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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Frauen die heimlichen Wünsche erglühen.
    »Ist das alles Gepäck?« fragte Skey, als der Lastwagen abgeladen war.
    »Ja!« Alex Baumann griff nach seiner Umhängetasche mit den Urkunden, den Papieren und dem Bargeld. Der Erlös aus dreißig Jahren Arbeit lag jetzt auf der Nationalbank von Mahé. Zweiunddreißigtausend englische Pfund; das klingt beachtlich, aber es ist wenig, wenn dies alles sein sollte, was von einem halben Leben übrigbleibt.
    »Ich denke, Sie wollen auf Aimée siedeln?« fragte Skey.
    »Wenn es meinem Sohn dort gefällt, bleiben wir.« Sein Blick folgte Volker, der seine Mutter über den wackligen Laufsteg zum Motorboot führte. Claudia fotografierte zuerst diese Szene, dann nahm sie den kleinen Hafen, die Bucht, die weißen Häuser, die üppigen Gärten und die glatten Granitfelsen auf, gegen die das Meer schäumte.
    »Wollen Sie dort wie die Eingeborenen hausen? Mann, da drüben gibt es nicht einmal Petroleum! Wenn es dunkel wird, sind die Feuer das einzige Licht.«
    »Das genügt«, sagte Hansen schroff.
    Skey drehte sich zu ihm um. »Wohl ein verhinderter Held, was? Oder sind Sie ein Berufs-Robinson?«
    »Weder – noch! Ich habe unter anderem Kapseln verkauft, nach deren Genuß man mit Vergnügen scheißen konnte. Eine am Abend, und schon war der nächste Morgen gerettet. Ihnen hätte ich mindestens zehn verabreicht!«
    »Ein Generator wäre jetzt wichtiger als Ihre Scheißpillen«, sagte Bob Skey sauer. Wir werden noch viel Spaß miteinander haben, dachte er dabei. Ich kenne die Inseln seit vierzehn Jahren, du nicht. Es gibt hier genug Möglichkeiten, einen Neuling wie dich auszuhungern bis zur Größe eines Sandkorns.
    »Halten Sie uns nicht für komplette Idioten, Bob!« sagte Hansen ruhig. »Auch wenn's im Augenblick so aussieht. In drei Tagen kommt ein Materialschiff nach Aimée mit einer Fracht voller Zivilisation. Bedingung der Regierung. Wir wollten das gar nicht. In einer Woche gibt es auf der Insel elektrischen Strom.«
    Baumann ließ die beiden stehen und ging seiner Familie nach. Bob Skey schob seine Schiffermütze in den Nacken. Sein verdammt männliches Gesicht büßte von seiner Schönheit auch durch das verdammte Grinsen nichts ein. »Es wäre auch ein Jammer, wenn die hübschen Damen verwilderten«, sagte er. Hansen tippte ihm mit dem Zeigefinger gegen die behaarte Brust. Sein Gesicht war sehr ernst geworden. »Bob!« sagte er hart. »Lassen Sie die Finger von Marga und Claudia Baumann!«
    »Soll das eine Warnung sein?«
    »Nehmen Sie es, wie Sie's verstehen! Hier beißen Sie sich Ihre Reklamezähne bestimmt aus.«
    »Und wenn mich das besonders reizt?«
    »Auf Claudia passe ich persönlich auf. Genügt Ihnen das?«
    »Das ist fast eine Herausforderung!«
    »Ich nehme an!«
    Bob Skey grinste unverschämt. Dann wandte er sich ab, ging mit schaukelndem Seemannsgang den Steg hinunter und hakte sich bei Claudia ein, die gerade ihr letztes Foto von der Bucht gemacht hatte. Er sagte etwas zu ihr, es mußte eine galante Unverschämtheit sein, denn Hansen sah, wie Claudia ihn verblüfft ansah. Dann gingen sie lachend an Bord. Bob Skey legte seinen Arm um die Hüfte des Mädchens.
    Auch auf Aimée wird es bald Probleme geben, dachte Hansen. Raubtiere gibt es überall, und das gefährlichste ist der Mensch. Man hätte sich doch eine Insel aussuchen sollen, auf der man ganz allein ist.
    Nach etwa zwei Stunden tauchte Aimée aus dem Meer: breit in das blausilbern schimmernde Wasser gelagert, wie der bemooste Buckelpanzer einer Riesenschildkröte. Dann sah man die Einzelheiten immer deutlicher. Da und dort eine Bucht, weißleuchtend, ein aus dem Meer herausragendes Korallenriff, wie eine Sichel geformt und so einen natürlichen Hafen bildend mit dem stillen, grünschillernden Wasser. Im Hintergrund die flachen Felsen, überwuchert von Palmen und Büschen, davor ein breiter Strand mit Holzhütten und Wellblechdächern, bunt angestrichen, wie Spielzeughäuschen, an Land gezogene Holzboote, zum Trocknen aufgespannte Netze, im Winde flatternde Wäsche, und vor allem dieses Getümmel von braunen Menschen, die winkend am Ufer standen.
    »Eine freundliche, friedliche Art von Menschen«, sagte Bob Skey. Er stand mit Alex Baumann, Volker, Marga und Claudia am Bug des Bootes und überließ es seinem farbigen Steuermann, das Schiff durch die schmale Einfahrtsrinne des Korallenriffs zu dirigieren. Das Echolot gab die Tiefen bekannt. Vier Meter, drei Meter, zwei Meter sechzig; bei zwei Meter

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