Die Nacht Hat Viele Augen -1-
dass es an der Zeit sei. Also hab ich ihm erlaubt, mich zurück in meine Wohnung zu bringen.«
»Und?«, drängte er.
Sie wand sich erneut. »Und was? Ich habe dann zugelassen, dass er … äh … äh … es getan hat.«
»Und?«
Ihr Gesicht brannte. »Gott, hörst du denn nie auf?«
»Nie«, erwiderte er ruhig. »Erzähl es mir.«
»Na ja, es war furchtbar .« Sie stieß das letzte Wort schnell und verlegen hervor.
Seth schwieg einen Moment. »Und was genau bezeichnest du dabei als furchtbar?«, erkundigte er sich. Er schien äußerst interessiert daran zu sein.
»Oh, bitte …«
»Sag es mir einfach, damit ich es niemals bei dir tue.«
Sie lachte, aber es fühlte sich mehr wie ein Schluchzen an. »Das könntest du gar nicht. Es war in weniger als einer Minute vorbei, und es hat wehgetan. Er … er ist dann weggelaufen, während ich mich frisch gemacht habe. Ich kam aus dem Badezimmer, und er war weg.«
Er gab einen angewiderten Laut von sich. »Was für ein Idiot!«
Sie lächelte über die Wut in seiner Stimme. »Ich bin drüber weg.«
»Kein Vorspiel, kein Streicheln, kein Oralsex, absolut nichts?«
Ihr wurde noch heißer. »Seth, bitte …«
»Jetzt sei nicht so zimperlich«, fuhr er sie an.
Sie seufzte. »Er konnte es nicht abwarten. Er wollte einfach … du weißt schon.«
»Ja, ich weiß. Und wie. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, dir dein erstes Mal zu versauen. Herrgott. Was für ein unglaubliches Arschloch.«
Sie küsste ihn auf die Stirn, gerührt davon, dass er so wütend war. »Es ist schon okay«, flüsterte sie. »Das zweite Mal hat alles wiedergutgemacht.«
Besitzergreifend zog er sie fest an sich. Raine ließ ihren Kopf mit einem leisen genussvollen Seufzer nach hinten fallen, während er ihren Hals küsste.
»Wie hieß der Bastard?«
Sie erstarrte, als ihr die Frage bewusst wurde. »Warum willst du das wissen?«
»Willst du, dass ich ihn für dich töte?« Seine Stimme klang absolut unaufgeregt.
Eine kalte Faust schien sich um ihren Magen zu schließen. »Das ist nicht witzig, Seth.«
»Ups. Tut mir leid. Wie wär’s mit ein paar gebrochenen Knochen? Rippen, Kniescheiben, Finger?« Seine Zähne glänzten im Halbdunkel. »Du hast die Wahl.«
»Das wird nicht nötig sein, danke«, erwiderte sie steif. »Ich bin drüber weg. Gemein und rüpelhaft und schlecht im Bett zu sein, ist kein Kapitalverbrechen, Seth. Das weißt du doch wohl, oder nicht?«
»Die Zeiten ändern sich, Süße.« Seine Stimme klang so weich wie ein Kuss. Er ließ seine Hand unter ihr T-Shirt gleiten und strich mit den Fingerspitzen erneut über ihren Bauch. »Gemein und rüpelhaft zu dir zu sein, ist gerade zu einem geworden.«
Er machte sie nervös. Sie packte seine Finger mit beiden Händen und hielt sie still. »Seth, das soll doch ein Witz sein, oder nicht?«
Er zog sie wieder in seine Arme. »Natürlich, Süße«, sagte er beruhigend. »Nur ein einziges Mal. Himmel. Ich wünschte, ich hätte das gewusst. Ich wäre ganz anders zu dir gewesen.«
Sein warmer Atem an ihrem Ohr ließ sie erschauern. »Es hat mir gefallen, wie du warst«, sagte sie. »Alles, bis auf die letzten drei Minuten.«
Er strich mit seinen Lippen über ihre, verlangend und verführerisch, und zog sie fester an sich. »Also vergibst du mir?«
Die Intensität in seinem Ton alarmierte sie. »Da bin ich mir noch nicht sicher.«
»Überleg es dir, Babe, denn ich verbrenne vor deinen Augen.«
»Hör auf, mich zu bedrängen, Seth Mackey«, erwiderte sie mit so viel Strenge, wie sie aufbringen konnte. »Du befindest dich immer noch auf unsicherem Boden.«
Er lachte. »Gerade auf unsicherem Boden laufe ich zu Höchstform auf, Kleines.«
Sie wusste, dass der lange, süße und erfahrene Kuss dazu bestimmt war, sie hilflos und schwindelig zu machen, aber selbst wenn es funktionierte, selbst wenn sie sein triumphierendes Lächeln an ihrem Mund spürte, sie konnte nicht böse auf ihn sein. Er strich ihr das Haar zurück und blickte ihr ins Gesicht.
»Es tut mir leid, was ich gesagt habe, Raine. Ich wünschte, ich könnte es zurücknehmen.«
Seine Aufrichtigkeit ließ ihr Herz schmelzen. Am liebsten hätte sie sein Gesicht mit beruhigenden Küssen bedeckt, als sei er ein Baby, um ihn aus der Einsamkeit zu erlösen, die sie hinter seinem rauen Äußeren spürte.
Er öffnete ihre Jacke und schob ihr T-Shirt bis hoch zu ihrem Schlüsselbein, rau und drängend. Sie versuchte sich ihm zu entwinden. »Seth, nicht.«
Ihre atemlos
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