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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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und gab so einem Geschwader von Fliegen Gelegenheit, auch diesen Raum zu erobern. Eine Matratze auf dem Boden und weitere Wäscheberge, weiter nichts, aber das hatte Elaine auch gar nicht mehr erwartet, denn der Gestank kam eindeutig aus der Badezimmertür am Ende des Flures,   schwarze Schwärme von Fliegen waren durch die halb geöffnete Tür zu sehen.
    Mit einem Schritt war sie bei der Tür und stieß sie auf.
    Eine Welle von winzigen Fliegenkörpern brandete gegen ihr Gesicht. Schützend wedelte sie mit den Händen, sie hatte das Gefühl, dass der Gestank von altem Blut ihr wie Wasser die Lungen füllte, sie musste sich dazu zwingen weiterzuatmen . Der Raum war schwarz von Fliegen. Sie erfüllten die Luft, klebten an den Wänden und an den Resten ihrer Nachbarin, die über den Boden verstreut da lagen.

 
    ***

 
    Irgendwie hatte sie es geschafft, die Wohnung zu verlassen und die Polizei zu rufen. Jetzt lag sie in ihrer Wohnung auf ihrem Bett, hielt ein feuchtes Tuch auf ihre Stirn gepreßt und lauschte den Geräuschen aus der Küche. Ein paar Polizisten unterhielten sich halblaut bei einer Tasse Kaffee, die sie sich, ihre Erlaubnis selbstsicher voraussetzend, zubereitet hatten.
    "Und wo, verdammt, sind die anderen Teile?" hörte sie eine Stimme fragen.
    Eine andere Stimme antwortete "Lass erst Mal die Spurensicherung durchkommen, dann werden wir schon weitersehen."
    Eine dritte Stimme mischte sich ein: "Ich dachte immer, die ganz harten Psychopathen hätten sie nur in Amerika, aber das war wohl ein Irrtum."
    "Ja ," erwiderte die erste Stimme "er hat sie förmlich zerfetzt. Dieser Irre hat die anderen Körperteile entweder mitgenommen, oder wir finden sie noch in der Wohnung verstreut."
    "Das glaub ich nicht ," sagte wieder die dritte Stimme, "dann hätten wir sie schon gefunden. Er hat sie mitgenommen, ich möchte wirklich nicht wissen, was er damit anfangen will. Laßt uns wieder rübergehen Mädels, Mal sehen ob unsere Fährtensucher schon durch sind."
    Geräusche von rückenden Stühlen und klappernden Tassen zeigten Elaine, dass die Männer nun wieder in die Wohnung gehen würden. Instinktiv schloss sie die Augen und gleich darauf hörte sie, wie eine Stimme sagte:
    "Die Kleine schläft noch, total fertig, ich denke, wir können sie einen Moment hier lassen, läuft schon nicht weg."

 
    ***

 
    Am nächsten Tag musste sie in die Stadt um ihre Aussage zu machen. Mit einem unguten Gefühl ging sie die Stufen zum Polizeipräsidium hoch. Sie konnte sich nicht mehr vor der Einsicht verschließen, dass wahrscheinlich Eckhardt ihre Nachbarin umgebracht hatte. Er war so fürchterlich wütend gewesen, als er sie nach ihrem Kampf an diesem Tag verlassen hatte, dass sie ihm alles zugetraut hätte. Und der Mord musste am selben Tag passiert sein, da war sie sich ganz sicher. Aber welches Motiv sollte er gehabt haben? Es gab schließlich keine Verbindung zwischen den beiden. Aber andererseits, in dem Zustand, in dem Eckhardt gewesen war, hatte er sicherlich kein Motiv gebraucht. Ihr Magen drehte sich einmal um sich selbst, als sie daran dachte, dass Eckhardt einfach eine ihm unbekannte Frau so grausam verstümmelt hatte, nur weil er sich von einer Wut hatte abreagieren wollen, die er sich bei ihr geholt hatte.
    Sie traute ihm diesen Mord zu.
    Das war das, was sie eigentlich erschreckte an dieser Sache: Ihr fehlendes Erstaunen darüber, dass sie ihm einen so grausamen Mord zutraute. Sie wusste, dass er es getan hatte. Sie wusste es einfach.
    Aber sie beschloss, so wenig wie möglich zu sagen und nur auf die Fragen der Beamten zu antworten. Sie hatte keinerlei Beweise gegen Eckhardt. Dass sie ihn für verrückt hielt, reichte sicher nicht für eine Anklage, und sie wollte ihn nicht erleben, wenn er erfahren würde, dass sie ihn angezeigt hätte wegen so einer Sache.

 
    ***

 
    Nachdem sie das übliche Prozedere der Datenerfassung, Name, Adresse, Name der Eltern usw., durchlaufen hatte, setzte man sie in einen kleinen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen, einer Lampe und dem berühmten Spiegel an der Wand, der natürlich keiner war.
    Nach einiger Zeit kam ein Mann hinein und stellte sich als Kommissar Tanner vor, einer Bemerkung, die sie machen wollte kam er mit einem mürrischen Winken zuvor.
    „Bemühen Sie sich nicht, es sind schon alle Witze über meinen Namen gemacht worden. Ähnlichkeiten sind rein zufällig, wie es so schön heißt.“
    Aber Elaine kam nicht umhin zu bemerken, dass dieser Mann,

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