Die Nacht des Satyrs
wollte zur Tür gehen. Ihre Gedanken waren ein einziges Durcheinander.
Plötzlich packten starke Hände sie und führten sie zum Bett zurück. Raine. Sie wollte ihm sagen, dass es ihr gutging, aber sie konnte nicht klar denken, geschweige denn ihre Alpträume hinlänglich beherrschen, um zu sprechen.
In ihrem Traum war sie in ein Musselinkleid gehüllt und trug einen mit Blumen geschmückten Hut. Sie war im Garten, auf dem Weg zu Rains Stall, als ihre Mutter plötzlich neben ihr erschien, wie es sonst die Nebelnymphen taten: aus dem Nichts.
Kaum sah sie Jordan, die wie eine Frau gekleidet war, legte Celia Cietta eine Hand auf ihren mächtigen Busen und rief aus: »Gütiger Herr im Himmel! Wie siehst du aus?«
Jordan zwang ihre Lunge, wieder zu atmen. »Buon giorno, Mutter«, antwortete sie, als wäre es vollkommen üblich, einer Person zu begegnen, die nicht mehr lebte.
»Ich bin hier, um dich nach Hause zu holen«, sagte ihre Mutter, deren kalte Finger nach Jordans Arm griffen.
Sanft entzog Jordan sich ihr. »Ich
bin
zu Hause.«
»Nein! Du musst mit mir kommen. Wenn du nicht nach Venedig zurückkehrst, nimmt die Familie deines Vaters mir mein Vermögen«, jammerte ihre Mutter.
»Ich komme nicht zurück, Mutter. Ich habe vor, bald zu heiraten.«
Ihre Mutter wurde bleich. »Heiraten? Einen Mann oder eine Frau?«
»Einen Mann. Einen guten Mann. Denselben, der mich aufwecken will, während wir uns unterhalten.«
Ihre Mutter musterte Raine, der seinen Arm um Jordan gelegt hatte und sich bemühte, sie zu wecken.
»Er sieht recht passabel aus. Weiß er es? Von dir?« Ihre Mutter wies mit der Hand in die ungefähre Richtung von Jordans Genitalien.
»Wir teilten das Bett. Wie könnte er nicht?«
Angewidert sah ihre Mutter sie an. »Du solltest dich schämen!«
Jordan schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein. Du warst stets diejenige, die zu beschämt war, um meine Andersartigkeit zu erwähnen. Ich schämte mich nie meines Körpers.«
Nun wurde der Tonfall ihrer Mutter giftig. »Dann solltest du es dringend tun! Jetzt mehr denn je. In dieser Aufmachung siehst du lächerlich aus! Keiner Frau mangelte es jemals so augenfällig an Grazie. Deine Frisur ist unordentlich, dein Kleid und dein Hut beweisen einen abstoßenden Mangel an Sorgfalt und Finesse. Alles ist gleichgültig und nachlässig zusammengestellt.«
»Ich bin hier glücklich. Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?«
»Du lebst eine Lüge.«
Jordans Lippen bebten. »Nein. Die Lüge endete, als ich herkam. Ich wünsche, als Frau zu leben. Ich will Raines Ehefrau sein. Er weiß, was ich bin, und er begehrt mich.«
»Kein Mann wird dich lange als Gattin behalten«, höhnte ihre Mutter. »Er will irgendwann Kinder.«
Jordan tippte auf ihren Bauch. »Was kein Hindernis zu sein scheint. Ich bin bereits guter Hoffnung.«
Celia stand mit offenem Mund da und starrte sie entsetzt an. So verging ein Moment, ehe ein zynisches Lächeln sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Das lässt sich ändern.«
Unvermittelt tauchte Salerno neben ihrer Mutter auf, der wortlos Jordans Handgelenke ergriff und sie fest vor ihrer Brust überkreuzte. Noch ein Mann erschien, der finster dreinblickte. Es war der Bischof aus dem Theater in Venedig. Er trat hinter Jordan und lüpfte ihre Röcke. Dann hob er seine geballte Faust.
Jordan sah hilfesuchend zu ihrer Mutter, doch Celia hatte sich schon wieder in den Nebel aufgelöst, aus dem sie gekommen war.
Eine flache Hand auf ihrem Bauch, wühlte sich der Bischof mit der Faust zwischen ihre Schenkel. Ohne Vorwarnung rammte er sie hoch in ihre Scheide. Und noch höher. Unvorstellbar tief in ihr spreizte er seine Finger, um die zu packen, die in ihr wuchsen. Die Ungeborenen.
Sie schluchzte, flehte ihn an, aufzuhören – und fürchtete, dass es zu spät war.
Dann, genauso plötzlich, wie sie erschienen waren, verschwanden beide Männer wieder.
Sie krümmte sich, überkommen von einem scheußlichen Krampf, der in ihrem Bauch wütete und ihr Innerstes zerfleischte.
»Raine«, flüsterte sie ängstlich.
»Ich bin hier«, antwortete er, doch er war so weit weg, dass seine Worte ihr keinen Trost zu spenden vermochten. Sie war ganz allein und hatte Schmerzen. Mühsam erhob sie sich auf alle viere. In ihrem Schoß tobten entsetzliche Mächte. Blut klumpte. Gewebe riss. Es floss aus ihr heraus, verschmierte ihre Schenkel und verlief zu gigantischen Flecken auf dem Laken unter ihr.
Stunden später schaffte sie es endlich, wieder wach zu
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