte das ganze Rudel dazu gebracht, in Panik zu geraten, sich ständig nach Jägern umzusehen und ganz Bear Valley nach ihm abzuklappern? Ich musste mich zurückhalten, um nicht zu ihm hinüberzumarschieren, ihn am Kragen zu packen und draußen vor der Tür Clay vorzuwerfen.
    Ich widerstand sogar der Versuchung, zu ihm hinzugehen. Sollte doch er mich finden. Er würde meinen Geruch spüren und wissen, wer ich war. Alle Mutts wussten, wer ich war. Wir erinnern uns – es gibt nur eine von meiner Sorte. Und an meinem Geruch konnte jeder Mutt erkennen, dass ich sowohl eine Frau als auch ein Werwolf war. Ich ging in sechs Meter Entfernung am Tisch des Mutts vorbei, und er merkte nichts. Entweder waren die Gerüche im Raum einfach zu stark, oder er war zu dumm, um seine Nase einzusetzen. Vermutlich eher das Letztere.
    Ich wusste, irgendwann würde er mich riechen, und so löste ich einen Gutschein gegen einen Cuba Libre ein, suchte mir einen Tisch in der Nähe der Tanzfläche und wartete. Es war keine Kunst, den Mutt in der Menge wieder zu finden. Mit seinem glatt rasierten Gesicht, dem Polohemd und dem kurzen Haar fiel er auf wie ein Yanni-Fan bei einem Iron Maiden-Konzert. Er saß allein und beobachtete die Menge mit einem Hunger, der die Unschuld aus seinen Augen stahl.
    m ein paar Schlucke aus meinem Glas und sah wieder zum Tisch des Mutts hinüber. Er war fort.»Elena.«
    Ich atmete seinen Geruch ein, ohne mich umzusehen. Er war es. Ich lehnte mich zurück, nahm den nächsten Schluck und beobachtete weiter die Tanzfläche. Er kam um den Tisch herum, sah mich an und lächelte. Dann zog er einen Stuhl unter dem Tisch hervor.
    »Darf ich?«, fragte er.
    »Nein.«
    Er machte Anstalten, sich zu setzen.
    Ich sah zu ihm auf. »Ich habe doch Nein gesagt, oder?«
    Er zögerte, grinste, wartete auf ein Zeichen dafür, dass ich Spaß machte. Ich streckte einen Fuß nach dem Stuhl aus und zog ihn mit einem Ruck wieder unter den Tisch. Er hörte auf zu grinsen.
    »Ich bin Scott«, sagte er. »Scott Brandon.«
    Der Name kam mir bekannt vor. Ich versuchte, in Gedanken seine Seite im Dossier aufzuschlagen, brachte es aber nicht fertig. Es war zu lang her. Ich hätte meine Hausaufgaben machen sollen, bevor ich losfuhr.
    Er kam näher. Als ich ihn anstarrte, wich er wieder zurück. Ich nahm wieder einen Schluck und musterte ihn über den Rand des Glases.
    »Hast du eine Vorstellung davon, was mit Mutts passiert, die sich auf Rudelterritorium blicken lassen?«, fragte ich.
    »Sollte ich?«
    Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. Jung und dreist. Eine üble Kombination, aber eher ärgerlich als gefährlich. Offenbar hatte der Daddy dieses Mutts ihm keine Gutenachtgeschichten von Clay erzählt. Eine ernsthafte Bildungslücke, aber eine, die bald behoben sein würde. Bei dem Gedanken lächelte ich beinahe. »Was treibst du also in Bear Valley?«, fragte ich mit gelangweilter Neugier. »Die Papierfabrik stellt seit Jahren nicht mehr ein, ich hoffe also, du suchst nicht gerade nach Arbeit.«
    »Arbeit?« In seinen Augen erschien ein bösartiges Lächeln. »Nö, damit habe ich's nicht. Ich will Spaß. Unsere Sorte von Spaß.«
    Ich starrte ihn ein paar lange Augenblicke an, dann stand ich auf und ging. Brandon kam hinter mir her. Ich hatte die gegenüberliegende Wand erreicht, als er mich am Ellenbogen packte. Seine Finger gruben sich mir ins Fleisch. Ich riss mich los und fuhr herum. Das Lächeln war verschwunden; stattdessen sah ich einen harten Zug und dazu die bockige Verstimmtheit eines verwöhnten Kindes. Gut. Sehr gut. Nun musste ich mich nur noch losmachen und mich nach draußen verfolgen lassen. Bis

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