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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Baumann, nachdem man sich reihum begrüßt hatte.
    »Irrtum! Eine ganze Insel!« Hansen klatschte in die Hände. »Aimée heißt sie! Liebling! Wenn das kein Name für ein Paradies ist! Die behördlichen Formalitäten sind alle vorbereitet. Nur noch ein paar Unterschriften von dir, Alex, eine ärztliche Kontrolle … reine Formsache … und morgen geht es mit einem Motorboot ins Korallenmeer.«
    Abrupt brach er ab. Seine übertriebene Fröhlichkeit hatte nicht so recht gezündet. Die Baumanns standen schweigend auf dem Kai, umgeben von dem vielfältigen Geschrei, das über ihnen zusammenschlug wie eine gewaltige Woge. »Es war gar nicht einfach, das alles durchzusetzen«, sagte Hansen langsam. »Auch Paradiese werden bürokratisch verwaltet. Man kann nicht einfach auf einer Insel landen und sagen: Ich bin da! Hurra! Da gibt es Pachtverträge und Bebauungseinschränkungen, Sondergesetze und Gesundheitsbestimmungen. Adams Zeiten sind vorbei!«
    »Wer hat Aimée ausgesucht?« Alexander Baumann legte den Arm um Volkers Schulter.
    »Der Gouverneur persönlich. Dreihundertzweiundvierzig Eingeborene leben dort, außerdem ein versoffener Arzt aus Wales.«
    »Wir wollten allein sein, Titus!« sagte Baumann. Schweiß stand auf seiner Stirn, und es war nicht nur die Hitze allein. Man hatte während der wochenlangen Dampferfahrt Zeit genug gehabt, sich auf die merkwürdige Ohnmacht eines neuen Anfangs vorzubereiten; als man jetzt auf dem fremden Boden stand, kostete es eine ungeheure Überwindung, jenen Kraftprotz zu spielen, der gekommen war, um diese neue Welt zu erobern.
    »Allein? Das glaube ich nicht!« Titus Hansen legte den Arm um Volkers Schultern und zog ihn an sich. »Wir sind hierhergekommen, um Abenteuer zu erleben, nicht wahr?«
    »Wir?« Marga Baumann sah Hansen entgeistert an.
    »Ja, wir!« Hansen winkte den Trägern, die mit den ersten Koffern und Kisten der Baumanns von Bord kamen, und zeigte auf den Lastwagen. »Ich habe auch Urlaub von der Zivilisation genommen. Ich komme mit nach Aimée. Eine Insel, die Liebling heißt, lasse ich mir doch nicht entgehen …«
    Die Formalitäten am nächsten Tag bei den Behörden waren wirklich nur Formsache. Hansen hatte gut vorgearbeitet, die Beamten waren sehr höflich, der Einwandererarzt, ein junger Mediziner mit indischen Vorfahren, stellte die Unbedenklichkeitsbescheinigungen aus, nachdem er lediglich den Blutdruck gemessen und Claudia Baumann mit schmachtenden Augen betrachtet hatte. Dann fuhren sie alle mit zwei Taxis und dem klapprigen Lastwagen zur Bucht von Beau Vallon, einer neuen Siedlung mit einem Motorboothafen.
    »Das ist es!« sagte Hansen. Er deutete auf ein weißes Boot, das am Ende des Landestegs schaukelte. Zwei dunkelhäutige Matrosen und ein Mann in weißer Segeljacke erwarteten sie. Auf dem kantigen Schädel trug der Bootsverleiher eine eingebeulte Schiffermütze, das Hemd unter der Jacke war bis zum Gürtel offen, und auf der dichtbehaarten Brust schimmerte an einer goldenen Kette ein Medaillon. Er kam ihnen entgegen und küßte der verblüfften Marga die Hand. Claudias Hand hielt er länger als nötig fest.
    »Welch eine Fracht!« sagte der Mann. »Mit Ihrem Erscheinen verdient die Insel erst richtig den Namen Aimée. Vorher war's eine reizende Laune der Franzosen. Mein Name ist Skey. Bob Skey. Das Schiff gehört mir.«
    »Wenn Sie so gut im Wasser liegen, wie Sie reden, kommen wir gewiß ohne Schaden an«, sagte Hansen. Sie musterten sich gegenseitig so, wie man einen Gegner zu taxieren pflegt, und sie fanden keinerlei Sympathien füreinander. Ein Affe, der einen Playboy spielt, dachte Hansen. Ein überheblicher Widerling, dachte Bob Skey. Aber Mutter und Tochter entschädigen dafür. Man sollte von jetzt an öfter vor Aimée aufkreuzen. Sie wissen noch nicht, was es heißt, auf einer einsamen Insel zu leben, unter Eingeborenen, die nur ihr Kreolisch sprechen, umgeben vom ewigen Rauschen des Meeres und dem ewigen Rauschen der Bäume, diesem knatternden Aneinanderschlagen der harten Palmblätter, das bis in den Schlaf hineinhämmert. Ein paar Tage lang werden sie dies alles abenteuerlich und romantisch finden, nach einem Monat fällt es auf die Nerven, nach einem halben Jahr verfluchen sie's.
    Und diesen Doktor werden sie auch verfluchen. Dr. Vince Rank, dieses Gerippe aus Gift und Galle, das sich selbst nie verzeiht, überhaupt geboren worden zu sein. Wie wohltuend dagegen wird ein Bob Skey so dann und wann sein. Immer zur Stelle, wenn in den Augen

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