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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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den beiden und schlenderte pfeifend von dannen.
    Raine hob Jordan hoch. Sogleich schlang sie ihre Arme um ihn und küsste ihn auf den Hals.
    Doch sie fühlte, dass er distanziert war, und zögerte. Vor einigen Monaten hatte sie selbst die Zuneigung einer anderen Person auf recht ähnliche Weise zurückgewiesen. Daheim in Venedig hatte Paulos jüngere Schwester Jeanette eine gewisse Vorliebe für Jordan entwickelt, die sie verständlicherweise für einen jungen Mann hielt. Sie hatte Jordan ziemlich eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie ihr zugeneigt war, sie geneckt und stets ihre Nähe gesucht.
    Eines Nachmittags hatte Jeanette sie allein angetroffen, als Jordan unten im Salon auf Paulo wartete, und sie schüchtern um einen Kuss gebeten. Jordan, die Jeanettes Gefühle nicht verletzen wollte, hatte ihn ihr gegeben.
    In der Umarmung des Mädchens hatte Jordans Glied sich angenehm geregt, und sie hatte sich gefragt, was geschähe, falls sie Paulos Schwester eines Tages heiratete. Mit einer Gemahlin wie Jeanette könnte sie womöglich leben, sofern ihre Intimitäten ausschließlich im Dunkeln stattfanden. Sie brauchte ihr nur beizubringen, dass ihr niemals gestattet war, den Körper ihres Gatten zu erkunden.
    Jeanette hätte solche Bedingungen wahrscheinlich akzeptiert und nie bemerkt, dass etwas anders war. Doch würde eine Ehe wie diese das Mädchen nicht glücklich machen, und Jordan konnte sie ebenso wenig befriedigen. Sie sehnte sich viel zu sehr danach, selbst die Frau zu spielen und den Liebesakt mit einem Mann zu erleben. Sie wollte die Stärke eines männlichen Körpers an ihrem, in ihrem spüren.
    Leider hatte Jordan es geschafft, die unerfahrene Jeanette mittels jenes einzigen Kusses zu überzeugen, dass sie ein meisterhafter Liebhaber wäre. Fortan wurde das Mädchen beständig aufdringlicher, so dass Jordan jedes Mal innerlich zusammenfuhr, wenn sie Jeanette nur sah.
    Schrak Raine nun vor ihrem unverhohlenen Verlangen genauso zurück wie sie vor dem von Jeanette?
    »Zieht Ihr es vor, wenn ich Euch nicht berühre?«, fragte sie ihn auf den Kopf zu.
    »Ich …«, begann Raine, verstummte jedoch gleich, als wäre die Frage schwierig zu beantworten. »Ich genieße Eure Zuneigung. Ich bin es lediglich nicht gewöhnt, derlei Aufmerksamkeiten zu empfangen.«
    An seinem Blick erkannte sie, dass er die Wahrheit sprach, und vor lauter Erleichterung küsste sie ihn aufs Kinn. »Könntet Ihr Euch daran gewöhnen?«
    Ja, das könnte er durchaus, dachte Raine. Er fürchtete sogar, dass er es bereits tat.

[home]
    20
    Z wei Morgen später herrschte auf dem ganzen Hügel außerhalb der Satyr-Tore reges Treiben. Die Weinlesefeiern wurden vorbereitet, die über das ganze Wochenende andauern würden.
    Raine hatte Jordan erklärt, dass die Käufer sich zuerst einfänden, um die neuen Weine der toskanischen Winzer zu kosten, die allesamt in vorherigen Jahren gekeltert worden waren und nun den richtigen Reifegrad besaßen. Händler brachten ihre Waren, die sämtlichst mit dem Weinbau zu tun hatten, stellten sie auf Marktständen aus und warben um Kunden. Außerdem würde es zahlreiche Vorführungen der unterschiedlichen Weinherstellungsprozesse sowie frivole Unterhaltung geben.
    Am meisten aber freute Jordan sich darauf, Nicks Gemahlin kennenzulernen.
    »Also, erzählt mir von Jane!«, bat sie Raine. »Wie sieht sie aus? Ist sie klug? Amüsant? Sie muss wohl beides sein, wenn Euer Bruder sie sich zur Frau erwählte.«
    Raine zuckte nur mit den Schultern. »Ihr werdet sie in nicht einmal einer Stunde sehen. Dann urteilt selbst.«
    »Ach, Ihr! Ihr seid solch ein … ein Mann!« Im selben Augenblick fiel ihr ein, dass sie selbst bis vor nicht einmal einer Woche ein Mann gewesen war, und sie kicherte.
    Raine lächelte sie an. Seine Lippen fühlten sich seltsam überdehnt an, denn in den ganzen letzten Jahren hatte er nicht so viel gelächelt wie in den wenigen Tagen in Jordans Gesellschaft.
    Er betrachtete sie eingehend. Sie war so elegant und stilvoll, wie es einer Dame ihres Standes entsprach. Ihr kurzes Haar hatte sie unter dem Strohhut mit Bändern aufgesteckt, den sie aus Venedig mitgebracht hatte. Ein paar dunkle Locken lugten an ihren Schläfen hervor.
    Von seiner erhöhten Warte aus genoss er einen hübschen Blick auf ihren Busen. Die goldene Herbstsonne schien auf die Wölbungen, die von einem Korsett nach oben gedrückt wurden.
    Auch andere Herren bewunderten sie, aufmerksam geworden durch ihr Lachen und ihr munteres

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