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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Wenn das Aufgebot nicht so lange aushängt, wie es vorgeschrieben ist, kann die Trauung nicht am festgesetzten Datum stattfinden. Der Schein muss noch mal geschrieben werden, aber dazu ist eine richterliche Genehmigung nötig.«
      »Ich verstehe. Vielleicht. Aber warum hast du gesagt, es sei eine Bagatelle?«
    »Weil es das im Grunde ist. Schlimmstenfalls gibt es eine Verzögerung, man muss ein neues Datum festsetzen, die Einladungen noch mal schreiben... Sehr lästig, aber kein großer Schaden. Dottore, das war ein blöder Streich von irgendeinem Kerl, der sich zugekifft hat.«
      Auf dem Weg zur Trattoria San Calogero musste Montalbano am Rathaus vorbei, einem Gebäude, das eine Art Portikus mit acht Säulen hatte. Er warf einen Blick auf den Eingang und sah neben der Tür einen Schaukasten, in dem mehrere Anschläge hingen. Er trat näher, um einen zu lesen, und in diesem Moment kam Signor Crisafulli heraus, der Mittagspause hatte und nach Hause gehen wollte. Sie kannten sich.
      »Alles in Ordnung?«, fragte Montalbano und wies auf den Schaukasten.
      »Ja, Commissario. Ich war gleich in Montelusa, und der Richter hat sofort die Genehmigung erteilt, die Duplikate auszuhängen. Zum Glück waren es nur neun Aufgebote, jetzt ist nicht mehr die Zeit zum Heiraten, es fangt an, heiß zu werden.«

      »Sagen Sie, wollten diese neun Paare denn alle am selben Tag heiraten?«

      »Aber nein! Jedes Aufgebot hat ein eigenes Datum und läuft somit an einem anderen Tag ab.«
      »Eine letzte Frage, dann können Sie zum Essen gehen. Wenn der Richter die Zweitausfertigungen nicht sofort genehmigt hätte, was wäre dann passiert?«

      »Dann hätten wir die Brautpaare noch mal einbestellen und die Aufgebote erneuern müssen. Eine Verzögerung von mindestens einer Woche.«

    Tags darauf ging der Commissario noch mal denselben Weg, um in der Trattoria zu essen, seine Haushälterin Adelina hatte Grippe und konnte ihm deshalb keine vorbereiteten Mahlzeiten in den Kühlschrank oder den Ofen stellen. Im Vorbeigehen warf er einen Blick unter den Portikus des Rathauses, der Schaukasten war da, niemand hatte ihn während der Nacht angerührt. Er glaubte jetzt auch, dass Fazio Recht hatte: ein blöder Streich von irgendwelchen Kerlen, die sich besoffen und zugekifft hatten. Zwei Stunden später musste er seine Meinung revidieren, als Galluzzo zu ihm ins Büro kam und ihn privat sprechen wollte.
    »Es geht um meinen Neffen.«

      Galluzzos Frau liebte diesen Neffen, den sechzehnjährigen Giovanni, heiß und innig, der nichts anderes im Kopf hatte, als mit seinen Freunden mit dem Mofa herumzufahren, zu kiffen und dann stundenlang auf der Straße herumzuhängen. Galluzzo konnte ihn, im Gegensatz zu seiner Frau, nicht ausstehen.

    »Hat er was angestellt?«, fragte Montalbano.
      » Nonsi , Dottore, nein. Aber er hat mir was Merkwürdiges erzählt. Heute hat sich der junge Mann dazu herabgelassen, bei seiner Tante zu speisen, die ihm bei jeder Gelegenheit einen Fünfzigtausender zusteckt. Ich erzählte meiner Frau gerade die Geschichte mit dem Schaukasten und sagte, meiner Meinung nach hätten die Kumpels von Giovanni diesen Unsinn angestellt, da sagte er, es wäre nicht so gewesen..
      ›Wie denn dann?‹, fragte ich. Da hat er erzählt, dass er vorgestern Nacht als Letzter von der Piazza vor dem Rathaus weggefahren ist. Ungefähr um zwei Uhr. Er war mit dem Mofa schon zu Hause angekommen, als ihm einfiel, dass er seine Zigaretten auf der Bank liegen gelassen hatte. Er ist noch mal hingefahren. Da hat er einen gesehen, der den Schaukasten gerade abgenommen hatte und in ein Auto legen wollte.«

    »Einen?«
      » Sissignore , einen. Einen dicken Mann, um die fünfzig. Er hat sich ins Auto gesetzt und ist weggefahren.«
    »Hat er das Kennzeichen gesehen?«
    »Er kann sich nicht daran erinnern.«

    »Warum hat er mir die Geschichte nicht selber erzählt?«
    »Lassen wir das«, sagte Galluzzo.

    Er seufzte, machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Eines Tages wird er schon noch ins Kommissariat kommen. In Handschellen.«
      Also: Wenn ein fünfzigjähriger Mann den Schaukasten stiehlt, dann hat er seine Gründe dafür, dann ist ihm das nicht plötzlich eingefallen.
      »Galluzzo, du musst mir einen Gefallen tun. Lass dir in meinem Namen von Signor Crisafulli neun Blankoformulare geben und schreib die Aufgebote im Aushang ganz genau ab.«

      Nach zwei Stunden geduldiger Arbeit hatte Montalbano eine Art

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