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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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beschmutzte. Er sollte die Wahrheit darüber, was sie einst gewesen war, nicht erfahren.
    In ihrer Tasche berührte sie das einzige Band, das noch ganz war: das blaue. Dann sah sie den langen Pfad hinunter, der sich talabwärts wand, auf Florenz zu.
     
    Irgendwann an diesem Nachmittag blickte Raine von seinen Fläschchen, Mörsern und sonstigem Gerät auf, das er zur Mischung der Weine nutzte.
    Nick schaute ihn an und bemerkte, wie angespannt er war. »Was ist?«
    »Etwas stimmt nicht.«
    Erschrocken sprang Raine auf, so dass alles auf dem Tisch vor ihm scheppernd erzitterte. Gleichzeitig schnupperte er in die Luft, ob er Jordans Duft wahrnahm. Nein, er war fort.
Sie
war fort.
    Er rannte los zu seinem Haus, schneller denn je durch den Wald sprintend, und als er das Haupthaus erreichte, nahm er drei Stufen auf einmal, um die Treppe hinaufzuhechten, bevor er den Korridor entlangraste und ihre Zimmertür aufstieß.
    Sogleich wich er vor dem ekligen Geruch zurück, der ihm entgegenschlug. Ihr Zimmer stank. Nicht nach Fee, sondern nach einer scheußlichen Mischung von Chemikalien. Französisches Parfum.
    Sie wusste, dass er Parfums verabscheute. Wo hatte sie es her? Bei Jane gemausert, keine Frage.
    Er hielt sich die Nase zu und ging hinein. Ein halbes Dutzend, wenn nicht mehr Flakons standen auf ihrem Frisiertisch, alle leer. Sie hatte sich mit dem Zeug überschüttet, um ihn im wahrsten Sinne des Wortes von ihrer Fährte abzulenken. Nun, ihr Plan würde nicht aufgehen.
    Denn Raine zwang sich, tief einzuatmen und ihren Duft herauszufiltern, das Säuerliche vom Süßen und Würzigen zu trennen. Er hob einen Flakon nach dem nächsten auf, analysierte blitzschnell die jeweiligen Noten und prägte sie sich ein. Mittendrin fiel ihm ein, wie nutzlos dieses Unterfangen war, konnte es ihn doch allzuleicht zu einer Fremden führen, die dasselbe Parfum trug wie Jordan.
    Verärgert knallte er den Flakon, den er gerade in der Hand hatte, auf den Tisch. Dann wischte er die ganze Sammlung mit einem Armschwung weg, so dass sie auf dem Boden landete.
    Nick kam ins Zimmer und sah den Haufen Fläschchen, die den Teppich schmückten. »Ist sie weg?«
    Raine vergrub seine zitternden Hände in den Hosentaschen, weil er nicht wollte, dass sein Bruder bemerkte, wie tief Jordans Fortgang ihn traf. »Anscheinend.«
    »Folgst du ihr?«
    Raine wies vage in die Richtung, in der Venedig lag, und schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich nicht kann. Hier ist reichlich zu tun. Die Fässer sind bereit, und der Wein muss gemischt werden. Vergessen wir nicht, dass, solange Lyon fort ist, dein Wille nicht ausreichen wird, jene Schutzzauber zu stärken, die unseren Grund und unseren Weinbau vor Menschen schützen.«
    »Dann mach mit deiner Arbeit weiter«, riet Nick, der einen Arm um Raines Schulter legte, »und ich werde Lyon aus Paris zurückbeordern. Er wird binnen einer Woche hier sein, so das Wetter hinreichend beständig zum Reisen bleibt. Sobald die Schutzmauer durch ihn gestärkt ist, kannst du aufbrechen und nach ihr suchen.«
    Raine nickte und stellte sich wieder ans Fenster. Einen Moment später hörte er, dass sein Bruder ging. Er starrte derweil weiter über die Wälder hinweg zu den Feldern, den entfernten Städten und Hügeln, den dunstverhangenen violetten Bergen, den speergleich aufragenden Zypressen.
    Wo war sie?

[home]
    34
    W ie hübsch Ihr seid, Signor Cietta!«, murmelte eine sarkastische Stimme.
    Jordan hatte kaum die Grenze des Satyr-Landes überschritten, als sie diese Laute hörte. Eine vertraute Hand packte ihren Arm. Signor Salerno.
    Sprachlos vor Schreck sah sie nur stumm in seine kalten Augen auf. Dann aber kam sie wieder zu sich, wollte ihm ihren Arm entwinden und ein paar Schritte auf Abstand gehen. Leider hielt er sie zu fest.
    »Gott! Was ist das für ein Gestank an Euch?«, fragte er und wich so weit mit dem Kopf zurück, wie er konnte, ohne sie freizugeben. »Parfum?«
    »Wenn Ihr es nicht mögt, lasst mich doch los!«, entgegnete sie und trat ihn mit den lächerlich zarten Schühchen, die ihm natürlich keinen Schaden zuzufügen vermochten.
    »Ihr solltet mich nicht reizen! Gewiss wünscht Ihr nicht, dass ich die Neuigkeiten über Euren jüngsten Aufenthalt bei Lord Satyr in Venedig bekanntmache«, drohte er und schüttelte sie. »Es gibt da einige, die recht entzückt wären, zu erfahren, in welche Intimitäten er sich von Euch verstricken ließ. Ja, man möchte fast unterstellen, er hätte sich der Sodomie

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