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Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Titel: Die Nacht, in der er zurueckkehrte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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regte.
    „Schläfst du eigentlich irgendwann mal richtig fest? Ich meine, wenn du dich in der Welt herumtreibst und das machst, worüber du nie redest?“
    „Ich schlafe schon.“
    „Mit einem Revolver unterm Kopfkissen und einem Messer unterm Bett?“
    Er beschloss, die Frage zu ignorieren. Das gehörte zu den Dingen, mit denen er Easton und die anderen all die Jahre verschont hatte. „Ich habe nach einem Schmerzmittel gesucht. Hast du irgendwo Tabletten?“
    Sie stellte ihr Glas ab. An ihrem Blick konnte er erkennen, dass ihr sein Ablenkungsmanöver nicht entgangen war. „Genügen die Schmerztabletten, die Jake dir gegeben hat, nicht?“
    „Ich habe keine mehr.“
    Sie sah ihn lange an, und er war sicher, sie hätte ihm jede Menge zu sagen gehabt. Doch sie zuckte nur mit den Achseln, griff in die Schublade und warf ihm die Tabletten zu. Dann füllte sie ein Glas mit Wasser und reichte es ihm.
    „Danke.“
    Nachdem er zwei Tabletten geschluckt hatte, sagte er: „Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe. Ich habe nicht an die knarrende Stufe gedacht.“
    Sie lächelte, und wieder war er hingerissen von ihrer Schönheit. „Manchmal hatte ich den Verdacht, dass Guff für die Stufe absichtlich ein spezielles Holz verwendet hat, um rechtzeitig gewarnt zu werden. Mich hat er auch ein paar Mal erwischt.“
    „Wirklich? Wo hast du dich denn nachts rumgetrieben?“
    „Nicht, was du denkst. Ich hatte nur manchmal Lust, im Mondschein zu reiten. Im Gegensatz zu euch Jungs war ich ein braves Kind.“
    „Außer wenn du mit uns gemeinsam ausgebüxt bist.“
    Sie zog eine Grimasse. „Ja. Erinnerst du dich, als ich unbedingt mit euch zu den Hidden Falls reiten wollte? Da war ich vielleicht dreizehn, und meine Mutter meinte, ich sei jetzt schon ein bisschen groß, um mich mit Jungs rumzutreiben.“
    „Ja, wir waren wirklich kein guter Umgang für dich.“ Er lächelte sie an.
    Sie wurde nachdenklich, dann erwiderte sie sein Lächeln. „Ohne euch wäre mein Leben nur halb so interessant gewesen. Brant und Quinn waren die älteren Brüder, von denen ich immer geträumt hatte, und du …“
    „Was war ich?“, fragte er, obwohl er die Antwort kannte.
    „Das weißt du doch ganz genau“, murmelte sie.
    Obwohl seine innere Alarmglocke anfing zu schrillen, ging er langsam auf sie zu. Er konnte einfach nicht anders. Schon seit sie die Küche betreten hatte, kribbelte sein Körper vor Erregung.
    Ihre Augen flatterten, und er sah, dass sie den Atem anhielt und ihr Glas fester umklammerte.
    In seinem Zustand war er nicht ganz zurechnungsfähig und sollte sich lieber zügeln, doch in ihren Augen las er dieselbe Sehnsucht, die er selbst verspürte.
    „Cisco …“
    Er verschloss ihr den Mund mit einem Kuss und fühlte sich augenblicklich wie im Himmel. Ihre Lippen waren weich und warm, und ihre Haut duftete süß nach Schlaf und Wildblumen.
    In den dunkelsten Momenten seines Lebens hatte die Erinnerung an ihre Küsse ihm Halt gegeben. Die Erinnerung an die zauberhaften Momente in der Hütte, die Quinn und Brant am Seeufer gebaut hatten. An das Entzücken, sie im Arm zu halten und verwundert festzustellen, dass sie seinen Kuss erwiderte. Und an die verzweifelte Leidenschaft in der Nacht nach Guffs Beerdigung.
    Das war vor fünf Jahren gewesen, und er erinnerte sich an jede einzelne Sekunde, an jeden Seufzer und jede Liebkosung.
    Easton nun wieder weich und warm im Arm zu halten, brachte die Erinnerung mit Macht zurück. Wie lange hatte er sich danach gesehnt. Das Gefühl war so berauschend, dass er seine Schmerzen und Sorgen völlig vergaß.
    Und auch die Tatsache, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie geben konnte.
    „Cisco“, seufzte sie.
    Er liebte es, wie sie seinen Namen aussprach. Gleichzeitig brachte es ihn in die Realität zurück.
    Er sollte sich lieber zurückhalten, denn er hatte ihr schon genug angetan. Seit fünf Jahren plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Damals hatte er ihre Verletzlichkeit ausgenutzt, weil er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte.
    Sie war noch Jungfrau gewesen, trotz ihrer vierundzwanzig Jahre. Er hatte sich dafür gehasst, dass er ihr das genommen hatte, doch gleichzeitig war er damals stolz gewesen, dass er der Auserwählte gewesen war.
    Seit dieser Nacht war zwischen ihnen nichts mehr wie zuvor. In aller Frühe war er abgereist, ohne sich zu verabschieden. War in sein hässliches Leben zurückgekehrt, das so gar nichts mit der Winder Ranch und Easton zu tun hatte.
    Drei Monate

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