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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Beispiel, um eine Entführung handeln.«
      »Der Meinung bin ich auch. Aber es gibt Anhaltspunkte, die so etwas ausschließen. Seit über fünf Jahren haben wir hier keinen erpresserischen Menschenraub mehr gehabt.«

    »Das ist noch länger her.«
      »Und letztes Jahr gab es überhaupt keine Meldung über eine Entführung.«

    »Das heißt gar nichts, Salvo. Vielleicht konnten die Entführer und die Verwandten des Opfers die Entführung und den Verlauf der Verhandlungen geheim halten.«
      »Das glaube ich nicht. Heutzutage zählen die Journalisten doch deine Arschhaare einzeln.«
      »Warum meinst du dann, dass es eine Entführung sein könnte?«
      »Keine Entführung des Geldes wegen. Hast du dieses Schwein vergessen, diesen Typen, der ein Kind entführt hat, um den Vater einzuschüchtern, der mit der Justiz zusammenarbeiten wollte? Dann hat er es erwürgt und in Säure gelegt.«

    »Doch, doch, ich erinnere mich.«
    »Es könnte so etwas sein.«

      »Könnte, Salvo. Aber es könnte auch sein, dass Fazio Recht hat.«
      »Eben deshalb will ich nicht, dass ihr mir dazwischenfunkt. Wenn ich mich täusche, wenn es irgendein Quatsch ist, mache ich mich dann allein darüber lustig.«

      Tags darauf ging er in aller Frühe noch mal ins Rathaus. »Ich habe erfahren, dass der bummuli Verkäufer, um den es mir geht, Giuseppe Tarantino heißt. Können Sie mir seine Adresse geben?«

      »Natürlich. Einen Augenblick, ich muss in der Kartei nachschauen«, sagte De Magistris.
      Keine fünf Minuten später kam er mit einem Zettel in der Hand zurück.
      »Er wohnt in Calascibetta, Via De Gasperi 32. Brauchen Sie seine Telefonnummer?«

      »Catarella, du musst mir einen speziellen und wichtigen Gefallen tun.«
    »Dottore, wenn Sie mich persönlich bitten, Ihnen höchstpersönlich einen Gefallen zu tun, dann tun Sie mir einen Gefallen, wenn Sie mich darum bitten.« Catarellas barocke Liebenswürdigkeiten.
      »Gut, du musst diese Nummer anrufen. Es wird sich Giuseppe oder Pepè Tarantino melden. Du sagst nicht, dass du vo n der Polizei bist, du fragst ihn nur, ob er heute Nachmittag zu Hause ist.«
      Catarella stand verunsichert vor ihm, den Arm leicht vom Körper abgewinkelt, den Zettel, auf dem die Telefonnummer stand, zwischen Daumen und Zeigefinger, als wäre er ein ekliges Tier.

    »Hast du irgendwas nicht verstanden?«
    »Ganz klar ist es mir nicht.«
    »Was denn?«

      »Was soll ich denn machen, wenn sich nicht Giuseppe am Telefon meldet, sondern Pepè?«

    »Das ist ein und dieselbe Person, Catarè.«
      »Und wenn sich weder Giuseppe noch Pepè meldet, sondern jemand anderes?«

    »Dann sagst du ihm, er soll dir Giuseppe oder Pepè geben.«
    »Und wenn Giuseppe Pepè nicht da ist?«

      »Dann sagst du danke und legst wieder auf.« Catarella wollte gehen, aber der Commissario hatte plötzlich Bedenken.
    »Catarè, sag mir, was du am Telefon sagen wirst.«
      »Sofort, Dottore. ›Pronti?‹, fragt er. ›Hör zu‹, sage ich,›ob du Giuseppe oder Pepè heißt, kommt aufs selbe raus.‹ ›Wer spricht da?‹, fragt er. ›Es kann dir scheißegal sein, wer da persönlich mit dir redet. Ich bin nicht von der Polizei. Kapiert? Also: Auf Befehl vom Signori und Commissario Montalbano bleibst du heute Nachmittag daheim.‹ War das gut?«
    Montalbano stieg ein Wutschrei in die Kehle, der die Fensterscheiben zum Bersten gebracht hätte, während er schweißgebadet versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »War das nicht gut, Dottore?«
      Catarellas Stimme bebte, er blickte drein wie ein Lamm angesichts des Messers, das es gleich schlachten wird. Montalbano hatte Mitleid.

      »Doch, Catarè, das war sehr gut. Aber ich rufe doch lieber selber an. Gib mir den Zettel mit der Nummer.«
      Die Stimme einer Frau meldete sich beim zweiten Klingelton. Sie musste jung sein. »Signora Tarantino?«
    »Ja. Wer ist da?«

      »Mein Name ist De Magistris, ich bin Sachbearbeiter bei der Stadt Vigàta für...«
    »Mein Mann ist nicht da.«

    »Aber er ist in Calascibetta?«
    »Ja.«

    »Kommt er zum Essen nach Hause?«
    »Ja. Aber wenn Sie mir vielleicht...«
    »Danke. Ich rufe nachmittags noch mal an.«

    Es war einiges zu tun gewesen und schon elf Uhr vorbei, als er sich schließlich nach Calascibetta auf den Weg machen konnte. Die Via De Gasperi lag etwas außerhalb, die Hausnummer 32 war eine Art geräumiger Hinterhof, der mit Hunderten von bùmmuli, cocò, bummulìddri,

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