Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
Vom Netzwerk:
auf Lebenszeit mit nur einem einzigen Geschlecht paaren und darin Befriedigung erlangen konnte? Falls ja, welche Hoffnung bliebe ihr dann, jemals Liebe zu finden – es sei denn, sie begegnete einem anderen Hermaphroditen, der das passende Gegenstück zu ihrem Leib aufwies. Und wie groß war schon die Chance, dass das geschah?
    »Muss es denn das eine oder das andere sein?«, erwiderte sie mit einer Gegenfrage. »Kann Euer Gott es nicht über sich bringen, die Möglichkeit zuzulassen, dass es in derlei Angelegenheiten mehrere Spielarten gibt? Kann ein Körper wie meiner sich nicht Vergnügen bei beiderlei Geschlecht suchen?«
    Das teigige Gesicht des Bischofs nahm eine bläulich-violette Färbung an. »Wieder lästert Ihr Gott!«
    »Aber am früheren Abend sagtet Ihr, Ihr würdet nicht bluten«, merkte der Engländer an, der den Ausbruch des Bischofs ignorierte. »Abgesehen von Euren Brüsten und Eurer Scheide, was bringt Euch zu der Überzeugung, Ihr wäret weiblich?«
    Sie tippte erst an ihren Kopf, dann gegen ihre Brust. »Mein Verstand und mein Herz sagen es mir.«
    Sein Kopfnicken schien zu bedeuten, dass er sie verstand.
    Salerno zeigte auf Jordans Hoden und ihr erschlafftes Glied. »Ich muss dem Bischof zustimmen. In Anbetracht der neuesten Entwicklungen scheint mir Eure Behauptung, Ihr empfändet Euch als weiblich, auf recht fragilen Füßen zu stehen.«
    Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Möglicherweise war meine Lüge gegenüber Eurer Familie gar keine solch eklatante.«
    »Folglich wäre Eure Macht über uns weniger groß als bisher vermeint«, entgegnete sie leise.
    Salernos Augen verengten sich zu Schlitzen, und Jordan erkannte, dass es unklug von ihr gewesen war, das zu sagen.
    Als sie den Blick von ihm abwandte, fiel er auf den Bischof. Er hatte ihren Wortwechsel überhört, und sie sah, wie seine Augen neugierig aufblitzten. Unsicher tastete sie, ob ihre Maske noch richtig saß.
    »Was wäre, wenn Ihr das Subjekt mit einem Mann paartet?«, fragte der Sizilianer plötzlich. »Ginge ein Kind aus der Verbindung hervor, wäre doch bewiesen, dass es weiblich ist.«
    Alle sechs Männer betrachteten sie versonnen.
    Salerno tippte sich mit einem Finger ans Kinn. »Oder aber man paart das Subjekt gleichzeitig mit einem Mann und einer Frau, unter strenger Beobachtung eines Theaters voller Männer der Medizin. Was wäre, würde La Maschera im Zuge eines solchen Experiments sowohl Vater als auch Mutter, beides in einer einzigen Nacht?«
    Die Augen des Sizilianers funkelten. »Nun, eine solche Vorstellung dürfte Massen von Zuschauern anlocken.«
    »Ich würde mich niemals zu etwas Derartigem bereiterklären!«, protestierte Jordan. »Ihr wisst, dass das ausgeschlossen ist. Ich bin kein läufiges Tier, das man einsperrt und bespringen lässt. Und ich würde nie wahllos Kinder in diese Welt setzen. Sollte ich je das Glück haben, ein Kind auszutragen, wollte ich ihm auch eine richtige Mutter sein. Wäre ich vermählt …«
    »Welcher Mann nähme Euch zur Frau, wenn sich herausstellt, dass Ihr keine Kinder gebären könnt?«, konterte einer der Venezianer.
    »Ein Mann, der mich liebt«, antwortete sie erbost, obgleich sie es nicht einmal selbst glaubte.
    Salerno wedelte mit den Händen, als wollte er ein Feuer bändigen. »Beruhigt Euch! Heute Nacht ließe sich ein Experiment dieser Art ohnehin nicht durchführen. Um akkurate Ergebnisse zu erhalten, müsste jede Frau, mit der Ihr Euch vereint, neun Monate zuvor in Quarantäne leben. Und in den Monaten danach wäre eine dauerhafte Beobachtung vonnöten, um sicherzustellen, dass die betreffende Frau keusch lebt. Anders könnte nicht verifiziert werden, dass ihre Leibesfrucht auch wirklich Eurem Samen entspringt.«
    »Und was ist mit meinem Vorschlag? Das Subjekt könnte noch heute einer endgültigen Prüfung auf seine Weiblichkeit hin unterzogen werden – einer, die bestätigt, ob es zur Mutterschaft fähig ist«, beharrte der Sizilianer. So wie seine Hose sich vorn wölbte, drängte sich Jordan der Verdacht auf, dass er diese Aufgabe bereitwillig übernehmen würde.
    »Meine Familie wäre über ein solches Resultat gewiss nicht erfreut«, erwiderte Jordan und sah Salerno an.
    Sie fühlte, dass der Bischof sie genauestens beobachtete. »Gibt es keine medizinische Untersuchung, mittels der sich das Geschlecht eindeutig bestimmen ließe?«, fragte er. »Müsste Weiblichkeit sich nicht auf eine andere Weise als das Austragen eines Kindes feststellen

Weitere Kostenlose Bücher