Die Nacht, in der er zurueckkehrte
sitzt du doch in einer Gefängniszelle in Guatemala.“
Guatemala? Gefängnis? Davon hatte sie nie etwas gehört, und sie fragte sich, wieso Trace das wusste und sie nicht.
„Sie haben mich rausgelassen“, erwiderte Cisco mit schiefem Lächeln. „Gute Führung.“
Selbst Belle schien die angespannte Atmosphäre zu spüren, denn sie legte mit ernstem Gesicht ihren Kopf an Eastons Schulter.
Cisco wandte sich an Easton. „Ich bin hier fertig. Wenn du bereit bist, können wir nach Hause fahren.“
Nach Hause. Hatte er das absichtlich so betont?
„Ich … ja. Ich muss nur Belles Sachen zusammenpacken.“
„Ich warte im Auto.“
Abrupt drehte er sich um und ging mit erstaunlich sicheren Schritten nach draußen zu seinem Wagen.
Stirnrunzelnd blickte Trace ihm hinterher, dann drehte er sich zu Easton um. „Das hast du also mit der langen Geschichte gemeint. Alles, was mit del Norte zu tun hat, ist zwangsläufig so verworren wie ein Wollknäuel, das die Katze in den Fängen hatte.“
„Tut mir leid.“ Eigentlich wusste sie gar nicht, wofür sie sich entschuldigte. Dafür, dass sie ihre Verabredung abgesagt hatte? Oder dafür, dass ihr Herz nie für ihn frei sein würde, weil sie Cisco del Norte liebte, seit sie denken konnte?
Unglückseligerweise. Wie viel besser wäre sie mit einem Mann wie Trace dran. Der trug ganz selbstverständlich die kleine Belle in ihrem Kindersitz zum Wagen.
Inzwischen war es Nachmittag. Die Luft roch nach Frühling und den ersten Rosen, die sich an der Parkplatzmauer entlangrankten.
„Nimm dich vor ihm in Acht, Easton“, sagte Trace, als sie den Parkplatz erreichten. „Er bringt nur Probleme mit sich.“
Ja, das hatte sie heute schon mal gehört. Und da sie nicht das Gegenteil behaupten konnte, schwieg sie lieber.
„Bleibt er jetzt auf der Ranch?“
„Nur für ein paar Tage. Bis seine Wunde verheilt ist. Und bis die Kleine von ihrer Tante in Boise abgeholt wird.“
Traces Kiefernknochen mahlten. „Wieso muss er auf der Winder Ranch wohnen? Kann er nicht woanders hingehen?“
„Es ist sein Zuhause. Jo und Guff haben ihm genauso einen Anteil an der Ranch vererbt wie mir und Quinn und Brant.“
Allerdings gehörte Easton mehr als die Hälfte, da ihre Eltern bereits Miteigentümer der Ranch gewesen waren und sie deren Anteil geerbt hatte. Ihre drei Ziehbrüder ließen ihr völlig freie Hand bei der Bewirtschaftung der Ranch und stellten keinerlei Ansprüche, was den Gewinn betraf.
„Vielleicht solltest du ihm seinen Anteil abkaufen. Ein Typ wie er kann doch immer Geld gebrauchen.“
Daran hatte sie auch schon gedacht, aber den Gedanken immer wieder verworfen. Wenn sie das täte, hätte er gar keinen Grund mehr, zu Besuch zu kommen.
Es gehörte zur widersprüchlichen Natur ihrer Gefühle, dass sie einerseits wollte, dass er wegblieb, andererseits die Möglichkeit, ihn für immer fernzuhalten, nicht nutzte.
„Tut mir wirklich leid, dass ich unsere Verabredung absagen muss“, sagte sie schnell, um das Thema zu wechseln. „Ich werde das wiedergutmachen, sobald wieder Ruhe eingekehrt ist.“
Sie merkte, dass er gern noch mehr gesagt hätte, doch zu ihrer Erleichterung schwieg er und drückte sie nur kurz mit einem Arm an sich, denn mit dem anderen hielt er den Kindersitz.
Zu ihrer Verblüffung beugte er sich plötzlich über sie und küsste sie. Er hatte sie schon häufiger geküsst, aber nie so besitzergreifend. Sie empfand seinen Kuss als angenehm, aber auch nicht mehr. Während sie heute Morgen, als Cisco sie halb im Fieberwahn geküsst hatte, vor Wonne beinahe zersprungen wäre. Sie machte sich los, denn sie bemerkte, dass Cisco sie beobachtete. „Ich verfrachte die junge Dame mal lieber ins Auto“, sagte sie schnell und nahm ihm den Kindersitz ab.
„Ja, klar. Sag mir Bescheid, wenn du wieder Zeit hast. Und wenn was ist, ruf mich an.“
Was erwartete er denn, was passieren könnte? Etwa, dass Cisco eine Bande Krimineller einladen würde, in Jos Gemüsegarten zu campen? „Ja. Danke, Trace.“
Er wartete, bis sie den Kindersitz angegurtet hatte, dann winkte er zum Abschied und ging in die Praxis zurück.
Als Easton auf dem Fahrersitz neben Cisco Platz nahm, sah sie ihn kurz von der Seite an. Er blickte mit ausdrucksloser Miene stur geradeaus.
Erst als sie auf der Schnellstraße fuhren, fing er an zu reden. „Du bist jetzt also mit Bowman zusammen.“
Sie umklammerte das Lenkrad fester. „So würde ich das nicht nennen. Wir sind ein paar Mal
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