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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nehmen.«

      Punkt elf erschien Fazio zur Berichterstattung. Der Wohltätigkeitsverein »Liebe und Brüderlichkeit« bekam keine staatlichen Zuschüsse, alles wurde mit dem Geld des Ingegnere finanziert. Selbiger Ingegnere war wie kaum jemand aktiv in zwei Bereichen, die dem Laien widersprüchlich erscheinen mochten: im privaten und öffentlichen Baugewerbe und in der Wohlfahrt.
    »Wo hatte er das Geld her?«
      »Das hat ihm sein Vater hinterlassen, der auch ein bedeutender Politiker war, bevor er vor etwa fünfzehn Jahren an einem Herzinfarkt starb. Der Sohn hat das Kapital verfünffacht. Böse Zungen behaupten, und deshalb sind das nur Gerüchte und nichts weiter, dass viel von dem Geld, das durch seine Hände fließt, in Wirklichkeit nicht seines ist.«
    »Geldwäsche?«
      »Es sind Gerüchte, Dottore. Vor dem Gesetz ist der Ingegnere sauber wie der Popo eines frisch gebadeten Säuglings.«
    Montalbano sah ihn bewundernd an.

      »Was für ein hübscher Vergleich! Dass du nie Gedichte geschrieben hast! Weiter.«
      »Der Wohltätigkeitsverein sitzt in einer kleinen Villa mit Park in Montelusa, Via Nazionale 14.«
    »Ist er eine Art Klinik?«

      »Von wegen! Der Verein betreut zu Hause, verstehst du, was ich meine? Derzeit werden zwölf Personen unterstützt, die über die ganze Provinz verstreut sind. Es handelt sich um Leute, die Rollstühle, Krücken, Stöcke und so weiter brauchen.«
    »Also nicht wirklich Kranke, die bettlägerig sind?«

      »Mit denen hat die Organisation nichts am Hut. Die Schützlinge des Vereins sind alles Personen, denen man dazu verhilft, sich selbständig fortzubewegen. Ach ja, ein Kriterium müssen sie erfüllen: Sie müssen allein sein, ohne Verwandte, die sie bei sich aufnehmen. Genau wie Nenè Piccolomini.«

    »Gibt es auch Frauen?«
    »Nein. Weder als Betreute noch als Pflegerinnen. Einmal in der Woche besucht sie das Faktotum, der Chauffeur des Ingegnere, der ›Erlöste‹, wie ihn der Ingegnere nennt, aber er heißt Aloisio Carmelo, Sohn des verstorbenen Carmelo Alfonso und von Lopresti Rosalia, geboren in...« Er fing den Blick des Commissario auf und verstummte rechtzeitig.
      »Entschuldigung«, sagte er. Und fuhr fort: »Dieser Aloisio Carmelo ist vierundvierzig Jahre alt und arbeitet seit zehn Jahren für den Ingegnere...«

    »Warum nennt Di Stefano ihn den ›Erlösten‹?«
      »Das wollte ich gerade sagen. Mit zwanzig hat er einen umgebracht, einen Tabakwarenverkäufer, Raubmord. Er wurde verurteilt, nach etwa zehn Jahren kam er wegen guter Führung wieder frei, aber er taugte zu nichts. Der Ingegnere hat ihn in seinen Dienst genommen. Seitdem hat Aloisio nichts mehr mit der Justiz zu tun gehabt. Ingegnere Di Stefano besucht seine Schützlinge einmal im Monat.«
      »Bestimmt wegen der Abrechnung. Di Stefano hat eine gelungene Organisation für seinen Drogenhandel aufgezogen. Aber er musste zwei Kuriere von seinem Faktotum Aloisio ermorden lassen. Bildet er die Hunde aus?«
      » Sissignore, Dottore. Anscheinend hat er da ein besonderes Talent.«
    Montalbano dachte eine Weile nach.

      »Vielleicht hat er Riri verschont, weil er ihn ins Herz geschlossen hatte«, sagte er fast zu sich selbst. »Eins noch, Fazio. Wohnt der Ingegnere auch in dieser Villa in der Via Nazionale?«
       »Nonsi. Der Ingegnere schläft in einer anderen Villa. Im Haus des Wohltätigkeitsvereins wohnt nur Aloisio.«

      Mimi Augello, Fazio, Gallo, Galluzzo und zwei weitere Beamte des Kommissariats klingelten am Portal der Via Nazionale 14, nachdem sie über das Gartentor geklettert waren. Im Hundezwinger neben der Villa waren drei Hunde, aber sie bellten nicht. Auf Augellos Klingeln hin fragte innen eine Männerstimme: »Wer ist da?«
    »Polizei«, sagte der Vicecommissario. Und da beging Aloisio
    wieder einen Fehler. Er antwortete, indem er schoss. Zwei Stunden später wurde er festgenommen. In der Villa fanden sich an die zwanzig Kilo reinstes Kokain.

Die Entführung

      Er war ein echter Bauer, aber er sah aus wie eine Krippenfigur, die Schirmmütze auch im Kommissariat tief im Gesicht, ausgebeulter Flanellanzug, genagelte Stiefel, wie man sie seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr zu sehen bekam. Siebzig Jahre alt, hager, leicht gekrümmt von der Arbeit mit der Hacke, eines der letzten Exemplare einer aussterbenden Rasse. Seine hellblauen Augen gefielen Montalbano. »Sie wollten mich sprechen?«
    » Sissi.«
      »Nehmen Sie Platz«, sagte der

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