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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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wäre Jordans.

[home]
    18
    I m selben Moment lauerten drei vollkommen andere Brüder ebenfalls nahe des Satyr-Waldes, die zusehends ungeduldiger wurden. Im Gegensatz zu Raine und seinen Brüdern waren ihre Worte klanglos inmitten der Mohnblumen, die dicht um sie herum wuchsen, ihr Atem still und kalt wie der Tod.
    Er ist hier in der Klamm
, flüsterte der Jüngste.
Sie ist allein, verfügbar, nahe. Wir müssen handeln.
    Aber er begehrt sie, hat andere Pläne mit ihr
, sagte der zweite Bruder besorgt.
Er wird es uns nicht leichtmachen.
    Er ist von seiner Wollust geschwächt
, höhnte der Älteste.
Abgelenkt von seiner Sorge wegen der Lauspocken, die wir über die Weine der Erdenwelt brachten. Sobald wir ihren Geist haben, tut sie unsere Arbeit und bringt die Krankheit über das Satyr-Land. Dann dauert es nicht lange, bis wir durch das Portal schreiten können.
    Wie locken wir sie näher? Was könnte sie zu uns bringen?
, fragten die beiden Jüngeren.
    Verlangen nach ihrem Geliebten – dem zweiten Satyr-Sohn
, antwortete der Älteste.
Für sie werden wir er sein und sie mit seinem Ruf locken.
    Ja!
    Mit diesen Worten verbanden die Absichten der Brüder sich und fügten sich zusammen, bis sie zu einem Willen wurden. Wie unterschiedliche Noten, die gemeinsam einen Akkord bildeten, wurde ihr gebündeltes Denken zu einem materiellen Gebilde, das durch die Luft schwebte und sich zielstrebig der einsamen Frau näherte, die es suchte. Als es die von Statuen umringte Klamm erreichte, verharrte es und spürte Hitze. Männer. Satyre. Drei von ihnen. Sie waren mit Frauen vereint, und einer von ihnen floss Anderweltblut in den Adern. Doch leider umgab sie eine Schutzaura, die durch viele Monate der Paarung mit dem ältesten Satyr-Mann entstanden war, wie sie wussten. Zwar war sie unsichtbar, aber nicht minder stark als eine vollständige Rüstung.
    Der Wille der anderen wandte sich ab und bewegte sich durch den Wald, wo Moos und Flechten wuchsen, Blätter und Tannennadeln süßlich auf der Erde zerfielen. Er kroch weiter voran, erreichte das Land, in dem die Wildnis gezähmt worden war. Von dort glitt er weiter durch die Gärten voller Thymian, Minze und Chrysanthemen über die Steinwege und um Hecken und Brunnen herum, bis er die schmiedeeisernen Zäune überquerte.
    Und dann fand er sich einer glatten Sandsteinmauer gegenüber, die sich ihm entgegenstellte und ihm den Eintritt verwehrte. Er konnte keine Lücke entdecken, durch die er hätte dringen können. Unbeirrt bewegte er sich nach oben, bis er ein Fenster fand. Als er den winzigsten Spalt zwischen Pfosten und Glas entdeckte, schlüpfte er teuflischem Rauch gleich hinein.
    Er schwebte über italienische Marmorfliesen, vorbei an Knöcheln, die in schwarze Baumwollstrümpfe gehüllt waren und hier- und dorthin eilten, um leidigen menschlichen Pflichten nachzugehen. Dann die Treppe hinauf, den Flur entlang, unter einer Tür hindurch in ein Schlafgemach.
    Daselbst huschte er über den Teppich und die klauenfüßigen Bettpfosten hinauf, höher und höher. In den blassen Bettdecken erspürte er die Wärme, die er suchte. Die Wärme einer Frau. Sanft schwebend verweilte er für einen kurzen Moment über Jordans schlafendem Leib. Dann tauchte er unter die Decken und fand sie.
    Sobald er sie gefunden hatte, betrat er ihre Träume.

[home]
    19
    J ordan hatte geträumt. Wieder hatte sie die Taube gesehen, nur dass sie diesmal die Gesichtszüge ihrer Mutter trug. Ihr Geist hatte sich von dem entsetzlichen Schmerz abgewandt und wieder die blauen Strümpfe gesehen, dann die Schlange.
    Danach war etwas Neues in ihre Träume gedrungen. Etwas Unerwartetes und Böses. Es rief mit einer hypnotischen Stimme nach ihr – nein, das war eine Stimme, in der sich drei männliche verquickten.
    Komm!
, rief sie.
Komm zu uns!
    Da war ein starker Wille.
    Verzaubert von seiner Macht, erhob sie sich aus Raines Bett, schlüpfte aus dem Zimmer und schwebte förmlich die Flure entlang, wohin, wusste sie nicht.
    Komm! Wir warten auf dich.
Die Stimme, die aus dreien bestand, lockte sie und trieb sie vorwärts.
    Irgendwann passierte sie einen Kreis von Statuen, doch bemerkte sie diejenigen nicht, die dort unter dem Vollmond lüsternen Zerstreuungen nachgingen. Und sie sahen Jordan nicht.
    Sie folgte dem Stimmakkord über die Klamm hinaus.
    Dann blieb sie abrupt stehen, weil sie spürte, dass sie auf den letzten Teil ihres Traumes zugeführt wurde: die Schlange.
    »Nein!«, hauchte sie.
    Komm! Hab keine

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