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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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lassen?«
    Salerno überlegte. »Eine Frau ist, was sie ist, weil sie einen Uterus hat. Dieses Diktum gilt in der Medizin, seit es erstmals von Jan Baptist van Helmont festgelegt wurde, einem flämischen Arzt im siebzehnten Jahrhundert. Das Vorhandensein eines solchen Organs lässt sich allerdings nur durch eine invasive Suche ermitteln.«
    »Eine, die man heute Nacht durchführen könnte?«, hakte der Bischof begierig nach.
    Der Engländer mit der Brille schüttelte den Kopf. »Meine Herren! Sie haben doch nicht vor …? Nein! Das ist zu gefährlich.«
    »Was genau müsstet Ihr tun?«, wollte Jordan wissen, deren Angst von ihrem großen Wunsch überwogen wurde, endlich als Frau anerkannt zu werden.
    »Stimmt dem nicht zu!«, warnte der Engländer sie.
    »Pah!«, tat Salerno die Einwände des Mannes ab. »Das Subjekt ist freiwillig hier, um sich erforschen zu lassen. Was ich vorschlage, ist eine durchaus übliche Prozedur, die ich schon mehrfach durchgeführt habe. Eine kundige Hand wie die meine, gleitfähig gemacht und ins Rektum eingeführt, kann mühelos Form, Größe und Sitz des Uterus erkunden, sofern er existiert. Für das Subjekt bedeutet es eine kurzzeitige physische Beeinträchtigung, die minimal ist.«
    »Minimal!«, höhnte der Brillenträger.
    Jordan wurde schon bei der Beschreibung blass und bat Salerno näher zu sich.
    »Einen Moment bitte, meine Herren!«, sagte er zu den anderen, die sich sichtlich ungern abwandten, während er sich zu Jordan beugte.
    »Wenn Ihr es wagt, eine solche Untersuchung vorzunehmen, ganz gleich, was Ihr findet, schwöre ich Euch, dass ich diesen jährlichen Demonstrationen ein Ende setze!«, flüsterte sie ihm zu.
    »Und was würde Eure Mutter dazu sagen?«, fragte er gänzlich unbekümmert ob ihrer Drohung. Kein Wunder, denn sie hatte sie schon unzählige Male ausgesprochen.
    »Das ist mir gleich«, entgegnete Jordan, obwohl sie beide wussten, dass sie log. Ihre Mutter war wunderschön, begehrt und egozentrisch. Schmuck, feine Gesellschaften und Vergnügungen waren ihr Lebensinhalt. Plötzliche Armut bekäme ihr schlecht. Und sollte publik werden, dass Jordan nicht vollkommen männlich war, fiele das Erbe ihres Vaters ihrem Cousin zu. Nein, sie könnte nicht mitansehen, wie ihre Mutter auf die Straße geworfen würde, und das wusste Salerno.
    Seine Knopfaugen bohrten sich in ihr Gesicht. »Sprecht keine Drohungen aus, die Ihr nicht wahrmachen könnt! Ich denke, ich führe die Untersuchung heute Abend durch, mit oder ohne Eure Einwilligung. Ich wäre allerdings bereit, Euch einen Tausch anzubieten: Eure Kooperation gegen einen Geburtstag.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Wenn Ihr es mir leichtmacht, werde ich im nächsten Jahr nicht an Eurem Geburtstag kommen, um Euch zu holen.«
    Ihr Herz übersprang einen Schlag. Er bot ihr zwei Jahre Freiheit an! Diese waren es beinahe wert. Aber nur beinahe …
    Ohne ihr Zeit zu lassen, um sich zu entscheiden, richtete Salerno sich auf und rieb sich die Hände.
    »Die Untersuchung beginnt. Zunächst brauche ich meinen Klistierapparat, um das Rektum der Kreatur zu reinigen. Wo ist mein Arztkoffer?« Er suchte herum, fand den Koffer und zog eine Metallspritze heraus. Sie war so lang wie sein Unterarm, hatte an einem Ende eine dicke Nadel, an dem anderen einen Pumpgriff. Es handelte sich um die französische Spritzenart mit Kolben.
    Nun wandte er sich an den Sizilianer. »Ihr da! Holt warmes Wasser – schnell!«
    »Warm? Wo soll ich um diese Zeit in dieser Gegend warmes Wasser herbekommen?«, entgegnete der Mann.
    »Ihr habt recht«, gab Salerno zu. »Bringt zwei Krüge von dem, was Ihr findet. Damit wird es gehen müssen.«
    Der Sizilianer verschwand durch die Vorhänge.
    Die Brille des Engländers rutschte auf seinem Nasenrücken weit nach unten, und er drückte seine Nasenwurzel, als kündigten sich bei ihm heftige Kopfschmerzen an. »Meine Herren! Ich betone in aller Dringlichkeit, dass die möglichen Verletzungen ein solches Experiment verbieten. Es birgt erhebliche Gesundheitsrisiken, wie Ihnen allen bekannt sein dürfte.«
    »Welche Risiken?«, fragte Jordan zunehmend ängstlich.
    Er sah sie besorgt an. »Wird sie nicht sorgfältigst ausgeführt, kann eine solche Untersuchung zu ernstlichen Verletzungen führen – Darmriss, Infektion, Blutungen, Inkontinenz, Sterilität«, zählte er an seinen Fingern ab.
    »Unsinn! Bei einer rektalen Untersuchung sind die Risiken geringfügig, sofern sie von einem erfahrenen Praktiker vorgenommen

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