Die Nacht Hat Viele Augen -1-
Schloss schnappte ein. Zusammen saßen sie in der Dunkelheit und schwiegen. Nur ihr keuchender Atem war zu hören.
Er zog ihren bebenden Körper auf seinen Schoß, barg ihren Kopf in seiner Halsbeuge und umschlang sie fest. Sie spürte seine stumme, schmerzvolle Entschuldigung in der zitternden Anspannung seines muskulösen Körpers.
Sie fühlte sein Herz, das ihm im Hals schlug, und seine Erektion, die sich gegen ihren Schenkel presste. Vielleicht ging es nur darum. Er hatte heute Nachmittag nicht genug bekommen, der unersättliche Bastard, und er dachte, er könnte sich einfach entschuldigen und mehr bekommen. Zorn flammte in ihr auf, aber sie war zu müde, um das Feuer anzufachen. Es flackerte nur kurz auf und erstarb dann. Sie war ausgebrannt und zufrieden damit, erschöpft gegen ihn gelehnt zu sitzen.
Er übersäte ihren Nacken mit kleinen, beruhigenden Küssen, und seine Wärme drang in ihren Körper, sodass sie seufzte und sich streckte und beinah geschnurrt hätte. Was für ein seltsames Gefühl das war, wie ein Baby in seinen starken Armen zu liegen, umgeben von seiner Wärme. Sie fühlte sich beschützt. Natürlich war es nur eine Illusion, aber eine sehr schöne. Sie wollte, dass es so blieb.
Aber es war dumm, sich zu entspannen. Seth war ein Labyrinth aus Widersprüchen. Zärtlichkeit und Grausamkeit, verführerische Überredungskunst und skrupellose Nötigung, alles so eng miteinander verwoben, dass man es niemals würde auseinanderhalten können. Jeden Schutzwall, den sie errichtet hatte, wischte Seth beiseite, als wäre er aus Seidenpapier. Und heute Abend hatte sie nicht die Kraft, einen weiteren aufzubauen.
»Halt mich nicht wieder zum Narren, Seth Mackey.« Sie presste ihren Mund gegen die heiße, samtene Haut seines Nackens und knabberte an ihm, fest genug, dass er zuckte. »Wage es nicht.«
Seine Arme schlossen sich so eng um sie, dass ihr der Atem wegblieb. »Das werde ich nicht.«
Sie wand sich in seinen Armen. »Hey. Nicht so fest«, protestierte sie.
»Doch.«
»Ich muss wenigstens atmen können«, erklärte sie. »Ich gehe nicht fort.«
Seine Augen waren voller Zweifel, aber er lockerte seinen Griff. Ein wenig.
Sie zog ihren Kopf unter seinem Kinn hervor. »Glaub aber nicht, nur weil du mich im Arm halten darfst, wäre die Sache erledigt.«
Seine Zähne blitzten, als er lächelte. »Das würde mir doch im Traum nicht einfallen.« Ein ratschendes Geräusch ertönte, und der Reißverschluss ihrer Sweatjacke wurde geöffnet. Dann schob er seine Hand unter den Stoff und ließ sie über ihren Körper gleiten.
Sie schlug ihm auf die Finger. »Darum geht es also? Du hast dich nur entschuldigt, weil du mich wieder ficken willst?«
Er hielt inne. »Aus deinem Mund klingt dieses Wort nicht schön.« Sein Ton war leicht missbilligend.
Sie lachte auf. »Ach, wirklich, Seth? Habe ich dich beleidigt?«
Er drückte sie gegen seine Brust. Seine Wange kratzte über die Wolle seines Pullovers. »Schon gut«, murmelte er. »Komm wieder her.«
»Wie lange hast du schon hier gesessen?«, wollte sie wissen.
»Ungefähr seit halb eins.«
»Zwei Stunden?« Sie kämpfte sich in eine sitzende Position und sah ihn überrascht an.
Er zuckte die Achseln und rieb mit der Spitze ihres Zopfes über seine Wange. »Ja. Ist doch egal. Gott, dein Haar ist weich.«
Sie versuchte, ihm den Zopf zu entziehen, aber er hielt ihn eifersüchtig fest. »Warum bist du nicht einfach … zur Tür gekommen?«
Er schnupperte an ihrem Zopf. »Ich bin davon ausgegangen, du würdest mir wieder sagen, dass ich zur Hölle fahren soll. Du warst so sauer auf mich, und schließlich ist es mitten in der Nacht.«
»Warum dann?«, hakte sie nach. »Warum bist du hier draußen in der Dunkelheit geblieben?«
»Warum nicht? Warum tut jemand irgendetwas? Muss ich einen Grund dafür haben? Ich hab mich schlecht gefühlt. Ich wollte in deiner Nähe sein. Vielleicht wollte ich Buße tun oder irgendetwas Ähnliches.«
»Buße«, wiederholte sie. Ihre Lippen begannen zu zucken. »Wenn es Buße sein sollte, dann reicht es nicht.«
»Was würde denn reichen?«
Sie drückte sich gegen seine Brust und drehte sich herum, bis sie mit dem Gesicht zu ihm auf seinem Schoß saß. »Lass mich ein bisschen darüber nachdenken.«
Er schnaubte. »Ganz schlechte Idee. Denk nicht nach, Raine.«
»Ja, das würde dir wohl perfekt in den Kram passen, wenn ich es nicht täte, nicht wahr?«, erwiderte sie. »Zu dumm, dass man mein Hirn nicht ausschalten
Weitere Kostenlose Bücher