Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexia Casale
Vom Netzwerk:
milderer Blick tritt in seine Augen.
    »Amy wird nicht meckern«, erklärt er leise. »Sie schluckt vielleicht, aber sie wird nicht …« Er holt tief Luft und wendet den Blick ab, streicht jedoch über mein Haar. »Sie hat endlich von Adam erzählt. Und das ist dein Verdienst, Evie. Sie hat sogar seine Bilder betrachtet, ohne …« Er holt wieder tief Luft. »Das hat sie bis vor kurzem nicht über sich gebracht. Sie konnte es einfach nicht. Und deshalb konnte ich es auch nicht. Ich konnte mit ihr nicht über Adam sprechen. Oder mit dir. Obwohl Onkel Ben mich immer wieder dazu aufgefordert hat. Er meinte, dass ich mit dir reden soll. Ist ein kluger Kopf, dein Onkel Ben«, sagt er und stößt einen seltsamen Grunzlaut aus, der wohl als Lachen gedacht war. Ich kann spüren, dass seine Hand verschwitzt ist. »Endlich haben wir über unseren Sohn gesprochen. Mit dir. Miteinander. Und … und so muss es sein, Evie. Du sollst alles über deinen Bruder erfahren. Und ich will, dass ein Foto von ihm und eines von dir im Wohnzimmer hängt, wo wir sie immer vor Augen haben. Genau das will ich.«
    Ich schmiege mich gegen ihn, bis er ruhiger atmet. Dann gibt er mir einen Kuss auf den Kopf.
    »Ja, das ist dein Verdienst, Evie«, sagt er gerührt. »Du hat es geschafft. Und deshalb sollst du die Rahmen für unsere Familienfotos auswählen.«
    »Ich habe nachgedacht …«
    »Tja, das ist bei Schulaufgaben nicht unüblich«, sagt Phee ironisch. Ich seufze. Phee lässt den Stift fallen. »Verzeihung«, sagt sie.
    Ich gebe ihr einen Knuff gegen die Schulter, und sie grinst mich halbherzig an, verschränkt die Arme auf dem Tisch und legt den Kopf darauf. Ihre Mutter liegt im Krankenhaus und soll bald operiert werden. Phee meint, es gehe ihr gut, aber die Bestrahlung steht ihr noch bevor.
    »Ich habe mich gefragt, was wir für deine Mutter tun können, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt«, sage ich. »Und ich finde, wir sollten für sie kochen.«
    Phee blinzelt mich an. Sie öffnet den Mund, schließt ihn wieder, öffnet ihn ein zweites Mal. »Aber wir können nicht kochen«, sagt sie, als hätte ich dies nicht bedacht. »Weder du noch ich. Wir sind hoffnungslose Fälle.«
    »Ja«, erwidere ich. »Aber Lynne ist ein anderer Fall.«
    »Lynne soll unsere Küchensklavin sein?«, fragt Phee gedehnt. Ihr trüber Blick wird schlagartig frecher, und die Traurigkeit weicht fast ganz aus ihren Augen.
    »Wir könnten einen Blog einrichten«, verkünde ich und erwidere Phees Grinsen. »Einen Koch-Blog für Teenager, die ihre Eltern unterstützen möchten, aus welchen Gründen auch immer. Und es sollte um gesunde Ernährung gehen.«
    Phee legt die Stirn in Falten. »Würde das wirklich jemanden interessieren?«, fragt sie zweifelnd. »Ich hatte eigentlich vor, das Saugen und Waschen und so zu übernehmen, wenn meine Mutter wieder zu Hause ist. Und mein Vater lässt die Einkäufe bringen. Warum kochen, wenn wir etwas in der Mikrowelle aufwärmen oder zum Imbiss gehen oder meine Tante bitten können?«
    »Weil wir erklären könnten, wie man sich gesund ernährt.«
    Phee verdreht die Augen. »Du wiederholst dich. Außerdem wette ich, dass es dazu schon eine Million Webseiten gibt.«
    »Kann sein. Aber überleg mal: Wir könnten gemeinsam daran arbeiten.«
    Phee lässt ihren Kopf wieder auf den Tisch sacken. »Und?«, brummt sie.
    »Und wir könnten über gesunde Lebensweise schreiben.«
    Phee seufzt. »Ja, das habe ich kapiert. Aber ich kapiere nicht , was du so toll daran findest.«
    »Vielleicht hätte Lynne ja Lust, andere Leute über gesunde Ernährung aufzuklären – nicht über Diät, denn es geht ja um Menschen wie deine Mutter, die man aufpäppeln muss, und nicht um Menschen wie deinen Vater, die nicht dick werden wollen. Vielleicht könnten wir Lynne dazu bringen, sich mit gesunder Ernährung zu beschäftigen. Nicht mit Diäten, sondern mit Nahrungsmitteln, die für den Körper gut sind. Wir könnten anderen zeigen, wie das funktioniert.«
    Phee rollt den Kopf herum und schaut mich wieder an. »Du redest so geschwollen«, bemerkt sie, richtet sich auf und reckt sich, streckt die Arme über den Kopf. »Aber die Idee ist nicht übel«, gibt sie schließlich zu. »Vielleicht tut Lynne es ja mir zuliebe …« Phee wiegt ihren Kopf hin und her. »Ob sich das für den sozialen Teil unserer Duke-of-Edinburgh-Sache anrechnen lässt? Ich wüsste nicht, wie ich sie sonst zu Ende bringen sollte. Ich hatte zwar überlegt, auf der Station meiner

Weitere Kostenlose Bücher