Die Nacht, in der er zurueckkehrte
ausgegangen, das ist alles. Ich mag ihn gern.“
„Jedenfalls sah er aus wie ein Hund, der sein Revier markiert.“
„Nettes Bild“, murmelte sie. „Aber das bildest du dir nur ein.“
„Wirklich?“
„Du kennst mich, ich lasse mich nicht in ein Revier sperren.“
Sie gehörte nur sich selbst – abgesehen von dem blöden kleinen Winkel in ihrem Herzen, der immer Cisco gehören würde.
3. KAPITEL
Bin ich im Himmel?
Cisco ritt auf seinem Lieblingspferd Russ, einem Rotfuchs, auf einem traumhaft schönen Pfad hoch in die Berge. Die Berggipfel ragten in ihrer grandiosen Schönheit vor ihm auf. Die Sonne wärmte seinen Rücken, und die Luft duftete köstlich nach Pinien und Wildblumen.
Genau wie Easton.
Sie ritt hinter ihm auf ihrem Grauschimmel Lucky Star, und als er sich zu ihr umdrehte, strahlte sie ihn an. Ihr honigblondes langes Haar wehte im Wind.
Ein perfekter Tag, der nie aufhören dürfte.
Doch plötzlich verschwand die Sonne hinter einer Wolke, und der Pfad verdüsterte sich. Easton blieb mit ihrem Pferd zurück, aber er musste weiterreiten. Nur noch ein kleines Stück, und sie würden eine Hütte erreichen, wo sie vor dem nun einsetzenden Regen geschützt wären.
Der Pfad führte an einer Geröllhalde vorbei. Cisco hatte mit seinem Pferd gerade die riskanteste Stelle passiert, als hinter ihm der Pfad wegbrach und eine Lawine aus Schlamm und Geröll ins Tal stürzte. Er blickte sich um und sah, dass Easton mit ihrem Pferd auf die Stelle zuritt.
„Stopp, reite zurück!“, schrie er und wedelte mit den Armen, doch plötzlich setzte ein heftiger Wind ein, der seine Stimme verschluckte.
Wieder lächelte Easton ihn an, und kurz darauf rutschte sie mit ihrem Pferd in den Abgrund.
Er schrie entsetzt auf … und wurde von seinem eigenen Schrei wach.
Instinktiv griff er nach der Pistole unter seinem Kopfkissen und blickte sich suchend um.
Nein, es war nur ein Traum. Er lag in seinem alten Zimmer auf der Winder Ranch. Vor dem Fenster hingen die Vorhänge, die Jo genäht hatte.
Er steckte die Pistole wieder unters Kopfkissen und versuchte, seinen Herzschlag zu beruhigen.
Er hatte nur geträumt. Easton war in Sicherheit.
Kaum hatte er sich etwas beruhigt, hörte er ein Wimmern. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass die Laute aus dem Kinderzimmer kamen.
Belle.
Ohne auf die schmerzende Wunde zu achten, stand er auf und ging über den dunklen Flur nach nebenan.
Unter Eastons Tür war kein Lichtstreifen zu sehen, und er hoffte, dass sie nicht wach geworden war. Für Belle war er verantwortlich. In den letzen beiden Tagen hatte er Easton schon genug aufgeladen.
Er war einfach zu schwach gewesen. Nachdem sie zur Ranch zurückgekehrt waren, hatte er es kaum die Treppe hoch in sein Zimmer geschafft und war sofort eingeschlafen. Das Fieber und das starke Antibiotikum hatten ihn völlig außer Gefecht gesetzt. Zwei Tage lang hatte er nur geschlafen. Heute war er kurz zum Essen aufgestanden und hatte sich dann sofort wieder hingelegt.
Er fragte sich, ob er noch mehr Albträume gehabt hatte.
Für das, was er gerade geträumt hatte, brauchte er keine Traumdeutung. Er brachte Easton nur Unglück, und ihr ginge es wesentlich besser, wenn er sich von ihr fernhielte.
Leise näherte er sich dem Kinderbett. Der Mond schien herein, und die kleine Bärennachtlampe verbreitete ein schwaches Licht. Er sah, dass Belle im Halbschlaf wimmerte. Vermutlich hatte das arme Kind auch Albträume.
Sobald Cisco merkte, dass es Belle nicht gut ging, brach ihm jedes Mal der kalte Schweiß aus. Dann wollte er ihr helfen, wusste aber nicht, wie. Die Woche nach Soquis Tod war extrem schwierig für ihn gewesen. Noch immer konnte er kaum glauben, dass er das alles irgendwie hingekriegt hatte.
Die Kleine lag auf der Seite, und er legte ihr beruhigend die Hand auf den Rücken und summte eine halb vergessene Melodie. Vermutlich hatte seine Mutter ihm dieses Wiegenlied gesungen, obwohl er sich kaum an sie erinnern konnte. Er war erst drei Jahre alt gewesen, als sie ertrank.
Doch sein Vater hatte ihm die Geschichte so oft erzählt, dass er alles lebhaft vor Augen hatte.
Seine Eltern hatten einen Job als Saisonarbeiter auf einer Farm in Texas gefunden, und Cisco war immer mit seiner Mutter aufs Feld gegangen. Eines Tages war er weggelaufen, um die Gegend zu erkunden. Als seine Mutter merkte, dass er nicht mehr da war, suchte sie ihn überall. Plötzlich sah sie ihn an dem breiten Bewässerungskanal stehen, der wegen eines
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