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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Commissario und wies auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch.
    »Nonsi. Es dauert nicht lang.«
      Gott sei Dank versprach er eine kurze Unterredung: Er musste ein wortkarger Mann sein, wie es sich für einen richtigen Bauern gehörte. »Consolato Damiano heiße ich.«

      Welches war der Nachname? Consolato oder Damiano? Montalbano war sich einen Moment lang unsicher, dann dachte er, dass der Bauer gemäß den Verhaltensregeln gegenüber einem Vertreter der Staatsgewalt, wie es üblich war, erst den Nachnamen und dann den Vornamen angegeben hatte.
    »Angenehm. Ich höre, Signor Consolato.«

    »Wollen Sie Du oder Sie zu mir sagen?«, fragte der Bauer.
    »Sie. Es ist nicht meine Art...«

      »Dann müssen Sie wissen, dass mein Nachname Damiano ist.«
      Es tat Montalbano Leid, dass er sich geirrt hatte. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Gestern früh bin ich vom Land in die Stadt gegangen, weil
    Markt war.«
      Der Markt fand jeden Sonntagvormittag im oberen Teil Vigàtas statt, unweit des Friedhofs, der an das offene Land grenzte, das früher voller Oliven- und Mandelbäume und Wein gewesen war und jetzt fast vollständig brachlag, zerfressen von immer größeren Betonflecken, ob im Flächennutzungsplan genehmigt oder nicht. Montalbano wartete geduldig auf Weiteres. »Lu sceccu in'avia ruttu lu bùmmulu.« Der Esel hatte seinen bùmmulo kaputtgemacht, eine tönerne Flasche, die das Wasser schön kühl hält und die die Bauern früher aufs Feld mitnahmen: Das bestätigte Montalbanos Eindruck, dass Consolato Damiano wirklich ein Bauer wie aus alten Zeiten war. Und obwohl ihm die Geschichte vom Esel und dem bùmmulo für das Kommissariat nicht von Interesse schien, sagte er keinen Ton, er hatte beschlossen, dem sehr langsamen Fluss von Consolatos Rede zu folgen.
      »Da hab ich mir auf dem Markt einen neuen gekauft.« Bisher noch immer nichts Ungewöhnliches. »Gestern Abend hab ich Wasser reingetan, weil ich ihn ausprobieren wollte. Ob er genau richtig gebrannt war, weil wenn der bùmmulu nicht gut gebrannt ist, dann hält er das Wasser nicht kühl.«
      Montalbano steckte sich eine Zigarette an. »Bevor ich ins Bett gegangen bin, hab ich ihn ausgeleert. Und mit dem Wasser ist ein Stück Papier rausgefallen, das in dem bùmmulu war.«
      Montalbano verwandelte sich unversehens in eine Statue. »Ich kann ein bisschen lesen. Ich hab drei Klassen Volksschule.«
      »War es ein Brief?«, fragte der Commissario schließlich zögernd.

    »Ja und nein.«
    Montalbano entschied, dass es besser war, still zuzuhören. »Es war ein Streifen, den jemand aus einer Zeitung rausgerissen hat. Er war ganz nass. Ich hab ihn zum Trocknen neben das Feuer gelegt.«
      In diesem Augenblick kam Mimi Augello herein. »Salvo, denk dran, der Questore erwartet uns.«
    »Schick mir Fazio.«

      Der Bauer wartete höflich. Fazio trat ein. »Dieser Signore heißt Consolato Damiano. Hör du dir an, was er uns zu sagen hat. Ich muss leider weg. Auf Wiedersehen.«

      Als er ins Kommissariat zurückkehrte, hatte er die Geschichte mit dem Bauern und seinem bùmmulo völlig vergessen. Er ging zum Essen in die Trattoria San Calogero, aß ein Pfund kleine Tintenfische, die auf der Zunge zergingen, gekocht und mit Salz, schwarzem Pfeffer, Olivenöl, Zitrone und Petersilie angemacht. Zurück im Büro, sah er Fazio, und Consolato Damiano fiel ihm wieder ein.
      »Was wollte dieser Bauer? Der mit dem bùmmulo.« Fazio grinste.
      »Offen gestanden fand ic h es lächerlich, deswegen habe ich Ihnen nichts gesagt. Er hat den Schnipsel dagelassen. Er ist vom oberen Rand einer Zeitung, mit dem Datum 3. August 1997.«
    »Von welcher Zeitung?«

    »Das weiß ich nicht, der Name der Zeitung ist nicht drauf.«
    »Ist das alles?«
      » Nonsi . Es hat auch jemand von Hand was draufgeschrieben. Und zwar: › Aiuto ! M'amazza! Hilfe! Er bringt mich um!‹ Aber...«

      Montalbano wurde grimmig. »Und das findest du lächerlich? Zeig's mir mal.« Fazio ging hinaus, kam wieder zurück und reichte Montalbano einen schmalen Streifen Papier. In fast kindlicher Druckschrift stand da in Wirklichkeit: »Autto! Mamaza!«
       » Das muss ein Scherz gewesen sein, den sich jemand mit dem Bauern machen wollte«, kommentierte Fazio stur.
      Einem Graphologen sagt eine Handschrift natürlich etwas: Montalbano war kein Graphologe, aber diese fehlerhaft und ungelenk geschriebenen Worte sagten ihm trotzdem etwas, sie sagten ihm, dass sie die Wahrheit

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