Die Nacht des Satyrs
wird«, widersprach Salerno.
»Ich werde mich an diesem Irrsinn nicht beteiligen!«, rief der Engländer aus und riss sich seine Brille ganz von der Nase, um seinen Protest zu unterstreichen.
»Dann entfernt Euch!«, forderte Salerno ihn ungerührt auf. »Wir haben entschieden, wie wir weiter vorgehen. Und das Subjekt äußert keinen Widerspruch.«
»Euer Subjekt scheint mir kaum in einer Position, Widerspruch zu leisten! Offenbar haltet Ihr ein mächtiges Druckmittel in der Hand.«
»Eure Phantasie deucht mir allzu blühend«, erwiderte Salerno. »Für seine Kooperation wird La Maschera in einer Münze entlohnt, die Ihr nicht begreifen würdet.« Er sah zu ihr. »Ist es nicht so?«
Jordan wandte ihr Gesicht ab. Sie hasste ihn!
Mit einem angewiderten Blick in die Runde setzte der Engländer sich seine Brille wieder auf, zog sich Hut und Mantel an und verließ die Bühne über die Hintertür, durch die ein Regenschwall hereinprasselte, ehe er sie von draußen zuknallte.
Seine Kollegen beachteten den dramatischen Abgang nicht weiter. Jordan jedoch begriff, dass ihr einziger Verbündeter fort war.
Wieder bückte Salerno sich zu seiner Arzttasche und holte eine Flasche mit Korken heraus, in der sich Stücke einer schwarzen Wurzel befanden. Er schüttelte eines heraus und reichte es Jordan. »Kaut das, während ich mich vorbereite!«
»Was ist das?«, fragte der Bischof, der zu ihnen trat und sich das Wurzelstück griff, um es näher anzusehen, bevor er es an Jordan weitergab.
Sie kannte das Mittel sehr gut und steckte es sich in den Mund. Dieselbe Wurzel hatte Salerno ihr oft verabreicht, um sie zu beruhigen, als sie noch jünger war und bei den öffentlichen Untersuchungen zu Schreikrämpfen neigte.
»Es ist eine Heilpflanze, die bewirkt, dass die Muskeln des Subjekts sich entspannen«, erklärte Salerno.
Jordan kaute und betrachtete dabei Salerno, der anfing, sich die Fingernägel der rechten Hand mit einer besonders unangenehm aussehenden Feile zu bearbeiten, was darüber hinaus noch ein scheußliches Geräusch verursachte.
»Ich habe einmal meine Hand in eine Frau gesteckt«, erzählte einer der Trunkenbolde. »In ihre Möse, wohlgemerkt, nicht in ihren Arsch. War eine Wette mit meinem Bruder. Hat höllisch lange gedauert, bis ich ganz drin war, soweit ich mich erinnere. Aber dann habe ich eine Faust gemacht und die Wette gewonnen. Die Frau hat reichlich herumgejammert.«
»Kam es zu Verletzungen?«, erkundigte Jordan sich unwillkürlich.
»Meine Hand war am nächsten Tag noch ein bisschen steif und druckempfindlich. Nichts Ernstes.«
Jordan verdrehte die Augen ob so viel Stumpfsinns. »Nein, ich meinte Verletzungen bei der Frau.«
Perplex kratzte der Mann sich am Kinn. »Weiß nicht. Ich habe sie danach nie wieder gesehen. Sie war ja eine Hure.«
Er drehte sich zu Salerno und streckte ihm eine seiner Hände hin. »Meine Hände sind kleiner als Eure. Und ich habe Erfahrung. Vielleicht sollte ich es versuchen.«
Salerno verneinte. »Ihr wüsstet nicht, wonach Ihr sucht. Das Organ hat eine besondere Form, und es zu finden setzt Kenntnisse der inneren Anatomie voraus.«
»Nun, dann sagt mir wenigstens eines: Was ist das Geheimnis, die Handknöchel reinzukriegen?«, fragte der Betrunkene, der sich übertrieben ernst gab.
»Das Geheimnis bei diesem Vorgang besteht darin, dass man sich hinreichend einsalbt. Ich beginne, indem ich zwei Finger gerade einführe«, erläuterte Salerno und hielt zur Veranschaulichung Zeige- und Mittelfinger in die Höhe.
»Während man weitere Finger einführt, fügt man sie zusammen, so dass Zeige- und kleiner Finger unter den mittleren beiden liegen.«
»Ja, schon, aber die Knöchel?«, drängte der Trunkenbold.
Salerno nickte. Ihn freute es stets, ein fasziniertes Publikum zu haben. »Sie sind der breiteste Teil der Hand, folglich spürt man an dieser Stelle immer einen Widerstand bei der vaginalen oder rektalen Untersuchung – bei Letzterer naturgemäß ein wenig stärker. Beim Eindringen ziehe ich den Daumen unter die Finger, so dass sich eine Keilform ergibt. An dieser Stelle ist angeraten, auf mögliche Klagen der männlichen Patienten zu hören. Die weiblichen jedoch neigen meiner Ansicht nach eher zu Hysterie, weshalb man bei ihnen trotz eventueller Schmerzbekundungen unbeirrt fortfahren sollte. Und haben die Knöchel erst den äußeren Ringmuskel passiert, muss man schrittweise und mit äußerster Sorgfalt weiter vordringen.«
Jordans Furcht eskalierte, als
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