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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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herkomme.«
    »Nein.«

      Montalbano tat zwei Schritte und setzte sich in einen Sessel. Dann richtete sich die junge Frau auf und sah ihm in die Augen. »Sara heiße ich.« Sie war vielleicht nicht mal zwanzig Jahre alt. Klein, zierlich, erschrockene Augen: ein Mädchen, das eine Strafe erwartet.

      »Was wollen Sie von meinem Mann?« Auslosen? Kopf oder Zahl? Wozu sollte er sich entscheiden? Um den heißen Brei herumreden oder gleich zum Thema kommen? Natürlich tat er weder das eine noch das andere, und bestimmt nicht, weil er es trickreich anstellen wollte, sondern einfach so, weil ihm diese Worte über die Lippen kamen.
      »Sara, warum haben Sie solche Angst? Wovor fürchten Sie sich? Warum wollten Sie, dass ich so vorsichtig bin, wenn ich Sie besuche? Im Dorf kennt mich niemand, sie wissen nicht, wer ich bin und was ich mache.«

    »Aber Sie sind ein Mann. Pepè, mein Mann, ist eifersüchtig. Er kann wahnsinnig werden vor Eifersucht. Und wenn er erfährt, dass ein Mann hier war, kann es sein, dass er mich umbringt, in'amaza.«
      Sie sagte tatsächlich: in'amaza. Und Montalbano dachte: Dann hat sie auch autto, Hilfe, geschrieben! Er seufzte, streckte die Beine aus, lehnte sich im Sessel zurück, machte es sich bequem. Geschafft. Niemand war entführt, niemand mit dem Tod bedroht worden. Besser so. »Warum haben Sie diesen Zettel geschrieben und in den bùmmulo gesteckt?«
      »Er hat mich halb totgeprügelt, und dann hat er mich mit dem Seil vom Brunnen ans Bett gefesselt. Zwei Tage und zwei Nächte hat er mich so festgehalten.«
    »Was hatten Sie getan?«

      »Nichts. Es ist einer vorbeigekommen, der Sachen verkauft hat, er hat geklopft, ich hab aufgemacht und ihm gesagt, dass ich nichts kaufen will, da ist Pepè heimgekommen und hat gesehen, wie ich mit dem Mann geredet habe. Er ist durchgedreht.«
    »Und danach? Als er Sie wieder losband?«

      »Da hat er mich wieder geschlagen. Ich konnte nicht laufen. Er musste auf einen Markt fahren und sagte, ich sollte die bùmmuli in den Lieferwagen laden. Da hab ich eine Seite aus einer Zeitung herausgenommen, hab sie zerrissen, fünf Zettel gemacht und in fünf verschiedene bùmmuli gesteckt. Bevor er losgefahren ist, hat er mich wieder ans Bett gefesselt. Aber diesmal konnte ich mich befreien. Ich habe zwei Tage dazu gebraucht, ich hatte keine Kraft. Dann bin ich aufgestanden, bin in die Küche gegangen und hab mir mit einem scharfen Messer die Adern aufgeschnitten.«

    »Warum sind Sie nicht geflohen?«
    »Weil ich ihn lieb hab.« Einfach so.
    »Er ist zurückgekommen und hat mich gefunden, als ich fast verblutet war, und hat mich ins Krankenhaus gebracht. Ich habe gesagt, dass ich es gemacht habe, weil eine Woche vorher meine Mutter gestorben war, was auch stimmt. Nach drei Tagen haben sie mich heimgeschickt. Pepè war verändert. In derselben Nacht wurde ich mit meinem Sohn schwanger.«
      Sie war rot geworden und hielt den Blick gesenkt. »Und seitdem hat er Sie nicht mehr misshandelt?«
      »Nein. Manchmal ist er noch eifersüchtig, und dann schlägt er alles kurz und klein, was ihm zwischen die Finger kommt, aber mich rührt er nicht mehr an. Aber ab da hatte ich vor etwas anderem Angst. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen.«
    »Wovor?«
      »Dass jemand die Zettel finden könnte, wo doch alles vorbei war. Wenn Pepè erfahren hätte, dass ich um Hilfe gebeten habe, um mich von ihm zu befreien, dann hätte er mich vielleicht...«

    »... wieder geschlagen?«
      »Nein, Commissario. Dann hätte er mich vielleicht verlassen.«

    Montalbano erwiderte nichts.
      »Vier konnte ich mir wiederholen, sie waren noch in den bùmmuli. Den fünften nicht. Und als Sie kamen und ich nach dem Anruf bei dem Signore im Rathaus begriff, dass Sie einen falschen Namen benutzt hatten, dachte ich, die Polizei hätte den Zettel gefunden und könnte Pepè anrufen, weil sie sich weiß der Himmel was vorstellte...«

    »Ich gehe jetzt, Sara«, sagte Montalbano und stand auf. Im anderen Zimmer hörte man das Kind weinen, das aufgewacht war. »Darf ich ihn mal sehen?«, fragte Montalbano.

Es geht um Milliarden

      »Dottore? Dottore? Sind Sie's ganz persönlich?« Verdammt, wie spät war es? Schlaftrunken blickte er auf den Wecker auf dem Nachtkästchen. Halb sechs Uhr morgens. Er ahnte nichts Gutes: Wenn Catarella, der wusste, welche Folgen das für ihn haben würde, ihn zu dieser Uhrzeit anrief, musste die Angelegenheit sehr ernst sein. »Was ist los,

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